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Vom Kräuterweib zum Apotheker

Mit Wissen, Erfahrungen und Können anderen helfen

Eine Apotheke um das Jahr 1930. Damals stellten die meisten Apotheker noch Medikamente und Heilsalben nach eigener Rezeptur her. (Bild: Johannes Kruse)

Fast jeder ist, wenn er sich krank fühlte, einem Pfefferminz- oder Kamillentee begegnet, der ihm mit der Versicherung, dass dies ein hilfreiches altes Hausmittel sei, serviert wurde. Es gibt viele solche „guten alten Hausmittel“, die heiße Milch mit Honig etwa oder der Quarkwickel. Die Natur ist die reinste Apotheke. Sie schenkt uns zahllose Heilkräuter.

Schon in der Antike setzte man auf die heilsame Wirkung von Kräutern und Gewürzen. So waren den alten Ägyptern Koriander, Kümmel und die Kamille bekannt. Sie wussten um die Vorzüge von Kümmel und Dill gegen Krämpfe der Verdauungsorgane, vom appetitanregenden Koriander oder der Heilkraft der Kamille.

Wissen sammeln und pflegen

Auch bei uns wurde solches Wissen im Mittelalter gesammelt und gepflegt, oft in manchen Klöstern, aber auch von Frauen, die ihre Kenntnisse um die Heilkraft so manchen Krautes von ihren Müttern und Großmüttern erworben hatten. Das waren die sogenannten „Kräuterweiber“, die es auch heute noch vereinzelt gibt. Freilich war eine Existenz als Kräuterweib im Mittelalter beschwerlicher und mitunter gefährlicher als heute. Denn nicht selten gerieten sie ins Visier derer, die in ihren Erfahrungen und Kenntnissen "Hexenwerk" vermuteten.

Dennoch blieb das Wissen um die Heilkräuter und ihrer Wirkung. Man machte sich auf die Suche nach ebensolchen Kräutern, lagerte sie, verarbeitete sie. Aufbewahrungsort, Lager oder Speicher heißt im Altgriechischen „ apotheke“ - die Apotheke oder der Apotheker waren geboren, zunächst in Personalunion mit dem Mediziner, Arzt oder Bader, hahrende Heiler und Chirurgen.

Seit dem Jahr 1241 belegt

Die eigentliche Geburtsstunde dieses Berufs schlug schon in der Zeit zwischen 1231 und 1243, als der Stauferkaiser Friedrich II. eine Gesetzessammlung erarbeiten ließ, in der erstmals auch eine Trennung der Berufe von Arzt und Apotheker vorgeschrieben war. Diese Vorschrift galt zwar nur für das Königreich Sizilien, wurde aber sehr bald zum Vorbild für Apothekenordnungen auch nördlich der Alpen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurden aus den fliegenden Händlern, die ihre Heilpflanzen, Gewürze und Drogen verkauften, den sogenannten „Dürrkräutlern“, schließlich der niedergelassene Apotheker, der eigene Arzneimittel aus seinen Kräutern herstellte und verkaufte. Die älteste bekannte Apotheke Europas stammt aus dieser Zeit und sie existiert noch heute: Eine Urkunde aus dem Jahr 1241, die das Siegel der Stadt Trier trägt, dokumentiert, dass der „Domkellner Friedrich“ seine Apotheke mit Haus, Hof und Zubehör, damals "Auf dem Graben“ gelegen, dem Damenstift St. Thomas in Kyllburg in der Eifel schenkte. Diese Apotheke trägt heute den Namen „Löwen-Apotheke“, aus „dem Graben“ wurde der heutige Hauptmarkt.

Der Apotheker heute

Apotheker sind heute pharmazeutisch ausgebildete Experten mit umfangreichem Wissen. Der Beruf ist anspruchsvoll und mit viel persönlicher Verantwortung verbunden. Apotheker arbeiten zumeist in Apotheken, aber auch im Krankenhaus, in Industrie, Forschung und Verwaltung. Voraussetzung für die Arbeit als Apotheker ist der erfolgreiche Abschluss des Pharmaziestudiums. Deutschland kann stolz darauf sein, eines der besten Arzneiversorgungssysteme der Welt zu haben. Pharmazeutisch qualifizierte Apothekenteams sichern die Versorgung von Millionen Mitbürgern stets auf höchstem Niveau. Viele Arzneien, Pillen und Salben stellen die Apotheker vor Ort zudem selbst nach eigenen Rezepten her. Die Apotheke ist nicht nur für die Arzneimittelversorgung unerlässlich. Sie spielt auch eine Rolle in der Gesundheitsversorgung. Präventionsmaßnahmen, Schwerpunktthemen und Aktionswochen sorgen dafür, dass Menschen sich bewusst mit ihrer Gesundheit befassen.

Und damit tun sie das, was die "Kräuterweiblein" früher taten: Sich um die kümmern, die Hilfe brauchen, und ihnen mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen zur Seite stehen.

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