Nachmittags gegen 16 Uhr kommt er heim. In seiner speziellen Sicherheitsweste, die deutlich signalisiert, welchen Beruf er ausübt, betritt er die Piazza und überquert sie gemessenen Schrittes. Manch einer würde sich umziehen, bevor er nach Hause geht. Manch einem wäre es vielleicht nicht recht, wenn jeder wüsste, welcher Arbeit er nachgeht. Ihm ist es nicht nur gleichgültig, sondern er ist sogar stolz darauf. Wenn man ihn fragt, kommt ganz selbstverständlich: "Ich bin Müllmann.“
Nein, Franz ist kein Ausländer, obwohl immer mehr Menschen aus anderen Ländern beim öffentlichen Dienst anfangen. Auch hat er den Beruf ordentlich gelernt. „Ach wissen Sie, mit diesen anderen Berufen habe ich es nicht so und schon als Kind fand ich es toll, wenn die Müllmänner mit ihren großen Autos kamen und dieser ganze Krach, und wenn die Abfallbehälter dann mit Schwung ins Auto gekippt wurden, das war mir immer das Höchste“, sagt er und trägt ein versonnenes Lächeln auf den Lippen. Franz verzichtet auf den beschönigenden Ausdruck Müllwerker, denn er weiß, was er tut und was er kann.
„Ist der Beruf nicht sehr anstrengend?“
„Ja klar, nichts für Weicheier, aber wenn man es richtig macht, dann ist es auch Training. Andere rennen in die Muckibude. Brauche ich nicht“, sagt er stolz und tut, als wolle er mich aus dem Stand hochheben. Erschrocken springe ich einen Schritt zurück. Doch er lacht nur. Es ist schön, jemanden zu treffen, der so mit sich und seiner Arbeit eins ist. Wir sprechen noch eine Weile weiter, dann beugt sich zu mir herüber: „Eins fehlt mir noch“, erklärt er mir vertraulich. „Ich möchte zu gern auch den Müllwagen fahren dürfen.“ Auf meine naive Frage, warum er das denn nicht einfach macht, bekomme ich nur einen mitleidigen Blick. „Ich habe keinen Führerschein“, flüstert er fast konspirativ. „Aber das kommt noch, wart’s ab.“
In unserer nächsten Geschichte von der Piazza an der Bo wird viel gerätselt.