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„Lücken im Lebenslauf sind erstmal kein Kriterium“

Aus erster Hand: Tipps für das Bewerbungsschreiben und das Bewerbungsgespräch

Fachmännischer Blick auf die Bewerbung: Kristina Binder ist als Assistentin der Geschäftsführung der Münchner Wochenanzeiger auch für Ausbildungsfragen zuständig. (Bild: sb)

Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse sind Bestandteile einer Bewerbung für einen Ausbildungsplatz. Doch auf was schauen Personalverantwortliche eigentlich wirklich, wenn sie Bewerbungsunterlagen in der Hand haben? „Zuerst ist es wichtig, dass die Unterlagen vollständig sind. Das heißt, wenn im Bewerbungsschreiben Anhänge angegeben sind, dann sollten sie auch dabei sein“, sagt Kristina Binder. Die 25-Jährige unterstützt als Assistentin die Geschäftsführung der Münchner Wochenanzeiger unter anderem in Bewerbungsfragen und ist die Ausbildungsverantwortliche des Familienunternehmens. Und ein Klassiker sollte auch passen: die Rechtschreibung.

Motivation

„Sehr detailliert schaue ich auf das Bewerbungsschreiben. Daran kann ich erkennen, ob sich der Jugendliche mit der Firma auseinandergesetzt hat oder ob es eine allgemeine Bewerbung ist, in der immer nur ein paar Punkte ausgetauscht werden, weil sie an viele Firmen verschickt wird“, erläutert Kristina Binder. Dies gebe einen deutlichen Hinweis darauf, inwiefern sich der Bewerber im Vorfeld mit der Firma und dem Ausbildungsberuf auseinandergesetzt habe. „Das sollte in den Bewerbungsunterlagen klar herauskommen. Mir geht es dabei unter anderem um die Frage, aus welcher Motivation heraus man sich bewirbt.“

„Erwarte kein Einser-Zeugnis"

Lücken im Lebenslauf sind für Kristina Binder grundsätzlich erstmal kein Ausschlusskriterium. Aber: „Im Bewerbungsgespräch möchte ich dann schon wissen, wie sie zustande kamen“, betont sie. Und auch auf die Zeugnisnoten schauen sie gar nicht so genau. „Natürlich sind sie im Großen und Ganzen wichtig, weil sich schlechte Noten nicht durch das gesamte Zeugnis ziehen sollen“, sagt die 25-Jährige, die berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie studiert und zuvor eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten gemacht hat. „Ich erwarte aber kein Einser-Zeugnis. Mir geht es grundsätzlich darum, dem Menschen eine Chance zu geben.“ Was sie zudem am Zeugnis interessant findet: „Die Einschätzungen und Bewertungen, die in den jeweiligen Zeugnisse vermerkt sind, empfinde ich als durchaus aussagekräftig“, verrät sie.

Interesse zeigen

Und natürlich zählt der Eindruck im Bewerbungsgespräch. „Unsere Bewerbungsgespräche laufen meist sehr locker und entspannt ab“, erklärt Kristina Binder. „Ich möchte etwas über die Jugendlichen erfahren. Natürlich dürfen sie schüchtern sein. Das ist ja oft der Fall, allein weil die Nervosität so groß ist. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.“ Wichtig sei aber dennoch, dass die Jugendlichen etwas über sich erzählen. Es gehe zudem auch darum, selbst Interesse zu zeigen – sowohl am Ausbildungsberuf als auch an der Firma. „Ich erwarte deshalb eine gewisse Grundvorbereitung auf das Gespräch. Das ist generell etwas, das ich allen Jugendlichen als Tipp mit auf den Weg geben würde.“ Kristina Binder hat auch noch eine weitere Kleinigkeit als Tipp parat: Denn wer Block und Stift dabei habe und sich im Bewerbungsgespräch Notizen mache, zeige ebenfalls sein Interesse.

Pünktlichkeit

Des Weiteren ist, wenn es um das Vorstellungsgespräch geht, nach Ansicht der 25-Jährigen Pünktlichkeit und eine ordentliche Kleidung wichtig. „Es muss nicht Anzug und Krawatte sein, aber halt auch keinen Schlabber-Look“, sagt Kristina Binder. „Als sehr wertvoll empfinde ich es grundsätzlich zudem, wenn sich die Jugendlichen auch selbst reflektieren können.“ Die Ausbildungsverantwortliche der Münchner Wochenanzeiger, die Medienkaufleute ausbilden, verrät noch etwas: „Wenn jemand in seinen Bewerbungsunterlagen als Hobby Lesen angibt, dann ist das erstmal sehr allgemein. Deshalb interessiert mich im Gespräch zum Beispiel auch, welches Buch der Bewerber denn aktuell liest“, berichtet Kristina Binder, die im Übrigen auch ehrenamtliches Engagement von Jugendlichen als sehr positiv bewertet. „Das zeugt von einer gewissen sozialen Intelligenz.“


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