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Palliativversorgung in Pandemiezeiten sicherstellen

Netzwerke will Strategie für die Betreuung sterbender Erwachsener in Pandemiezeiten erarbeiten

Prof. Claudia Bausewein ist Direktorin der Klinik für Palliativmedizin am Klinikum Großhadern. (Bild: Claudia Bausewein)

Auch in Pandemiezeiten ist die Versorgung von schwerkranken und sterbenden Menschen eine wichtige Aufgabe, unabhängig davon, ob die Patienten an einer Covid-19-Infektion oder einer anderen schweren Erkrankung leiden. In der aktuellen Pandemiesituation war die Versorgung von schwerkranken und sterbenden Menschen schwierig und nur mit Einschränkungen möglich. Es gibt Hinweise, dass eine ausreichende Palliativversorgung zeitweise nicht möglich war – sowohl für die Sterbenden als auch für die Nahestehenden, die Abschied nehmen wollten. Diesem weiterhin relevanten Bereich widmet sich das Projekt Palliativversorgung in Pandemiezeiten (PallPan).

Uni-Einrichtungen bilden Netzwerk

PallPan wird vom Forschungsnetzwerk universitäre Palliativmedizin durchgeführt. Dazu haben sich zwölf universitäre palliativmedizinische Einrichtungen und weitere Kooperationspartner, insbesondere die Infektiologie, im Rahmen des bundesweiten Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) zusammengeschlossen. In dem Forschungsvorhaben werden alle Bereiche der Hospiz- und Palliativversorgung (allgemein und spezialisiert, ambulant und stationär) berücksichtigt, damit die Vielschichtigkeit und die Komplexität der Pandemiesituation für die Versorgung von Menschen am Lebensende und deren Nahestehende angemessen abgebildet werden kann.

Besser vorbereitet sein

Um für zukünftige Pandemiephasen besser vorbereitet zu sein, soll bis März 2021 eine nationale Strategie für die Betreuung schwerkranker, sterbender Erwachsener und derer Angehörigen in Pandemiezeiten erarbeitet werden. Dazu gehören wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen zur allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung von Patienten und deren Nahestehenden. Darüber hinaus werden Material für die geplante NUM-Informationsplattform gesammelt sowie die Parameter zur prospektiven Erfassung der Qualität der Palliativversorgung in Pandemiezeiten identifiziert.

Betreuung ist von großer Bedeutung

Die palliativmedizinischen Einrichtungen des LMU-Klinikums und der Universitätsklinik Köln koordinieren gemeinsam das PallPan-Projekt. Am LMU-Klinikum werden außerdem Interviews mit Palliativpatienten und Angehörigen zu ihren Erfahrungen während der Pandemie durchgeführt, eine Evidenzsynthese der nationalen und internationalen Literatur erstellt und die Entwicklung und Konsentierung der Handlungsempfehlungen koordiniert. „Es ist ein großer Erfolg, dass wir mit dem PallPan-Projekt deutlich machen können, dass die Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen in der Pandemiezeit ebenso eine große Bedeutung hat und verlässliche Konzepte braucht“, so Prof. Dr. Claudia Bausewein, Koordinatorin von PallPan.

Schneller und effektiver bekämpfen

Das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) (www.netzwerk-universitaetsmedizin.de) hat das Ziel, die Forschungsaktivitäten zu Covid-19 bundesweit zu bündeln und zu stärken, um die Corona-Pandemie durch optimale Abstimmung und Zusammenarbeit schneller und effektiver zu bekämpfen. Das Netzwerk umfasst die gesamte deutsche Universitätsmedizin und fördert kooperative und strukturbildende Projekte, bei denen möglichst viele Universitätsklinika eingebunden sein sollen. Der Mehrwert des NUM ergibt sich insbesondere durch den Verbundcharakter und das gemeinsame und abgestimmte Vorgehen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Aufbau des von der Charité koordinierten Netzwerks Universitätsmedizin mit 150 Millionen Euro für ein Jahr.

Das Projekt PallPan

Am Projekt Palliativversorgung in Pandemiezeiten (PallPan) sind die Universitätsklinika in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Erlangen, Freiburg, Göttingen, Hannover, Jena, Köln, München, Rostock und Würzburg beteiligt. Das Gesamtvolumen der Förderung für alle an PallPan teilnehmenden Einrichtungen liegt bei 1 Million Euro. Die Gesamtleitung haben Prof. Dr. med. Claudia Bausewein vom LMU-Klinikum München und Prof. Dr. Steffen Simon von der Uniklinik Köln.


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