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"Tiere sind oft dankbarer als Menschen"

Der Gnadenhof des Tierschutzvereins versorgt 300 Tiere

Ruhig, abgelegen und umgeben von Feldern bietet das 20.000 Quadratmeter große Gelände des Gnadenhofs Kirchasch bei Erding (Am Jagdhaus 2, 85461 Bockhorn) einen idyllischen Anblick: Geräumige Ställe, weite Koppeln, gepflegte Außengehege aber auch beheizte Gebäude stehen für die knapp 300 Tiere bereit, die sich hier von den Strapazen ihres Lebens erholen dürfen. 1983 erhielt der Tierschutzverein das Anwesen aus dem Nachlass einer großen Tierfreundin. Seitdem ist es ein Zuhause für alte, chronisch kranke und schwer vermittelbare Tiere - darunter Hunde, Katzen, Kaninchen, Hühner, Ponys, Schafe, Ziegen sowie Haus- und Hängebauchschweine. Für ihre Betreuung und Versorgung sind vier Pfleger zuständig, von denen zwei in dem heimeligen Häuschen direkt auf dem Gelände wohnen, sodass sie rund um die Uhr für die Tiere da sein können.

Alina Lang-Vogel ist seit Oktober 2013 als Tierpflegerin auf dem Gnadenhof tätig, zuvor arbeitete sie im Einzelhandel und engagierte sie sich als ehrenamtliche Gassigeherin. Ihren jetzigen Beruf übt sie mit großer Leidenschaft und Fürsorge aus, nicht zuletzt weil sie häufig die Erfahrung gemacht hat: "Tiere sind oft dankbarer als Menschen."

Die junge Frau kennt nicht nur alle Namen und Macken ihrer Schützlinge, sondern auch ihre Vorzüge und Einzelschicksale. "Wir haben Hunde, die von ihren Vorbesitzern so schwer misshandelt und abgerichtet wurden, dass man kaum in ihre Nähe kommen kann ohne gebissen zu werden. Katzen, die so scheu sind, dass man sie so gut wie nie zu Gesicht bekommt, geschweige denn streicheln kann", bedauert sie. Diese Tiere seien jedoch die Ausnahme und nicht die Regel. "Wir arbeiten geduldig mit ihnen und die meisten erholen sich mit der Zeit von körperlichen und seelischen Leiden", erklärt Alina Lang-Vogel. Ein Beweis hierfür ist die große Anzahl Ehrenamtlicher, die furcht- und problemlos mit den Vierbeinern Gassi gehen. "An Wochenenden kommen inzwischen sogar zu viele Leute, um mit den Hunden raus zu gehen. Unter der Woche bräuchten wir hingegen noch Freiwillige. Aber wird sind dankbar für jede Art von Hilfe." Für vier Pfleger sei es ohne die Unterstützung dieser Helfer so gut wie unmöglich dem hohen Bewegungsdrang der 24 Hunde gerecht zu werden.

Besonders glücklich berichtet Alina Lang-Vogel von den vielen Erfolgserlebnissen: Von den Hühnern aus Legebatterien, deren wunde Haut nach Kamillenbädern geheilt ist und die wieder rasch ein prächtiges Gefieder entwickelt haben. Von dem Hängebauchschwein, das mit 14 Jahren ungewöhnlich alt, aber noch quickfidel ist. Und von den zwei Hausschweinen, die dem Schlachter nur entkommen seien, weil sie beim Transport vom Lkw gekullert seien. "Katzen, die absolut wild waren, wurden bei uns mit etwas Geduld sogar handzahm. Und die Ponys, die nur im Kreis gelaufen sind, lernen jetzt das Traben." Die kleinen Pferde sollen übrigens bald vermittelt werden, was die Tierpflegerin mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht: "Auch wenn ich frei habe, komme ich oft her, um die Ponys zu besuchen. Aber 'Gnadenhof' bedeutet natürlich nicht, dass für die Tiere hier Endstation ist. Gerade für die älteren Hunde und Katzen versuchen wir immer wieder einen Platz bei fürsorglichen Tierfreunden zu finden."

Für weitere Fragen rund um den Gnadenhof und die Tiervermittlung gibt Gnadenhofleitung Maren Geupel unter Tel. (089) 92100014 gerne Auskunft.

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