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"Vieles würde ohne Ehrenamtliche in die Knie gehen"

Ein "Vergelt's Gott" von Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler

Susanne Breit-Keßler ist seit März 2001 Regionalbischöfin für München und Oberbayern. Sie steht an der Spitze des Kirchenkreises, der 150 Kirchengemeinden und etwa 525.000 evangelischen Christen umfasst. Sie ist zudem Vorsitzende des Seelsorgeausschusses der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD). (Bild: ELKB-Rost)

Wilhelm Busch schrieb: „Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben!“ Das sehen Chorsänger, Feuerwehrleute, Gemeinderäte, Helfende für Flüchtlinge, Schöffen, Telefonseelsorgende und viele andere nicht so. In Bayern sind 36 Prozent der Bevölkerung ehrenamtlich engagiert. Ohne sie würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Wir könnten Kinder, junge Leute, alte oder kranke Menschen und die, die bei uns Zuflucht suchen, nicht angemessen in ihrem Leben begleiten. Politik, Kunst und Kultur, Wohlfahrtsorganisationen und Kirchen würden ohne Ehrenamtliche in die Knie gehen. Unsere evangelische Kirche in Bayern etwa zählt 150.000 Ehrenamtliche. Vergelt´s Gott!

Gaben einbringen, aber kein Lückenbüßer sein

Sie alle wollen Zeit sinnvoll füllen. Sie bringen eigene Gaben dort ein, wo sie benötigt werden, und entfalten sie dabei weiter. Ehrenamtliche gestalten die Gesellschaft mit. Sie stellen sich in ihrer freien Zeit hohen Anforderungen an soziale Kompetenz, Belastbarkeit, Einsatzbereitschaft und Organisationstalent. Ehrenamtlicher Einsatz ist eine Wohltat im doppelten Sinne des Wortes: mit vielfältiger Professionalität wohl getan, andern wohl tuend. Anerkennung ist gefordert: Für die Sache oder Personen, denen das Engagement gilt, als auch für die Engagierten selber. Aber Achtung: Ehrenamtliche dürfen nicht zu kostenlosen Lückenbüßern für Defizite in Sozial- und Gesundheitssystemen gemacht werden.

Neue Erfahrungen machen

Das Ehrenamt gewährt einen hohen persönlichen Ertrag an positivem Lebensgefühl. Die freiwillige Tätigkeit ist am schönsten, bei der man neue Erfahrungen machen, vorhandene Kompetenzen erweitern, neue gewinnen und vielfältiger werden kann. Qualifizierung und Persönlichkeitsentwicklung durch ehrenamtliche Arbeit finden erfreulicherweise zunehmend Beachtung. Übrigens auch bei Firmen, die bei Neueinstellungen junger Leute sich zunehmend erkundigen, wie viel ehrenamtliches Engagement die Bewerbenden bereits gezeigt und sich damit als vielseitige Persönlichkeiten erwiesen haben.


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