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"Vorlesen ist ein Meilenstein in der Entwicklung"

Beim zuletzt veröffentlichten Sommergespräch der Münchner Wochenanzeiger ("Viele Kinder waren noch nie in einer Buchhandlung", ID 66384) ging es um das Thema "Wie lesen und schreiben wir?". Was hat sich durch die Technisierung und das Internet verändert? Inwieweit haben Eltern Einfluss auf das Lese- und Schreibverhalten ihrer Kinder und wie könnte oder sollte man den Nachwuchs zum Lesen animieren? Diese Fragen haben wir auch unseren Leserinnen und Lesern gestellt. Hier sind ihre Antworten.

Grit Holtfreter

"Wie lesen und wie schreiben wir - das ist mal ein Thema, das mich sehr interessiert. Ich lese Bücher seit ich lesen kann. Um die 3000 dieser Schätze habe ich zu Hause stehen und die meisten auch gelesen. Für mich heißt Lesen Entspannung und Abschalten vom Alltag. Ich habe meinen Kindern vorgelesen und gehofft, dass sie die Liebe zu den Büchern teilen. Aber diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Immer wieder stelle ich fest, dass Jugendliche und auch zunehmend Erwachsene lieber mit dem Handy spielen, als sich mal in ein Buch zu vertiefen.

Für mich ist ein Buch wie ein Freund. Ich kann es anfassen, darin blättern und die tollsten Geschichten erleben. Ich habe versucht ein Buch auf einen E-Book-Reader zu lesen. Ich habe es aufgegeben. Ich brauche die Blätter, das Gefühl, ein Buch anzufassen.

Ein Buch kann Wissen vermitteln, die deutsche Sprache (Rechtschreibung, Grammatik, Ausdruck), Geschichte, Allgemeinbildung, und auch die Fantasie anregen. Unser Leben ist so vielfältig, aber leider reduziert es sich bei den meisten Menschen auf ihren Berufsalltag und das Wissen, was damit verbunden ist. Dann wird vielleicht noch die Tageszeitung gelesen. Mir reicht das aber nicht.

Ich würde mir für unsere Kinder wünschen, dass sie mehr mit Büchern als mit Elektronik aufwachsen. Leider scheinen wir  uns aber von dem Zeitalter des Lesens in einem wirklichen Buch zu verabschieden..."

Katharina Christoph

"Zu Ihrer diesbezüglichen Frage kann ich nur antworten: Es ist sehr, sehr wichtig, dass Eltern ihren Kinder Spaß am Lesen vermitteln. Und zwar durch die richtigen Bücher. Eltern sollten wissen, welche Themen ihre Kinder gerade interessieren und dann die Lektüre entsprechend aussuchen.

Wir haben als Kinder Bücher ohne Ende bekommen und auch gelesen, weil es uns Spaß gemacht hat, zu lesen. Dadurch lernt man natürlich auch das Schreiben, weil man ja für die Wörter die richtigen Buchstaben im Kopf hat. Leider ist es in der jetzigen Zeit anscheinend sehr viel der Fall, dass Eltern sich mehr um sich selbst kümmern als um die Interessen ihrer Kinder. Die Schulen können nicht die ganze Erziehungsaufgabe der Eltern übernehmen, mit dem vorsätzlich herbeigeführten Lehrermangel – Budgetkürzungen und der verkürzten Schulzeit.

Auch in diese Kerbe schlägt das „Erziehungsgeld“. Gerade Eltern, die aus welchem Grund auch immer das Geld benötigen und deswegen ihre Kinder dann nicht in die „Kitas“ schicken, können meistens ihren Kindern die Anfänge des Lesens nicht nahe bringen. Man sollte eher einen „Kita-Zwang“ einführen, dass alle Kinder dieselben Voraussetzungen erhalten, sich dann in der Schule weiter entwickeln zu können. Aber – hier fehlt ja wieder das Geld für ausgebildete Kindergärtnerinnen – oder heißt das jetzt Vorschulerzieher/innen?

Ich habe fest gestellt, dass junge Leute in vielen Fällen nicht mehr richtig schreiben können, ob Alte oder Neue Rechtschreibung. Sie können oft nur noch Kürzel und warten, dass die Wörter dann von selbst ausgefüllt werden. Hier ist vielleicht auch ein Grundproblem, dass man auf dem Handy gar nicht mehr selbst richtig schreiben muss, es wird sowieso alles von selbst korrigiert, wofür dann richtig Schreiben lernen?!!

P.S.: Ich schreibe immer noch Briefe mit der Hand, obwohl es auf dem Computer schneller ginge. Aber das finde ich für manche Anlässe einfach zu unpersönlich."

Werner Mack

"Das Vorlesen weckt von frühester Kindheit an das Interesse am späteren Lesen und ist ein ganz wichtiger Meilenstein in der Entwicklung. Wer viel liest, hat sicher weniger Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung.

Es hat immer eine sehr persönliche Note, wenn Briefe/Karten mit der Hand geschrieben werden. Man sollte jedoch die SMS/Mail nicht pauschal verdammen – besonders dann, wenn es schnell gehen soll. Allemal besser, als nichts hören zu lassen!"

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