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"Selten Thema in den Magazinen"

Gerd Knülle, Verleger und Autor

Gerd Knülle. (Bild: pr)

Wovor haben Sie Respekt?

 

Muss man, um diese Frage zu beantworten, nach Persönlichkeiten in der Geschichte oder Gegenwart suchen, die die Titelseiten der Magazine „zieren“ oder in den Talkshows das große Wort führen? Ich meine: Nein! Und füge hinzu: Gott sei dank!

Menschen, vor denen ich Respekt habe, sind selten oder nie Thema in den Magazinen, es sind die Menschen, die sich nicht in den Vordergrund drängen, sondern denen ich Tag für Tag im normalen Alltag begegne:

Da ist die 70-jährige Rentnerin, die trotz bescheidener Rente nicht zuerst an sich denkt, sondern sich um ihre kranke Nachbarin kümmert, „weil es der viel schlechter geht“.

Da sind die Hilfsgruppen, die Woche für Woche älteren Menschen einen Nachmittag „schenken“, um deren Alleinsein mit einem liebevoll gestalteten Programm bei Kaffee und Kuchen zu unterbrechen.

Da sind die Frauen, die es nicht bei der Empörung belassen, wenn sie von Frauen- und Kindesmisshandlungen in den Medien lesen und sehen, sondern (ohne Bezahlung!) in meist privaten Betreuungshäusern tätige Hilfe bieten.

Da sind auch die Jugendbetreuer in den Vereinen, die meist ehrenamtlich (oder "für ein Butterbrot") viele Wochenstunden für junge Menschen bereitstehen, auch wenn sie wissen, dass es meist keine Medaillen zu gewinnen gibt.

Da sind die Menschen, die sich dagegen wehren, wenn auf verschiedenen Entscheidungsebenen für Prestigeobjekte Geld verschleudert wird und dabei in Kauf nehmen, dafür noch diskriminiert zu werden.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass mein Respekt viel mehr den Menschen gilt, die anderen Menschen in schwierigen Situationen menschliche Wärme und Teilhabe bieten als jenen, die mit Großspenden im Mittelpunkt der Medien stehen.


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