Der „ESV Sportfreunde München-Neuaubing e.V.“, mit über 4.000 Mitgliedern der größte Verein im Münchner Westen, wird heuer 90 Jahre alt. Die erste Veranstaltung zur Feier des Jubiläums war die Eröffnung der Ausstellung „90 Jahre ESV“, die nun als Dauerausstellung zur Vereinsgeschichte im ESV-Sportzentrum in Neuaubing (Papinstr. 22) zu sehen ist. Zu Beginn der gut besuchten Feier sprach Hans-Ulrich Hesse, Vorsitzender des Sportbeirats der Stadt München sowie Präsident des TSV München Ost. In seiner Rede zeigte er Anerkennung für die Verbindung von Spitzensport und Breitensport beim ESV Neuaubing. Neben international erfolgreichen Sportlern in allen Altersklassen, die der Verein hervorgebracht habe, verfüge der ESV über gut geförderten Nachwuchs und über Angebote im Fitness-, Reha- und Gesundheitssport.
Besonders gratulierte Sportbeiratsvorsitzender Hesse dem ESV Neuaubing zu der erst seit einem Jahr bestehenden Abteilung Kindersport (KISS), die einen Rekord-Mitgliederzuwachs aufweisen kann: „Ich war 40 Jahre lang Sportlehrer. Früher hat jeder seine sportliche Grundausbildung mit Geräteturnen begonnen. Unsere Kinder brauchen auch heute eine wirkliche sportliche Grundausbildung!“.
Anschließend stellte Harald Burger, Präsident des ESV Neuaubing, die aktuelle Situation und die Entwicklung des Vereins dar. Bei wachsender Tendenz betreiben heute mehr als 4.000 Mitglieder in 22 verschiedenen Sparten beim ESV Neuaubing Sport – und dies bei einer „verbesserten Altersstruktur“: Etwa ein Viertel der Mitglieder ist derzeit über sechzig Jahre alt, aber der Anteil der unter Achtzehnjährigen betrage ein Drittel und wachse ständig: „Das heißt, der 90 Jahre alte Verein wird immer jünger!“.
Anlässlich der Ausstellung ging Burger auf die bewegte Geschichte des ESV München-Neuaubing e.V. mit seinen zwei Vorgängervereinen ein: Im März 1921 wurde der „Turn- und Sportverein Neuaubing“ gegründet, im September des Jahres 1921 die „Freie Turnerschaft Neuaubing“ . Der „Turn- und Sportverein Neuaubing“ nannte sich später „Eisenbahn Turn- und Sportverein Neuaubing“, beziehungsweise „Reichsbahn Sportgemeinschaft Neuaubing“ und brachte sehr erfolgreiche Schwerathleten und Bergsportler hervor, darunter den Olympiateilnehmer im Ringen, Josef Böck, und den Alpinisten Willy Merkl, der mehrmals die Deutsche Nanga-Parbat-Expedition leitete.
Die „Freie Turnerschaft Neuaubing“ war sowohl sportlich als auch politisch aktiv: Sie bezog in den 30er-Jahren Stellung gegen die Machthaber und trat bei zur „Eisernen Front“, weshalb die Turnerschaft 1933 behördlich aufgelöst wurde. Ehemalige Mitglieder der Turnerschaft, namentlich Josef Lampersberger und Gustav Körner, waren aber weiter aktiv im Widerstand, sie wurden jedoch 1935 verhaftet. Nach dem Krieg war Behördensport verboten, weshalb die Militärregierung die „Reichsbahn Sportgemeinschaft Neuaubing“ auflöste; die „Freie Turnerschaft“ konnte jedoch wieder tätig werden.
Im Jahr 1946 schlossen sich ehemalige Mitglieder der „Reichsbahn-Sportgemeinschaft“ mit der „Freien Turnerschaft“ zusammen zum Verein „Sportfreunde Aubing-Neuaubing“. 1951 benannte sich der Verein dann um in „ESV Sportfreunde München-Neuaubing“. In der Zeit nach dem Krieg brachte der Verein international erfolgreiche Wettkämpfer hervor, entwickelte aber zudem den Breitensport, ging Kooperationen mit Schulen ein und auch mit Krankenkassen. Im Anschluss an seine Rede ehrte Präsident Harald Burger die Vereinsmitglieder Eugenie Kusma und Robert Kusma, Johann Müller, Rudolf Schneider und Josef Thünker für ihre langjährigen Verdienste um den Verein.
Danach beschäftigte sich ESV-Vizepräsident Werner Lamche noch mit der Entwicklung und der Situation der einzelnen Abteilungen. Hervorgehoben wurden hier auch die internationalen Erfolge mehrere Abteilungen über die Jahre hinweg: So kann die Abteilung Gewichtheben auf Welt- und Europameister sowie Olympiateilnehmer Manfred Nerlinger verweisen und auf Max Mühlbauer, Deutscher Meister in seiner Aktivenzeit und danach, in der „Masterklasse“, mehrfacher Europa- und Weltmeister. Die Abteilung Ringen war mehrfach Deutscher Mannschaftsmeister, aus ihren Reihen gingen Hans Sterr, Teilnehmer an Weltmeisterschaft und Olympiade, und Sebastian Hering, Europameister sowie mehrfacher Deutscher Meister, hervor.
Äußerst erfolgreich auch die Abteilung Taekwondo, welche von Helmut Urban, Peter Cheaib und anderen Trainern auf internationales Niveau gebracht worden war und 1991 den Förderpreis der Dresdner Bank für die beste Talentförderung im Olympischen Taekwondo in Deutschland erhalten hat: Die Vize-Weltmeisterinnen Sonja Schiedt und Bettina Hipf sowie Vize-Europameister und Vize-Worldcup-Sieger Özgür Günes gehören zu dieser Abteilung; alle Genannten waren auch mehrfache Sieger in anderen internationalen Turnieren, ebenso wie Sandra Nitschke und Peter Cheaib. Die Kegelabteilung brachte mit Walter Trinkaus einen Teilnehmer an der Weltmeisterschaft hervor; zudem stellte der ESV zeitweise die beste Marathon-Mannschaft Deutschlands mit den Athleten Reinhard Bußmann, Robert Eiermann, Josef Hermann und Peter Mösbauer.
„Aber Leistungssport ist nicht alles“, betonte Lamche: „Die Abteilung Gewichtheben entwickelte im Laufe der Jahre auch die Sparte Kraft und Fitness, und später entstanden unter anderem Reha- und Gesundheitssport. In 2010 wurde die Kindersportschule KiSS eingerichtet, die sehr erfolgreich ist.“ Auch für Senioren gebe es Angebote in der Abteilung „Fit plus 60“, welche umfangreiche Aktivitäten anbiete und sehr die Gemeinschaft pflege. „Der ESV bietet somit für jeden etwas – für Leistungssportler und Ausgleichsportler, für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren“, lautete Werner Lamches Fazit. Für die musikalische Umrahmung sorgte beim offiziellen Teil der Jubiläumsfeier der Männergesangverein Germania Aubing. Danach gab es einen gemütlichen Ausklang mit irisch-keltischer Musik zur Feier des „St. Patrick’s Day“. Alle Infos zum Angebot des ESV Neuaubing (Papinstr. 22) gibt es unter www.esv-neuaubing.de sowie per Tel. 30904170 und E-Mail: info@esv-neuaubing.de.