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Wahre Welle an Hilfsbereitschaft

Münchner FreiwilligenMesse findet bis 31. Januar online statt

Auch in Sachen Umwelt- und Klimaschutz gibt es viele Möglichkeiten, sich für die Gesellschaft einzubringen. (Bild: hw)

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. So findet die Münchner FreiwilligenMesse, die seit 15 Jahren regelmäßig von der "Förderstelle für Bürgerschaftliches Engagement" (FöBE) organisiert wird, erstmals online statt.

Ausfallen wollte man sie auf gar keinen Fall lassen, sei doch der Bedarf nach Engagement, aber auch danach, sich zu engagieren, so hoch wie nie, betonte die Leiterin der erfolgreichen Messe, Dr. Gerlinde Wouters. So findet die Messe, die als Plattform für ehrenamtliche Organisationen, Vereine und Bürgerinitiativen aller Art dient, nun bis Sonntag, 31. Dezember online statt. Wie in den Jahren zuvor werden es rund 80 Teilnehmer sein, die ihre Arbeit vorstellen und Menschen zeigen, wie und wo sie sich ehrenamtlich einbringen können. Begleitet wird das Programm, in denen sich die Teilnehmer in Kurzfilmen und Textbeiträgen vorstellen, von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Die Abschlussrunde wird z.B. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden am 31. Januar begleiten. Stolz ist Gerlinde Wouters darauf, den Liedermacher und Stadtrat Roland Hefter für einen Beitrag gewonnen zu haben. Der Musiker steuert nicht nur einen Auftritt bei, sondern hat für die Freiwilligenmesse sogar ein eigenes Lied komponiert.

Erfreulicher Trend

43,6 Prozent der Münchner engagieren sich bereits regelmäßig, was aber noch wichtiger ist, rund die Hälfte derer, die sich aktuell noch nicht engagieren, hätte grundsätzlich Interesse daran, ein Ehrenamt auszuüben. Das sind die Ergebnisse des Freiwilligensurveys von 2014. Wie Nicole Kertesz von der Engagement-Beratung "Gute Tat" erklärt, sind derzeit viele von den Menschen, die sich aufgrund der Pandemie in Kurzarbeit befinden oder arbeitslos sind, gerne bereit, einen Teil ihrer Zeit für andere einzubringen, sich nützlich zu machen. Ein Trend, den Gerlinde Wouters nur bestätigen kann. Kurz nach dem ersten Lockdown hätten sich rund 7.000 Personen gemeldet, die anboten, für andere Personen einkaufen zu gehen, wichtige Botengänge zu erledigen oder den Hund Gassi zu führen. "Eine wahre Welle an Hilfsbereitschaft ist durch Corona ausgelöst worden", betont Wouters.

Spontane Ideen

Die Form, in der Ehrenamt ausgeübt wird, hat sich allerdings im Lauf der Jahre verändert. Besonders die Organisationen haben heute gute Karten, Mitstreiter zu finden, bei denen sich der Ehrenamtliche in Spe nicht auf einen allzu langen Zeitraum festlegen muss, sondern das Ehrenamt eher spontan und aktionsbezogen umsetzen kann. So waren beispielsweise im vergangenen Jahr die so genannten "Hofkonzerte" ein echter Renner bei den Ehrenamtlichen. Bei diesen Hofkonzerten haben Musikgruppen, Chöre oder auch einzelne Musiker kleine Gartenkonzerte in Alten- und Pflegeheimen gegeben. Aber nicht wie sonst üblich in Versammlungsräumen, sondern im Garten oder im Innenhof der jeweiligen Einrichtung. So konnten die Bewohner von ihren Balkonen oder im gebührenden Sicherheitsabstand draußen dem Musikereignis lauschen, mitsingen und mitklatschen.

Sophie Zimmermann gehört zu den Freiwilligen, die ein solches Konzert mit großem Erfolg gegeben hat. Die Studentin hatte kurzerhand ihre Schwester ins Boot geholt und gemeinsam haben sie in einem Münchner Altenheim den Bewohnern nach Absprache mit der Pflegeeinrichtung einen wunderbaren Nachmittag beschert. Den Kontakt hat hier Nicole Kertesz von "Gute Tat" hergestellt, den Rest haben die beiden Parteien selbst miteinander ausgemacht.

Auch im Bereich Umwelt gibt es jede Menge Möglichkeiten, sich zu engagieren, betont Gerlinde Wouters.

Nachbarschaften gehen neue Wege

Eher auf ein regelmäßiges Engagement zielen die sogenannten Nachbarschaftstreffs ab, die regelmäßige Veranstaltungen und Beratungsangebote bieten. Viele der früheren Angebote wie Strickkreise, Chöre oder Sportgruppen konnten im vergangenen Jahr gar nicht oder nur eingeschränkt stattfinden, bedauert hier Alexandra Ruzicka, Geschäftsführerin des Quarter M, das für 15 solcher Nachbarschaftstreffs im Stadtgebiet von München zuständig ist. Allerdings habe man durch die besonderen Umstände einen wahren Digitalisierungsschub erfahren und wo immer möglich, auf digitale Angebote umgestellt, so Ruzicka. Einer der beliebten Strickkreise treffe sich beispielsweise nun via Zoom, berichtet sie voller Stolz.

Der Bedarf wird größer

Je länger die Pandemie dauere, umso größer werde der Bedarf nach Engagement auf beiden Seiten, ist das Fazit aller Beteiligten. Die Einsamkeit vieler Menschen werde größer und man versuche Angebote zu entwickeln, die den neuen Umständen Rechnung trügen, waren sich alle Organisatoren einig. Die Einhaltung aller Regeln und die gesundheitliche Unversehrtheit stehen dabei immer an erster Stelle, sind sich die Ehrenamts-Koordinatoren einig. So gebe es beispielsweise Telefonpatenschaften mit einsamen Menschen, die sich über ein kleines Gespräch freuten oder digitale Nachhilfe für Schüler, die sich ein professionelles Nachhilfeinstitut nicht leisten könnten, um die zu betreuenden Personengruppen nicht ganz aus den Augen zu verlieren.

Mehr Info unter www.foebe-muenchen.de

So ist jetzt genau die richtige Zeit, um sich zu engagieren, wenn man das schon immer einmal tun wollte, sind sich alle Mitstreiter der FreiwilligenMesse einig. Genauso vielfältig wie das Ehrenamt, so vielfältig sind die Möglichkeiten, sich auch in Zeiten von Corona einzubringen, damit am Ende möglichst alle gut durch die schweren Zeiten kommen.

Zahlreiche Ideen dazu findet man bei der FreiwilligenMesse unter www.foebe-muenchen.de.

Wer kein Internet hat, sich aber trotzdem engagieren möchte, kann einen Broschüre mit allen Angaben auch postalisch bestellen (Förderstelle Bürgerschaftliches Engagement, Ringseisstraße 8 a, 80337 München). Am Ende hält man es am Besten wie Erich Kästner einst treffend formulierte: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!"


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