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Nachhaltigkeit ist, wenn ...

... statt Fichten Buchen gepflanzt werden

Junge Buchen wachsen unter dem Schirm alter Fichten im Forstenrieder Park. (Bild: Forstbetrieb München)

Der Forstbetrieb München erklärt den Umbau der Wälder im Münchner Süden:

Der Forstenrieder Park ist durch großflächige Fichtenwälder geprägt. Sie sind vor 60 bis 90 Jahren in den Perioden hoher Bauholznachfrage entstanden und sind Zeitzeugen von Wiederaufforstungen nach massiven Übernutzungen in und nach den beiden Weltkriegen.

Während die Fichte als Baumart kühl-feuchter Klimate in der Vergangenheit noch auskömmliche Wuchsbedingungen vorgefunden hat, ist vor dem Hintergrund des Klimawandels ihre Existenz gefährdet. Häufige Stürme in Orkanstärke und zunehmende Phasen von Trockenheit führen regelmäßig zu Borkenkäferkalamitäten. Die gegenwärtigen Fichtenalthölzer lösen sich auf. Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Fichte ist nicht (mehr) möglich.

Wendepunkt war 1990 erreicht

Diese kritischen Rahmenbedingungen, die aktuell in Politik und Gesellschaft intensiv diskutiert werden, sind in der Forstwissenschaft seit Mitte der 1980er Jahre bekannt. Spätestens mit den beiden Orkanstürmen im Spätwinter 1990 war ein forstlicher Wendepunkt erreicht. Seither wird in den Staatswäldern ein sukzessiver und intensiver Bestockungswandel mit dem Ziel betrieben, aus Fichten-Reinbeständen klimatolerante Mischwälder zu entwickeln.

250.000 Buchen jedes Jahr

Von 2005 bis 2015 wurden am Forstbetrieb München im Zuge eines spez. Verjüngungsprogramms alljährlich rd. 250.000 Buchen unter dem Altholzschirm der Fichtenbestände gepflanzt. Seit 2016 wurde das Programm auf die Baumarten Tanne, Douglasie und Eiche ausgeweitet. Ziel des sog. „4-Baum-Konzepts“ der Bayer. Staatsforsten ist es, alle Wälder mit heute dominanter Fichte durch strukturreiche Mischbestände aus mindestens vier Baumarten zu ersetzen, wovon wenigstens drei Baumarten eine hohe Klimatoleranz aufweisen.

Parallel dazu wird die gruppenweise Einbringung von seltenen Laubhölzern wie Elsbeere, Sommerlinde, Spitzahorn sowie Berg- und Flatterulme forciert, um die Biodiversität der Wälder zu erhöhen. Die Waldbesucher können diese waldbaulichen Aktivitäten nahezu in allen Bereichen des Forstenrieder Parks mitverfolgen.

Nachhaltigkeit ist gewährleistet

Trotz häufiger witterungs- bzw. klimabedingter Störungen wird das „4-Baum-Konzept“ konsequent, kontinuierlich und mit hohem Engagement umgesetzt, so dass die Existenz der stadtnahen Wälder als gesichert gelten kann. Nachhaltigkeit ist gewährleistet, wobei die moderne Forstwirtschaft den Nachhaltigkeitsbegriff deutlich umfassender als deren schlichte Interpretation von ressourcenschonender Holznutzung versteht. Nachhaltigkeit im heutigen Verständnis der Bayerischen Staatsforsten heißt, alle Waldfunktionen zu beachten und demzufolge wertvolle Güter wie beispielsweise Trinkwasser, Erholung, Biodiversität und Immissionsschutz dauerhaft und stetig zur Verfügung zu stellen.

Der Bestockungswandel soll innerhalb von 20 Jahren vollzogen sein – für forstliche Zeiträume ein wahrlich ambitioniertes und sportliches, leider jedoch auch alternativloses Ziel.


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