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Namhafte Bewohner Untermenzings im 20. Jahrhundert (Teil 1)

Stadtteilhistoriker Walter. G. Demmel berichtet

Bild 1: Agnes Bernauer (Bild: Wikipedia)

Da man einem geschichtskundigen Untermenzinger Zeitzeugen, Herrn Eschenweck, nach seinen Aufzeichnungen, die er mir zur Verfügung stellte, glauben darf, gab es in Untermenzing folgende Prominente: Agnes Bernauer, Heinz Bosl, die Herren des Koeckert-Quartets, Lorenz Niebler und Vera Tschechowa. Meinerseits möchte ich Franz Nagy, Hans Fischer, Christa Williams, den Maler Peter Winter den Untermenzinger Baumeister Korbinian Beer anfügen, andere haben mir noch den jungen Udo Jürgens genannt. Von diesen Personen – Heinz Bosl und Hans Fischer habe ich bereits ausführlich gewürdigt – wird hier die Rede sein. Teil 2 und Bekannte Allacher Persönlichkeiten folgen zu gegebener Zeit in weiteren Artikeln. Gerne werden aber auch weitere Nennungen und Ergänzungen entgegengenommen.

Bei Agnes Bernauer handelt es sich um die seit 1431/32 heimliche Ehegattin Herzog Albrechts III. (1401-1460), der er einen halben Hof und eine Hofstatt zu Untermenzing als verdecktes Geschenk kaufte. Sie war also eine Prominente des 15. Jahrhunderts, über die der Verfasser bereits am 31.08.2011 unter dem Titel „Die Mär vom Lustschloß und Geisterhaus“ berichtet hat. Agnes Bernauer war damit sicher nur formale „Bewohnerin“ Untermenzings.

Mit einem Artikel im Werbe-Spiegel vom 15.01 2014 hat der Verfasser unter dem Titel „ Heinz Bosl, Solotänzer an der Bayer. Staatsoper München, ein berühmter Untermenziger“ über diese für die Ballettwelt so bedeutende Persönlichkeit bereits ausführlich berichtet. Hier ein Foto aus seinem privaten Bereich, das ihn mit seiner geliebten Basset-Hündin „Lola“ zeigt. Er lebte von 1946-1975 hauptsächlich in Untermenzing und wurde im dortigen Parkfriedhof begraben.

Vera Tschechowa (geb. am 13. Juli 1940 in Berlin) stammte aus einer bekannten russisch-deutschen Schauspielerfamilie, war 1959 kurze Zeit mit Elvis Presley unterwegs, lebte damals aber vermutlich in Untermenzing und lebt heute wieder in Berlin.

Ihre Großmutter war der bekannte Ufa-Star Olga Tschechowa, die ihre guten Beziehungen zu Hitler und anderen Nazi-Größen nie verhehlte. Während Olga Tschechowa schon einer anderen Zeit angehörte, ist ihre Enkelin Vera nicht nur der heute älteren Generation ein Begriff. Im Reeperbahnkrimi „Das Mädchen mit den Katzenaugen“ (1958) spielte sie ihre erste Kinohauptrolle, mit Heinz Erhardts „Witwer mit fünf Töchtern“ (1957) hatte sie ihr Filmdebüt gegeben. Statt für Elvis, der sie 1959 in München besuchte, entschied sie sich später für Vadim Glowna, mit dem sie über 20 Jahre verheiratet war. Sie wohnte, wie mehrere Auskunftspersonen sagten, im Hochhaus an der Ecke Von-Kahr-/Willi-Wien-Straße. Auf ein Anschreiben mit der Frage nach ihrer Wohnung in Untermenzing antwortete sie leider bis heute nicht.

Franz Nagy (1888-1962), Gründer der Porzellan Manufaktur Allach, wohnte in Untermenzing in der Parkstr. 16 (später: Rueßstr. 16) und hatte seine Manufaktur in Allach in der Lindenstr. 8 (heute: Reinhard-von-Frank-Str. 8), also nur wenige hundert Meter von seiner Wohnung entfernt.

Der in Fünfkirchen (Pécs) geborene Ungar lernte dort in der Porzellanfabrik Zsolny Former, kam zur Passauer Porzellanfabrik Dressel, Kister & Co., arbeitete von 1906-1921 mit Unterbrechungen in der Nymphenburger Porzellanmanufaktur und heiratete 1913 in Neuhausen. Anschließend baute er bei Rosenthal in Selb als Verantwortlicher die Kunstabteilung auf. 1927 kaufte er sich von Selb aus sein zukünftiges Gewerbegrundstück und 1932 sein Privathaus. 1935 kam er von Selb nach Allach, gründete dort seine keramische Werkstätte, die im Januar 1936 in eine GmbH umgewandelt wurde und über zwei SS-Leute in den SS-Wirtschaftsbetrieben landete (Werbe-Spiegel v. 26.08.2015).

Eine bekannte Schlagersängerin der 50er und 60er Jahre, Christa Williams (1926-2012), die mit Peter Kraus und bei Ernst Jäger und Max Greger auftrat und viele Schallplatten besang, wohnte ebenfalls in Untermenzing, in der Angerlohstraße 6. Sie ist im Untermenzinger Friedhof begraben und hieß mit ihrem eigentlichen Familiennamen Huwig. Weitere Erkundigungen stehen noch an. Hier ihre Grabsteininschrift auf dem Friedhof.

Hans Fischer (1905-1991) war auf der Schwanthaler Höhe geboren, hatte sieben Geschwister und einen Vater, der überzeugter Sozialdemokrat war und dafür auch einige Monate im KZ Dachau landete. Fischer lernte Schreiner und war von Jugend auf Sozialdemokrat, heiratete und baute seiner Familie ein heute noch bestehendes Haus in der Ernst-von Romberg-Straße. In einem Artikel im Werbe-Spiegel v. 15.02.2012 mit dem Untertitel „Ein Untermenzinger rettete Wilhelm Högner“ beschrieb der Verfasser das Leben und das lebensgefährliche Unternehmen, mit dem H. Fischer den späteren bayerischen Ministerpräsidenten Högner im Juli 1933 über das Karwendel an der Tiefkarspitze vorbei auf einem finsteren Pfad von Mittenwald nach Scharnitz in Österreich führte.

Nach Peter Winter (1871-1920) ist eine Straße im östlichen Untermenzing benannt, weil er als akademischer Bildhauer u.a. Plastiken für das Neue Rathaus und den Waldfriedhof in München schuf. In Ermangelung eines persönlichen Bildes sei auch bei ihm auf das Grabmal zugegriffen, vor allem aber, weil dort auch seine Frau Flora gezeigt werden kann, mit der er in zweiter Ehe verheiratet war. Sie war in Potsdam geboren und war als Malerin weniger bekannt als ihr Mann. Winter wohnte viele Jahre in München, bezog jedoch 1903 mit seiner Familie ein heute abgerissenes Haus in der Angerlohstr. 45 ½.

Auch von Korbinian Beer (1873-1947) hat der Verfasser kein Bild, weshalb in diesem Fall das Haus des Baumeisters, nach dem eine Straße an der Korbinian-Beer-Siedlung benannt ist, gezeigt werden soll. Auch er ist im Untermenzinger Friedhof in einem eindrucksvollen, aber schwer auffindbarem Familiengrab bestattet. Während die Beer-Villa seit längerem „restauriert“ wird, scheint das Familiengrab von Jahr zu Jahr mehr hinter dem Strauch zu verschwinden. Korbinian Beer hat nicht nur in Untermenzing so vieles gebaut, dass man ihm sicher noch einen eigenen Beitrag widmen muß.

 

 

 

 

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