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Nachhaltigkeit ist, wenn ...

… man nicht mehr ausgibt als man hat

„Mit unseren Workshops möchten wir die Teilnehmer an einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Geld heranführen“, sagt Ruth Pfeffer. Unser Bild zeigt einige der über 20 Milliarden 5-Cent-Münzen, die derzeit in Umlauf sind. (Bild: job)

Freitagvormittag in München, Geschwister-Scholl-Platz. Schüler und Studenten halten Pappschilder mit "kein Plan(et) B"- Botschaften in den trüben Novemberhimmel. Wenige Kilometer entfernt sitzt Rafaela, eine der drei Cashless-München-Mitarbeiter, mit Mittelschülern in einem Stuhlkreis und lässt eine Aussage bewerten: "Ich würde Fair-Trade-Produkte kaufen, auch wenn diese etwas teurer sind." Die Methode der Skalierung von Meinungen bildet den Abschluss des Fair-Trade- Stationenlaufs, der den ganzen Schulvormittag ausgefüllt hat. Die Schüler bewerten die Aussage mit dem „Gladiatorensystem“: Daumen hoch oder runter, Mitte geht auch.

"Schrankleichen" sinnvoll verwenden

Begriffe wie Klimaschutz, Ressourcenschonung und Abfallvermeidung bezeichnen Aufgaben, die gerade für junge Menschen aktuell von hoher politischer Priorität sind. Cashless München bringt die Themen auch in Schulklassen, die bei den Klimastreiks seltener anzutreffen sind. Der Fair-Trade-Stationenlauf zielt sehr direkt auf das Thema Nachhaltigkeit ab. Dabei setzen sich die Mittelschüler in Kleingruppen an verschiedenen Lernstationen mit fairem Konsum auseinander. Und auch bei den Workshops des Münchner Präventionsprojekts Jugendschulden an Berufsschulen wird Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung thematisiert - anhand von Geld. "Haben Sie schon einmal einen Kauf bereut?" fragen dann die Referenten von Cashless München und besprechen anschließend die Möglichkeiten, so genannte "Schrankleichen" wieder sinnvoll zu verwenden, wie etwa über den Verkauf via Kleiderkreisel.

"Ohne erhobenen Zeigefinger"

„Mit unseren Workshops möchten wir die Teilnehmer vor allem an einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Geld heranführen, aber darüber hinaus auch eine kritische Reflektion über eine gesellschaftlichen Entwicklung anregen, die sich in Richtung von mehr Ausgaben, steigendem Konsum und persönlicher Erfüllung durch Shopping vollzieht“, konstatiert Ruth Pfeffer, die Projektleitung von Cashless München. „Aber ohne erhobenen Zeigefinger“. Schließlich setze die Gesellschaft, bei allen Sorgen um die Umwelt, auf konsumierende Mitglieder und kaufkräftigen Nachwuchs.

Wege aus den Schulden finden

Mitunter kommt nach solchen Workshops ein einzelner junger Mensch auf Ruth Pfeffer zu und zeigt ein Mahnschreiben vom Inkassounternehmen, das z.B. an die nicht gezahlten Raten beim Fitnessstudio erinnert. Sie empfiehlt dann dringend einen Anruf bei der Jugendschuldnerberatung von AWO und DGB, einem speziellen Beratungsangebot für Menschen bis 25 Jahre.

Die Mitarbeiterinnen dort suchen mit den Ratsuchenden gemeinsam nach Möglichkeiten, wie die Schulden gezahlt werden können. Manchmal gelingt das mit einem Ratenplan, wenn der Gläubiger damit einverstanden ist.

Aber auch bei der Schuldnerberatung gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit: Damit die Wirkung der Beratung anhält und keine weiteren Schulden entstehen, wird zu Beginn ein Haushaltsplan erstellt, also alle Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt.

Wenn sich unterm Strich ein Minus ergibt, muss entweder geschaut werden, ob Einsparungen möglich sind, ob das Einkommen verbessert werden. Denn erst wenn klar ist, wieviel am Monatsende übrig bleibt, kann eine realistische Ratenzahlung für die Schulden vereinbart werden.

 

CASHLESS MÜNCHEN, das Präventionsprojekt Jugendschulden, ist erreichbar unter Tel. 089/514106983.

Info: www.cashless-muenchen.de.

Die Jugendschuldnerberatung von AWO und DGB ist erreichbar unter Tel. 089/5155645-0.

Info: www.jugendschuldnerberatung.de.


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