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"Menschlicher Umgang macht den Unterschied"

Vergangene Woche fragten die Münchner Wochenanzeiger die Leserinnen und Leser im wöchentlichen Newsletter, welche Art des Einkaufens sie bevorzugen: Einzelhandel oder Onlineshopping. Angelika Borgböhmer erklärte ihre Einstellung hierzu in einem Leserbrief.

"Liebe Leute vom Wochenanzeiger, zu Ihrer Umfrage wegen des Einzelhandels: Das ist natürlich eine wunderschöne Idee, auf den Einzelhandel in den Stadtvierteln aufmerksam zu machen, aber manchmal ist der Einkauf in solchen Läden nach meiner Erfahrung auch eine total frustrierende Angelegenheit. Bäcker in meiner Straße: Zwei junge Verkaufsdamen unterhalten sich im Hintergrund des Ladens, kein Grüßgott, kein 'Was darf's sein?', nix. Nach längerem geduldigen Warten meinerseits, schweigender Augenkontakt. Nach der Abwicklung des Geschäfts kein Danke, kein Wiedersehen, nix. Nachdem mir das wiederholt passiert war, hatte ich ein Gespräch mit der Inhaberin. Antwort: Ja mei, ich hab's ihnen schon öfters gesagt, aber da kann man nix machen. Jetzt kaufe ich meine Backwaren im U-Bahnhof, freundlichster Service von kopftuchtragenden Mädels, freue mich
jedesmal, wenn ich die sehe.

Elektrofachgeschäft, Einzelhandel: Neues Fernsehgerät muss her, muss natürlich bestellt werden, weil nicht im Laden vorrätig, klar. Dauert nach Auskunft bei der Bestellung drei Tage; Lieferung, Einstellung der Programme kosten 72 Euro extra pro Stunde. Nach einer Woche ist das Gerät immer noch nicht da, ich rufe morgens an und sage, dass ich das nicht mehr möchte, wenn das so lange dauert. Nachmittags auf meinem Anrufbeantworter: Jetzt ist es (plötzlich) da, aber: 'Liefern, einstellen nicht mehr in dieser Woche, samstags schließen wir unser Geschäft um 14 Uhr'. Meine dringliche Bitte, 'Könnten Sie nicht nach Geschäftsschluss? Ich bin ja willig, dafür zu bezahlen' (und meiner Meinung nach nicht zu knapp), kann nicht erfüllt werden. Ich habe mir den neuen Fernseher selber abgeholt, auch selber eingestellt, und das nächste Mal gehe ich wieder auf die Grüne Wiese oder mache meinen Klick daheim vom Sofa aus, dann steht mein Paket am anderen Tag vor der Haustüre.

Was lerne ich daraus als Kunde, der auf Service Wert legt und auf freundliche Bedienung? Nicht die paar Euros machen den Unterschied für den Kauf aus, auch nicht die Bequemlichkeit, von daheim aus einzukaufen, sondern allein der menschliche Umgang, den die Maschine nicht bieten kann. Manche haben es aber leider noch nicht kapiert, warum ihnen die Kunden davonlaufen. Und werden deswegen - zu Recht meiner Meinung nach - Sterbchen machen. C'est la vie!"

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