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Miteinander ist alles möglich

Neujahrsempfang im Selbsthilfezentrum mit Preisverleihung "München dankt!"

Die Ausgezeichneten von "München dankt!" mit Stadtrat Christian Müller (zweiter von links). (Bild: Mark Kamin)

„Ihr Motto ist nicht: Ich helfe mir selbst, sondern ich kümmere mich um andere. Was Sie hier machen ist nicht selbstverständlich und verdient hohen Respekt!“ Mit diesen Worten eröffnete Stadtrat Christian Müller die Verleihung des Preises „München dankt!“ der Landeshauptstadt beim Neujahrsempfang des Selbsthilfezentrums. Über 100 Engagierte und Teilnehmer von Selbsthilfegruppen waren gekommen um die zu vertreten, die in unserer Gesellschaft oft kein Gremium finden, das sie vertritt. Sieben von ihnen nahmen die Ehrung am Neujahrsempfang entgegen.

Breit gefächertes Angebot

„Für mich ist das, was Sie hier machen das Wichtigste was wir in diesen Zeiten machen können“, so Vorstand Fritz Letsch. Mehr als 1.300 Selbsthilfegruppen gibt es derzeit in München und Umgebung. 230 von ihnen treffen sich regelmäßig im Selbsthilfezentrum (SHZ) München im früheren Tröpferlbad an der Westendstraße und lassen sich dort unterstützen. Sei es bei der Suche nach Räumlichkeiten, bei Fortbildungen, bürokratischen Unwegbarkeiten oder einfach wenn sie ein offenes Ohr brauchen.

Es sind die unterschiedlichsten Menschen, die im ehemaligen Tröpferlbad im Westend täglich von morgens bis abends ein und aus gehen. Wo man sich noch bis ins Jahr 1992 für zwei Mark fünfzig eine "Brause" oder für vier Mark ein Wannenbad kaufen konnte, treffen sich heute Gruppen, um sich in geschütztem Rahmen zu den unterschiedlichsten Themen aus dem Gesundheits- oder dem Sozialen Bereich auszutauschen oder in verschiedensten Initiativen aktiv zu sein. Das fängt bei den „Absolute Beginners“ an, über das tibetische „Tashi-Projekt“ bis hin zu Betroffenen von „Zöliakie“. „Der Weg steht jederzeit offen für andere!“, so Winfried Rauscheder vom Selbsthilfebeirat in seiner Begrüßung am Abend des alljährlich stattfindenden Neujahrsempfangs.

Anstieg an Neugründungen

Dass diese Einladung gerne angenommen wird und somit eine Daseinsbereichtigung des Selbsthilfezentrums mehr als gerechtfertigt ist, zeigt der stete Anstieg an Neugründungen auch im vergangenen Jahr. „Selbsthilfe hat damit zu tun, dass München als gemeinschaftliche Stadtgesellschaft funktioniert“, erklärte Stadtrat Christian Müller, der ebenfalls der Einladung des Selbsthilfezentrums gefolgt war um die sieben Vertreter der Selbsthilfegruppen ILCO (Stoma-Träger) und PUB (Partner und Behinderte), Tinnitus-Selbsthilfegruppe München, Diabetes Selbsthilfegruppe München, Polio-Selbsthilfe des Bundesverbandes Poliomyelitis e.V., Selbsthilfegruppe Münchner Psychiatrie Erfahrene MüPE e.V., Selbsthilfegruppe CRPS/Morbus Sudeck, Migrantenselbstorganisation Somalische Maanta e.V., mit dem Preis „München dankt!“ auszuzeichnen.

Das Selbsthilfezentrum

Sie unterstützen, beraten, vermitteln Betroffene, die etwa an seltenen Krankheiten leiden oder soziale Probleme haben. Sie schaffen Räume wo sich Migranten mit unterschiedlichsten Nationalitäten treffen. Unzählige Ehrenamtliche und 15 Angestellte Fachleute, Sozialpädagogen, Soziologen und Ethnologen leisten Hilfe zur Selbsthilfe im Selbsthilfezentrum an der Westendstraße.

Seit 1985 gibt es die Einrichtung samt kommunaler Förderung. An diese Zeit erinnerte sich Gründungsmitglied Dr. Petra Schmid-Urban, die als ehemalige stellv. Sozialreferentin der Landeshauptstadt die Selbsthilfe auf den Weg gebracht hatte, an diesem Abend: „Ich freue mich sehr über die Vielseitigkeit und Intensität, die die Selbsthilfe mit ihren Gruppen und dem Selbsthilfezentrum als Herzstück erreicht haben. Die Selbsthilfe ist zu einem wichtigen Bestandteil unserer Stadtgesellschaft geworden.“ Zu zwei Dritteln wird das SHZ auch heute noch durch Zuschüsse der Stadt gefördert. Das andere Drittel kommt von den gesetzlichen Krankenkassen. „München, ist eine der wenigen Kommunen, die Selbsthilfegruppen in der Form mitträgt. Sie sollen sich auf demokratischer Basis ihre eigene Struktur und ihre eigenen Ziele geben“, erklärte Geschäftsführer Klaus Grothe-Bortlik das Prinzip der Selbsthilfe.

Selbsthilfebeirat Winfried Rauscheder erwähnte in seiner Ansprache, dass man durch Selbsthilfe „viel lernt, über die Stadt in der man lebt.“ An den Gruppen, die sich neu an das Selbsthilfezentrum wenden – jährlich sind es an die 30 – lasse sich gut ablesen, in welche Richtung sich die Gesellschaft bewege. Das SHZ an der Westendstraße 68 schafft für sie alle eine Infrastruktur in ihren fünf Gruppenräumen und den zwei neuen Räumen in der Westendstraße 151.

Am Abend des Neujahrsempfangs standen die Türen aller Zimmer im ehemaligen Tröpferlbad wieder einmal offen: Für gute Gespräche, Musik, Tanz und allerlei Gaumenfreuden, zubereitet vom internationalen Mütterforum, für all jene Menschen die ihre Stärke in der Selbsthilfe gefunden haben. Näheres zu den rund 1.300 Gruppen im Selbsthilfezentrum München unter www.shz-muenchen.de im Internet.


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