Schlechte Tierhaltung nicht tolerieren
Tierschutzverein bittet um aufmerksame Mithilfe
Tiere können nicht für sich selbst sprechen, daher müssen es - gerade in Notsituationen - Menschen für sie tun. Dieser Ansicht ist der Tierschutzverein München, der drei hauptamtliche Tierschutzinspektoren beschäftigt, deren Aufgabe darin besteht, jedem Hinweis auf Tierquälerei in München und Umgebung nachzugehen. Mehr als 2.000 Einsätze werden jährlich registriert. "Die Fälle bösartiger Tierquälerei sind in München zum Glück zwar selten, aber auch die Verwahrlosung von Tieren ist in unseren Augen Quälerei. Und das wiederum geschieht relativ häufig", erklärt Judith Brettmeister, die im Tierheim für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Eine Anfang Dezember durchgeführte Rettungsaktion von über 40 Ziervögeln aus einer Garage in Giesing erschüttere immer noch das gesamte Team des Tierschutzvereins. Und tatsächlich ist diese traurige Begebenheit für Tierfreunde kaum vorstellbar und nur schwer aufzuarbeiten.
"Die mehr als bedenkliche Haltung dieser Tiere war bereits seit mehreren Jahren bekannt", versichert Judith Brettmeister. "Aber uns fehlt leider die Kompetenz, ohne Behörden Beschlagnahmungen durchzuführen. Als der Besitzer der Ziervögel schwer erkrankte und ins Krankenhaus eingeliefert wurde, blieben die Vögel größtenteils unversorgt. Etliche dieser Tiere starben den Hungertod oder verendeten aufgrund diverser Erkrankungen." Bis zu ihrer Rettung durch die Tierschutzinspektoren seien die Vögel in einer unbeheizten Garage vor sich hin vegetiert: "Es stank erbärmlich, die Volieren waren mit Kot übersät und die über 40 - noch lebenden - Tiere waren ohne Futter und ohne Wasser", heißt es in dem Bericht der Inspektoren.
Erste ärztliche Untersuchungen im Tierheim brachten größtenteils schlimme gesundheitliche Erkenntnisse: "Die Graupapageien und Halsbandsittiche leiden an Herzschwäche und Mangelerscheinungen aufgrund akuter Unterversorgung. Ein Graupapagei musste sofort am Nasenloch operiert werden, weil diese Stelle eine tumoröse Veränderung zeigte. Ein weiterer Papagei hat eine extreme Kopfschiefhaltung sowie rachitische Beschwerden und kann deshalb nicht fliegen. Eine Prachtrosella hat einen stark deformierten Kopf und einen schiefen Schnabel, wodurch sie Probleme bei der Futteraufnahme hat. Ein Wellensittich hat einen Klumpfuß", zählt Judith Brettmeister die grausamen Fakten auf und fügt hinzu: "Die Liste könnte man leider noch lange weiterführen. Teilweise bekommen die Tiere bis zu vier Mal täglich Medikamente."
Eine Frage, die sich unweigerlich aufdrängt ist: Hätten die Inspektoren bei weniger behördlichen Stolpersteinen die Ziervögel vor diesem Schicksal bewahren können? "Uns sind leider oft die Hände gebunden", bedauert Judith Brettmeister. "Sollte eine erfolgreiche Kooperation mit Tierhaltern nicht möglich sein, besteht für unsere Tierschutzinspektoren nur die Möglichkeit, den Tierhalter beim Amtstierarzt zu melden." Nur dieser könne, notfalls mit Unterstützung der Polizei, dem Halter die Tiere wegnehmen und dem Tierschutzverein München übergeben. Um bei Tierquälerei und schlechter Haltung möglichst schnell einen Anstoß setzen und den Prozess rascher ins Rollen bringen zu können, benötigt der Tierschutzverein die Mithilfe aufmerksamer Bürgerinnen und Bürger und plädiert daher inständig: "Bitte melden Sie uns Auffälligkeiten bei Tierhaltungen. Wir überprüfen jede - auch anonyme - Meldung, die bei uns eingeht. Unsere Inspektoren erreichen Sie unter der Rufnummer (089) 921000-33 bzw. der Endnummer 37. Auch per Mail sind diese unter inspektoren@tierschutzverein-muenchen.de erreichbar. Und im Notfall können Sie auch das Veterinäramt München unter der Telefonnummer (089) 23336313 anrufen. Aber wichtig ist: Schlechte Tierhaltung darf nicht toleriert werden! Helfen Sie mit, Haustiere zu schützen!"
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