Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Wenn's auf dem Balkon quakt

Verhaltenstipps zur Entenbrutzeit

Mit offenen Augen kommen Entenküken zur Welt, sind mit einem kompletten Daunenkleid ausgestattet und laufen schon am ersten Tag aktiv den Eltern hinterher. (Bild: Tierschutzverein München)

In Großstädten brüten Enten zwischen März und Juli in Parks und Gärten. Weil aber natürliche Brutstätten seltener geworden sind, suchen sich die Vögel auch ungewöhnliche Orte zum Brüten aus. So werden nicht selten Balkone oder Terrassen zum Nisten gewählt. Wer auf "Balkonien" plötzlich ein brütendes Tier vorfindet, sollte einen kühlen Kopf bewahren und folgende Ratschläge des Tierschutzvereins und des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) befolgen.

Nisten vermeiden

Wer Entenbesuch auf seinem Balkon beobachtet, sollte den Wasservögeln signalisieren, dass dies keine geeignete Brutstätte ist. "Häufiges Begehen des Balkons schreckt die Tiere oft schon ab. Auch sollte man ihnen keine Nischen zwischen Blumentöpfen oder Ähnlichem bieten", rät Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins. "Vor allem sollte man die Tiere aber nicht füttern, denn damit macht man ihnen einen begrünten Balkon erst recht als Nistplatz schmackhaft." Anders sieht die Situation aus, wenn die Vogelmama die Eier bereits gelegt hat: "Brütende Enten sind durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt", erklärt Gerhard Wendl vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Fürstenfeldbruck. In seiner Auffangstation pflegt der Fachmann jedes Jahr dutzende verletzte Wildvögel, päppelt hilflose Tiere auf und arbeitet auf dem Gebiet Wildtiere eng mit dem Tierschutzverein zusammen."Sind also bereits Eier da, ist es nicht erlaubt die Brutstätten zu stören oder gar zu zerstören", warnt Wendl.

Balkon sichern

"In diesem Fall ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen, d.h. sich der Ente öfter vorsichtig nähern und dabei beruhigend auf sie einzureden. Es geht darum, dem Tier zu zeigen, dass von einem keine Gefahr ausgeht, was später beim Einfangen von Vorteil ist", so der Fachmann. Nach einer Brutzeit von 22 bis 27 Tagen schlüpfen dann acht bis zwölf quirlige Jungen. "Ungefähr zwei Tage ernähren sie sich vom Dottersack und verstecken sich unter der Mutter, danach folgen sie ihr zur Nahrungssuche." Spätestens jetzt spielt die Lage des Brutplatzes eine wichtige Rolle, wie Gerhard Wendl erläutert: "An einer Terrasse oder einem niedrigen Balkon können schräg gestellte Bretter als Rampe für die Tiere dienen. Befindet sich der Balkon aber in einer höheren Etage, muss mehr beachtet werden: Vor dem Schlüpfen sollte er rundherum abgesichert werden (auch auf Regenrinnen achten!), damit die Jungtiere nicht hinunterfallen können." Und da die Küken dem fliegenden Muttertier von einem höher gelegenen Stockwerk nicht zur Nahrungssuche folgen können, empfiehlt Gerhard Wendl, die Vogelfamilie bald nach dem Schlüpfen einzufangen und an eine nahe, möglichst ungestörte Wasserstelle zu bringen. "Dabei sollte man zuerst das Muttertier mit einem Handtuch einfangen. Entenmama und Küken sollten in separaten Kisten transportiert werden, da sonst die Gefahr besteht, dass die Kleinen zerquetscht werden."

Im Notfall

Lässt man die Entenfamilie dann in der Nähe eines geschützten Gewässers raus, ist es entscheidend, die Küken zuerst laufen zu lassen; danach erst setzt man die Mutter frei. "Lässt man nämlich das erwachsene Tier zuerst raus, wird es wegfliegen. Die Mutter muss ihre Küken sehen, dann sammelt sie diese wieder ein."

Was aber, wenn das Muttertier schon bei der Einfangaktion wegfliegt und nicht wiederkommt oder keine geeignete Wasserstelle in der Nähe ist? "Dann darf man die Kleinen auf keinen Fall alleine lassen oder sie anderswo aussetzen. In diesem Fall müssen unverzüglich die Wildtierpfleger des Tierschutzvereins informiert werden." Diese sind unter Tel. 0170 7729600 zu erreichen. Zum Schluss bittet Judith Brettmeister: "Traut man sich bereits das Einfangen der Tiere nicht zu, kann man jederzeit unsere Tierschutzinspektoren unter der Telefonnummer (089) 921000-33 oder -37 kontaktieren. Diese helfen gerne dabei."

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt