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„Mensch und Tier benötigen Hilfe“

Fälle von Tierhortung im Münchner Tierheim

Zebrafinken sind tagaktive und gesellige Vögel. Über 160 dieser Tiere warten im Tierheim noch auf ein neues Zuhause. (Bild: Christoph Aron/pixelio.de)

Das neue Jahr begann für das Münchner Tierheim nicht gerade rosig. Gleich drei Fälle von „Animal Hoarding“ hielt die Pfleger auf Trab: 14 verwahrloste Katzen, die in einem Außengehege eingesperrt waren, 86 Meerschweinchen, die unter schrecklichsten Bedingungen in einer Badewanne gehalten wurden und 176 Zebrafinken einer überforderten Halterin mussten aufgenommen und tierärztlich versorgt werden.

Was ist „Animal Hoarding“?

„Unter ‚Animal Hoarding‘ – auf Deutsch Tierhortung – versteht man das krankhafte Sammeln und Halten von Tieren“, erklärt Judith Brettmeister, Sprecherin des Münchner Tierheims. „Dabei werden eine Vielzahl von Tieren auf engem Raum gehalten, wobei die Mindestanforderungen an Nahrung, Hygiene und tierärztlicher Versorgung vom Halter nicht mehr gewährleistet werden können.“ Die betroffenen Personen seien nicht mehr in der Lage, auf die Haltungsmängel und die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der eigenen Person oder der Haushaltsmitglieder zu reagieren. „Bei den meisten Tierhortern liegt eine psychische Störung zugrunde, so dass Mensch und Tier Hilfe benötigen. Viele Halter zeigen aber keine Einsicht. Dann muss das Veterinäramt – oft mit Unterstützung unserer Tierschutzinspektoren oder gar mit Hilfe der Polizei – eingreifen“, bedauert Brettmeister. Neben dem erbärmlichen Zustand der geretteten Tiere ärgert sich die Tierschützerin besonders darüber, dass (trotz heftiger Verstöße gegen das Tierschutzrecht) solche Tierhalter meist ohne Auflagen und Strafen davonkommen.

Wie geht es den Tieren jetzt?

Was die oben beschriebenen Katzen, Meerschweinchen und Zebrafinken anbelangt, so atmen die Pfleger langsam auf: „Die meisten Katzen sind noch auf der Quarantänestation und werden aktuell gesund gepflegt. Bei fast allen konnte Wurmbefall, Unterernährung und Schnupfen festgestellt werden“, erklärt Judith Brettmeister. „Am schlimmsten war der Fall mit den Meerschweinchen: Sie wurden ohne Einstreu allesamt in einer Badewanne gehalten, lebten auf ihrem eigenen Kot. Auf diesem engen Raum war auch eine Gruppenbildung nicht möglich, bei Rangkämpfen verletzten sich die Nagetiere daher heftig. Etliche Weibchen waren schwanger, erlitten aber durch den Stress Fehlgeburten. Insgesamt verstarben 23 Tiere oder mussten aufgrund unheilbarer Krankheiten eingeschläfert werden. Die 63 Überlebenden sind inzwischen gesund, vergesellschaftet und können zu zweit oder in kleinen Gruppen an geeignete Halter abgegeben werden. Und auch die geselligen, tagaktiven Zebrafinken stehen zur Vermittlung an liebevolle Tierfreunde bereit. Diese Ziervögel sind generell nicht sehr anspruchsvoll und gelten als gute Einsteigertiere für angehende Vogelhalter. Sie sind jedoch Gruppentiere und benötigen eine geräumige Voliere, täglich etwas Obst und Gemüse, das passende Futter und immer frisches Trinkwasser“, fasst Brettmeister zusammen.

Wer sich für die Meerschweinchen oder die Zebrafinken interessiert, kann sich gerne im Kleintierhaus unter der Telefonnummer (089) 921000-53 melden. „Unsere Pfleger geben gerne weitere Auskunft rund um die richtige Haltung der Tiere.“


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