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Sommerleuchten

Das Glühwürmchen ist das aktuelle Wildtier des Monats

Weibchen des großen Leuchtkäfers. (Bild: Wofl~commonswiki/ wikimedia.org)

Ein faszinierendes Insekt hat die Wildtierexpertin des Tierschutzvereins München, Lydia Schübel, zum aktuellen Wildtier des Monats erkoren: das Glühwürmchen. Es steht wie kein anderes Tier für warme Sommerabende im Grünen. Denn dann kann man in der anbrechenden Nacht ab etwa 21.30 Uhr an Waldrändern, auf Wiesen, in Gärten und Parks mit etwas Glück grünliche Lichtfunken beobachten, die durch die Luft tanzen. "Früher", so schreibt die Biologin, "hielt man sie für 'Irrwichter', ruhelose Seelen Verstorbener, die Wanderer in die Irre führen".

Effizienter als jede Glühbirne

Lydia Schübel stellt in ihrem Artikel, der auf der Homepage des Tierschutzvereins (www.tierschutzverein-muenchen.de) in der Rubrik "Wildtier des Monats" nachgelesen werden kann, wissenswerte Fakten zu dem Tier zusammen, das eigentlich kein Wurm ist, sondern ein Leuchtkäfer. "Denn obwohl die Larven und Weibchen eher einem Wurm ähneln, handelt es sich um eine Käferart. Den geflügelten Männchen ist das schon deutlich besser anzusehen. Auch glühen sie nicht, sondern erzeugen kaltes Licht. Geschaffen wird dies durch chemische Reaktion von Luciferin mit Luciferase. Im Leuchten sind Glühwürmchen effizienter als jede Glühbirne. Etwa 95 Prozent der Energie wandeln sie in Licht um. Eine herkömmliche Glühbirne kommt auf gerade mal 5 Prozent, die beste LED-Lampe auf 50 Prozent", führt die Wildtierexpertin aus.

Leuchten für die Paarung

Sie erläutert, dass von den weltweit 2.000 verschiedenen Leuchtkäferarten in Deutschland nur drei Arten vorkommen. "Kurzflügel-Leuchtkäfer, bei dem beide Geschlechter flugunfähig sind und nur schwach leuchten, den großen Leuchtkäfer, bei dem nur die flugunfähigen Weibchen am Boden sitzend leuchten und den kleinen Leuchtkäfer, bei dem sowohl die fliegenden Männchen leuchten als auch die sitzenden Weibchen. Deshalb ist mit dem Begriff 'Glühwürmchen' in Deutschland meist der kleine Leuchtkäfer gemeint."

Als erwachsene Leuchtkäfer leben die Tiere meist nur drei Wochen. In dieser letzten Zeit ihres Lebens ist ihr einziges Ziel, sich fortzupflanzen. Und damit sich Weibchen und Männchen finden, senden sie ihre Leuchtsignale aus. Das Männchen stirbt gleich nach der Paarung, das Weibchen nach der Eiablage. Vor dieser kurzen finalen Phase verbringen sie jedoch drei Jahre als Larven, die übrgiens auch schwach leuchten.

Natürliche Schneckenbekämpfung

Leibspeise der Larven seien Schnecken – inklusive Nacktschnecken, schreibt Lydia Schübel. Wer also Leuchtkäfer in seinem Garten hat, hat damit auch ein natürliches Schneckenbekämpfungsmittel. "Sie folgen der Schleimspur und lähmen diese dann mit Giftbissen. In den drei Jahren kommt eine Larve auf etwa 70 gefressene Schnecken", erläutert die Biologin.

Natürliche Feinde haben die Glühwürmchen kaum. Ihr Körper besteht nämlich aus starken Bitterstoffen, zudem sondern sie bei Berührung einen ekeligen Gestank ab. Dennoch sind die Leuchtkäfer wie alle Insekten bedroht. Pestizide und eine intensive Landwirtschaft sorgen dafür, dass sie von Jahr zu Jahr weniger werden. Auch die Lichtverschmutzung in den Städten setzt ihnen zu. Denn künstliche Lichtquellen in der Nacht irritieren die Tiere. Sie können dann nicht zu ihrem Partner finden und sich paaren.

Feucht, schattig und dunkel

Abschließend gibt Lydia Schübel den Gartenbesitzern noch einen Tipp mit auf den Weg: "Wer Glühwürmchen im Garten haben möchte, der sollte Holzhaufen zur Verfügung stellen und Laub sowie Grasschnitt liegen lassen. Glühwürmchen brauchen für heiße Sommertage feuchte, schattige Plätze. Auch hohes Gras und Brennnessel sind sehr beliebt."


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