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Mit dem Blick auf Morgen jetzt und hier handeln

BürgerStiftung sorgt mit vielen Projekten für Nachhaltigkeit in München

Das Zusammenspiel aus sechs engagierten Personen, ein Anfangskapital von 18.000 Deutsche Mark, die Unterstützung einer Bank und die Beratung der Maecenata Stiftungsverwaltung brachten im Jahr 1998 die Basis der heutigen BürgerStiftung München hervor. Inspiriert wurde der Gedanke einer nachhaltigen Entwicklung von der internationalen Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung, die 1992 in Rio de Janeiro stattfand und an der 190 Staaten teilnahmen. Im Laufe der 16 Jahre hat sich die anfänglich nicht-rechtsfähige Bürgerstiftung zur rechtsfähigen BürgerStiftung München entwickelt und etliche Projekte selbst initiiert, realisiert oder unterstützt. "Soziale Gerechtigkeit, ökologische und ökonomische Verantwortung im globalen Zusammenhang sowie die Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung in München" lauten dabei die Leitgedanken.

"Welt würde nicht funktionieren"

"Die BürgerStiftung ist politisch nicht gebunden und eine Stiftung von Münchnerinnen und Münchnern für ihre Stadt", hebt Petra Birnbaum, Geschäftsführerin und ehrenamtliches Vorstandsmitglied, hervor. Es gehe darum, München nachhaltig voranzubringen und Kompetenzen für die Gestaltung des Zusammenlebens im Stadtgebiet zu aktivieren. Zur Zeit helfen dabei "circa 40 aktive ehrenamtliche Mitarbeiter und mindestens 200 Unterstützer, die uns mit ihrer Zeit, ihren Ideen und ihrem Geld immer wieder signalisieren, dass sie unsere Arbeit schätzen", freut sich Birnbaum. Als Geschäftsführerin der BürgerStiftung ist sie die  Einzige, die eine  bezahlte Halbtagsstelle besetzt.  Alle Anderen arbeiten ehrenamtlich. Für die Geschäftsführung allerdings braucht es eine Kontinuität, damit die Verwaltung und Organisation der Stiftung funktionieren und es einen Ansprechpartner gibt . "Neben dem ganz normalen Bürobetrieb mit Telefon, Mail und Verwaltungsarbeiten, bearbeite ich die Projektanträge, bereite Gremiensitzungen vor bzw. nach, bin für die interne Kommunikation zuständig, organisiere Veranstaltungen inklusive Fundraising, kümmere mich um Ehrenamtliche und Stifter und vertrete die BürgerStiftung nach außen", erklärt die geschäftsführende Vorständin ihre Aufgaben. Aktiv unterstützt wird sie von ihrer Vorstandskollegin Barbara Wolter, die mindestens genauso viel Zeit - nur ehrenamtlich - in der Stiftung arbeitet.

Ihre Motivation, eine solch bürgernahe Arbeit zu ergreifen, war Tatendrang: "Ich wollte in kein kommerzielles Unternehmen, ich wollte etwas bewirken", sagt sie mit Nachdruck. Dabei war Petra Birnbaum für die Stelle, die per Anzeige ausgeschrieben war, nicht die erste Wahl. Aber eine glückliche Verkettung des Schicksals brachte sie doch ganz hoch auf die Prioritätenliste: "Das ist jetzt über zehn Jahre her und ich habe es nie bereut! Die Stelle passt zu mir."  Ehrenamtlich tätig war die dreifache Mutter bereits zuvor in Nairobi, Kenia: "In den sieben Jahren, die wir dort lebten, engagierte ich mich in einem Straßenkinderprojekt."

Birnbaums Meinung zu sozialem Engagement allgemein: "Ohne Engagement würde die Welt nicht mehr funktionieren. Wir brauchen die Menschen, die bereit sind, sich für etwas einzusetzen. Die den Mut haben, neue Wege zu gehen, vor Ort oder weltweit in Krisengebieten zu helfen. Ich denke, dass Engagement mittlerweile ein Korrektiv für unsere Gesellschaft und gleichzeitig ein Katalysator und Motor für bestimmte Themen ist."

Realisiert und in Planung

Mit Stolz blickt Petra Birnbaum auf die von der BürgerStiftung bereits realisierten Projekte: "KUKS - Kinder Kunst und Schule “ läuft seit sechs Jahren in 19 Münchner Grundschulklassen. Künstler übernehmen ein Mal in der Woche den Unterricht , es wird nicht benotet und die Lehrer sind mit dabei. Wir erfahren jedes Jahr von den Lehrern, wie wichtig KUKS für die kreative Entwicklung der Kinder ist." Der Unterricht stärke nicht nur das Selbstwertgefühl der Kids, sondern baue auch kulturelle Hürden ab. Ebenfalls sehr erfolgreich verlaufe das Projekt 'Münchner Schülerpaten', dessen Netzwerk demnächst ausgebaut werden soll. Dabei stehen bürgerschaftlich Engagierte den Schülerinnen und Schülern beim Übergang von der Schule ins Berufsleben zur Seite und stellen wertvolle persönliche Bindungen her, was die Handlungsoptionen der Jugendlichen vermehrt, das Miteinander der Kulturen begünstigt und den Zusammenhalt der Stadtgemeinschaft stärkt. Ähnlich läuft es mit städtischen Programm "Job-Mentoring München" unter der Leitung von Dr. Thoennissen , in dem jährlich 600 Jugendliche mit großem Erfolg bei Bewerbungen und der Suche nach einer Lehrstelle von ehrenamtlichen Mentoren betreut werden: Im Schuljahr 2011/2012 gingen 108 Teilnehmer/innen auf eine weiterführende Schule, 249 begannen eine Ausbildung und 250 nahmen an einer weiterführenden Maßnahme teil.

Die BürgerStiftung räumt auch der städtischen Ökologie einen hohen Stellenwert ein. Im Jahr 2011 haben sich daher verschiedene Stiftungen zusammengetan, um das Thema "Mehr Gärten in der Stadt" voranzutreiben. "Das Projekt führt die vielen vorhandenen Münchner Gärten und Gärtner zusammen und unterstützt sie, zum Beispiel über die Webseite www.urbane-gaerten-muenchen.de", erklärt Petra Birnbaum. Ziele für die kommenden Jahre gibt es viele: "Künftig wollen wir die Gärtneraktivitäten in die Schulen tragen. Außerdem möchten wir uns mit anderen Bildungsstiftungen vernetzen, um gemeinsam in München Bildungsprojekte zu fördern."

Jede gemeinnützige Organisation kann  bei der BürgerStiftung Fördermittel beantragen, sofern die Voraussetzungen stimmen: "Man muss einen Antrag stellen über unsere Homepage www.buergerstiftung-muenchen.de", erklärt die Geschäftsführerin. "Stichpunkte sind: In und für München, bürgerschaftliches Engagement, Nachhaltigkeit, sozialer Zusammenhalt, Bildung, Umweltschutz."

Wünsche der Bürger

Um die Anliegen der Münchner besser im Auge zu behalten und realisieren zu können, führt die BürgerStiftung an Aktionstagen immer wieder Befragungen durch und versucht zugleich, Menschen zu mehr Engagement zu motivieren. Am Tag der Stiftungen, der auf den 1. Oktober datiert ist, wurden Passanten am Gärtnerplatz mit Hilfe von Wunschzetteln nach ihren Wünschen für eine bessere Stadt gefragt. "Es kamen doch einige Rückmeldungen", so Petra Birnbaum. Mehr Radwege und Grün auf den Straßen, offene Bücherschränke zum kostenlosen Tausch, die Erhaltung alter Häuser, eine größere Einbindung der Bürger in bedeutende Stadtentwicklungsprojekte, günstigere Wohnungen bzw. Mieten, die Freiräumung der Bushaltestellen von dauerparkenden Fahrrädern sowie ein Südring anstelle der zweiten S-Bahn-Stammstrecke liegen demnach vielen Münchnern am Herzen. Diese Wunschzettel können auch eingesehen werden, denn "wir werden sie im Rundbrief 'Servus' veröffentlichen", versichert die Geschäftsführerin. Erfreulich war auch die erfolgreiche Rekrutierung zweier neuer Mentoren, die jetzt schon in einem Trainingsprogramm mitlaufen.

Wer mit dem Blick auf Morgen jetzt und hier handeln möchte, muss jedoch nicht warten, bis er auf der Straße angesprochen wird. Wer sich bei der BürgerStiftung mit Zeit, Ideen oder Geld einbringen möchte, kann sich jederzeit auf der Homepage unter www.buergerstiftung-muenchen.de über die vielfältigen Projekte informieren, sich zu den Bürozeiten (Mo-Fr 9-13 Uhr, Di 9-17 Uhr) unter der Telefonnummer (089) 20238111 melden oder sich per Mail an buero@buergerstiftung-muenchen.de wenden. "Konkret suchen wir Leute für den Stiftungsrat und den Vorstand sowie ganz dringend jemanden, der bei der Bearbeitung der Buchhaltung hilft. Außerdem freuen wir uns über jede Spende, die eins zu eins in die Projekte fließt", sagt Petra Birnbaum zu Schluss.

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