Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Ohne Stufen zum Zug

"Barrierefreier Ausbau" des Pasinger Bahnhofs schreitet gut voran

Es ist ein Mammutprojekt: Der Umbau des Pasinger Bahnhofs mit Neubau eines Terminalgebäudes, Fahrradkellern, Bahnsteigumbauten, Pasinger Nordumgehung und auch der barrierefreier Zugang zu den Bahnsteigen ist wahrscheinlich einer der umfangreichsten Baupläne, die es seit langem in Pasing gegeben hat. Die geschätzt 125.000 Menschen, die täglich rund um den Bahnhof unterwegs sind, werden bald ohne Stufen zu ihren Zügen kommen. Bis dahin müssen sie allerdings weiterhin mit unumgänglichen Einschränkungen rechnen. Am vergangenen Mittwoch erläuterten Heiko Hamann, Bahnhofsmanager DB Station& Service, und Manfred Haller, Projektleiter für die Nordumgehung und das neue Terminalgebäude, den aktuellen Stand beim barrierefreien Ausbau des Bahnhofs sowie die weiteren Maßnahmen im Zusammenhang mit der städtischen Nordumgehung Pasing (NUP) und dem neuen Terminalgebäude.

Sehr gute Zusammenarbeit

Seit mittlerweile 3,5 Jahren bauen Deutsche Bahn und Stadt den Hauptverkehrsknotenpunkt im Münchner Westen um. Mit dem Bau der Nordumgehung Pasing verbunden mit dem Umbau des Pasinger Bahnhofs kooperieren die Deutsche Bahn und die Landeshauptstadt München eng miteinander um dieses riesige Vorhaben zu stemmen. Hamann lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bahn und dem Baureferat der Stadt. "Das ist ein sehr sehr großes Projekt hier in Pasing, aber wir liegen gut im Zeitplan. Dafür arbeiten wir und das Baureferat sehr gut zusammen." Auch von finanzieller Seite liege man komplett im Rahmen. Dieser liegt bei ca. 75 Mio. Euro für den barrierefreien Ausbau inklusive Umbau der Bahnsteige, Bau des neuen Terminalgebäudes und Bahnhofsvorplatz. Hinzu kommen weitere 46 Mio. Euro für die NUP.

Weitere Maßnahmen

Wie bereits berichtet ist die südliche Hauptunterführung noch bis Montag, 12. September, 5 Uhr wegen umfangreichen Betonarbeiten gesperrt. Der bisher offene Bereich zwischen neuem Terminal und Gleisunterführung wird mit einer Decke, die in Zukunft als Unterboden für die Nordumgehung Pasing (NUP) fungiert, geschlossen.

Eine weitere Änderung sind die neuen Gleisbezeichnungen im Zuge der Installation des neuen Stellwerks vor drei Wochen. An Stelle von Gleis eins bis neun gibt es nun Gleis zwei bis zehn. Dies hat den Hintergrund, dass die Bahn sich eine Option auf ein neues Gleis eins zwischen NUP und Gleis zwei offen hält. Dieses Vorhaben steht und fällt voraussichtlich mit der Entscheidung über die Sendlinger Spange. Außerdem kann durch das neue Stellwerk nun das alte Stellwerksgebäude am Westende von Gleis fünf und sechs abgerissen und die restlichen 60 Meter des Bahnsteiges ebenfalls barrierefrei umgebaut werden.

Doch was bedeutet der Begriff Barrierefreiheit eigentlich? Ein barrierefreier Zugang bedeutet, dass nicht nur Fahrgäste mit viel Gepäck, sondern vor allem auch Menschen mit Behinderungen und eingeschränkter Mobilität ohne große Mühe und ohne unzumutbare Umwege zu den Zügen gelangen. Hierzu gehört zum Einen der Umbau der Bahnsteigflächen mit taktilen Blindenleitsystemen auf den Belägen und einer Anhebung des gesamten Bahnsteigs auf die Höhe der Zugtüren. Heiko Hamann spricht diesbezüglich von "in den Zug eintreten und nicht mehr einsteigen". Bis man in einen Zug "eintreten" kann, muss man natürlich zuerst den Weg zum Gleis schaffen. Dabei scheint es vielleicht etwas widersprüchlich, warum es bei einem barrierefreien Bahnhof wie in Pasing trotzdem auf Nord- und Südseite immernoch Treppen mit einem Höhenunterschied von bis zu 90 Zentimetern gibt. Aufgrund der Topografie des Pasinger Bahnhofs sei dies einfach nicht vermeidbar, so Hamann. Das hängt mit der Erhaltung des denkmalgeschützten alten Terminals und den Würmtaldächern an der Südseite zusammen und ebenso mit der Vorschrift, dass das Gefälle in der Bahnhofsunterführung nicht mehr als sechs Prozent betragen darf.

Abhilfe schaffen sowohl auf der Süd- als auch auf der Nordseite für Rollstuhlfahrer geeignete Rampen. Auf der Südseite soll zusätzlich ein Aufzug angebracht werden. Zu den S-Bahn-Gleisen sind seit 2009 Rolltreppen und Fahrstühle in Betrieb. Die Bauarbeiten der Fahrtreppen und Aufzüge aus der Hauptunterführung zu den Fernzügen wurden im Mai diesen Jahres begonnen und werden laut Hamann bis zum zweiten Quartal 2012 fertiggestellt sein. Ab Oktober werden dann auch die Bahnsteige drei/vier und neun/zehn analog zu den S-Bahnsteigen umgebaut. Die Arbeiten an den Bahnsteigen sollen bis Ende 2012 abgeschlossen sein.

Fertigstellung Anfang 2013 erwartet

Der komplette Abschluss des barrierefreien Ausbaus des Pasinger Bahnhofs ist, laut Hamann, voraussichtlich Anfang 2013. Vorher soll zum Stichtag "12.12.12" die NUP eröffnet werden. Manfred Haller betont jedoch, dass es sich bei diesem Datum nicht um die endgültige Fertigstellung, sondern nur um die Freigabe für den Fahrzeugverkehr handelt. Zwar kann es bei einem Projekt dieser immensen Größe immer zu unvorhersehbaren Verzögerungen kommen, aber man rechnet aufgrund des bisherigen Bauverlaufs damit, dass der Zeitplan weiterhin eingehalten werden kann.

Durch die Kombination der traditionellen Bauwerke des alten Terminals und des Würmtaldachs mit den modernen Elementen des neuen Terminals und der neuen Bahnsteige, können die Pasinger "stolz sein, wenn sich das Ensemble in neuem Glanz zeigt", so Hamann. Sind die Bauarbeiten am Bahnhof einmal abgeschlossen, darf sich die Stadt dann dem Abschluss des nächsten Mammutprojekts widmen: Das Verkehrskonzept rund um den Pasinger Marienplatz.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt