"Mit sämtlichen menschlichen Werten gebrochen"
Erinnerungszeichen für fünf Münchner übergeben
An fünf Opfer des Nationalsozialismus - Berta Konn, Charlotte Carney, Hermann Marx, Amalie Spitzauer und Emma Wallach - erinnert künftig ein Zeichen auf dem Areal das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. Dort befanden sich seinerzeit deren Wohnungen in der damaligen Galeriestraße und Pilotystraße
„Die Shoah hat mit der Zivilisation und sämtlichen menschlichen Werten gebrochen", sagte Staatsministerin Kerstin Schreyer bei der Übergabe des Erinnerungszeichens. "Wir können heute das unvorstellbare Leid von damals nicht mehr gut machen, aber wir können die Erinnerung an die Opfer wachhalten und ihnen ihre Namen und ihre Gesichter zurückgeben. Mit dem Erinnerungszeichen auf dem Gelände des Bau- und Verkehrsministeriums gedenken wir ihrer an dem Ort, an dem sie gelebt haben und wo man sie abgeholt hat, um sie zu ermorden.“
Zwei der fünf Münchner wurden 1941 in Kaunas ermordet: Amalie Spitzauer lebte in der damaligen Pilotystraße 7 und arbeitete als Zahnärztin. Ihr Sohn Otto Benjamin Spitzauer wurde 1940 im KZ Sachsenhausen ermordet. Die Gestapo deportierte die 62-jährige Amalie Spitzauer mit fast 1.000 Münchner Jüdinnen und Juden am 20. November 1941 nach Kaunas, wo SS-Einsatzgruppen sie fünf Tage später erschossen. An jenem Tag wurde dort auch Emma Wallach. Sie war mit Julius Wallach, einem der Mitgründer des bekannten Volkskunsthauses Wallach in der Residenzstraße, verheiratet gewesen. Emma Wallach wohnte in der damaligen Galeriestraße 17.
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus Edelstahl. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.
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