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Hund und Katz - wie geht das?

Wenn sich Hund und Katze angefreundet haben, ist ein harmonisches Zusammenleben garantiert. (Bild: Karin Bloemer/pixelio.de)

Wenn sich zwei Menschen "wie Hund und Katz" verstehen, haben sie ein angespanntes Verhältnis zueinander, gehen sich aus dem Weg oder können sich überhaupt nicht leiden. Aber trifft diese Redensart in der Tierwelt wirklich zu oder handelt es sich um ein Klischee? "Weder noch", sagt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München, denn "ob Hund und Katze miteinander auskommen, hängt letztendlich von vielen Faktoren ab." Wer den großen Wunsch hegt, diese großteils sehr unterschiedlichen Tiere in einem Haushalt zusammenzuführen, sollte zuvor die Situation analysieren und einige Dinge bedenken. "Pauschalaussagen sind bei der Vergesellschaftung von Hund und Katze im Grunde genommen nicht möglich", betont Brettmeister. "Bei einigen Tieren funktioniert ein Zusammenleben gut, bei anderen bedarf es etwas mehr Aufwand von Seiten des Menschen."

Wahre Absicht geht verloren

Am einfachsten sei die Gewöhnung aneinander, wenn zwei ungefähr gleichaltrige Welpen zusammen aufwachsen. "Die Vierbeiner haben zuvor in der Regel noch keine negativen Erfahrungen mit der jeweils anderen Tierart gemacht und lernen die Absichten des anderen schnell zu deuten. Missverständnisse bei der Kommunikation fallen dann geringer aus." Zu diesen komme es im Erwachsenenalter eher, weil sich die Körpersprache der beiden Tierarten deutlich unterscheide: Während das Schwanzwedeln beim Hund meist Freude ausdrückt, ist es bei der Katze ein Zeichen von Aufregung oder Nervosität. Legt sich ein Hund auf den Rücken, drückt dies Unterwürfigkeit aus; eine Katze hingegen stellt auf diese Weise sicher, alle vier Pfoten für einen Kampf einsetzen zu können. Und schnurrt eine Katze aus Behaglichkeit, mag dies in den Ohren eines Hundes wie Knurren klingen, was als Abwehrverhalten wahrgenommen wird. "Daher können freundlich gemeinte Gesten des einen Tieres auf das andere bedrohlich wirken; die wahre Absicht geht schlicht bei der Übersetzung in die eigene Sprache verloren."

Bei erwachsenen Tieren sollten die Halter daher ein Gespür für den jeweilige Charakter haben, weiß die Tierschützerin: "Ist Bello sehr lebhaft, sollte Miezi selbstbewusst und weder scheu noch ängstlich sein. Auch das Alter kann eine Rolle spielen – wir Menschen verstehen uns mit Gleichaltrigen meist auch am besten. Zu einem ruhigen, alten Vierbeiner passt daher eine ebenfalls entspannte, alte Katze, und so weiter."

Schrittweise Gewöhnung

Bei der Zusammenführung ist Geduld gefragt: "Das neu hinzugekommene Tier sollte sich vor dem Kennenlernen zunächst eingewöhnen; erst danach bringt man beide Tiere für ein paar Minuten in einen Raum, sodass sie sich kurz sehen. Leichter fällt das zu zweit, dann kann sich eine Person um den Hund (an der Leine!) kümmern, die andere um die Katze. Diese muss immer einen höher gelegenen Rückzugsraum (z.B. Kratzbaum) haben. Beim Aufeinandertreffen können die Halter beiden Tieren Leckerlis geben, das ruft positive Gefühle hervor. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass kein Futterneid entsteht! Dieses Treffen unter Aufsicht sollte zu einem täglichen Ritual werden, bis Hund und Katze sich aneinenader gewöhnt haben. Wichtig ist, sich dabei Zeit zu lassen und stets für eine entspannte Ausgangslage zu sorgen", fasst Judith Brettmeister zusammen.

Was aufwändig klingt, lohne sich allemal, versichert die Tierschützerin: "Wenn sich die beiden erst angefreundet haben, geben sie ein tolles Paar ab. Eine Katze auf dem Schoß und zugleich einen Hund zu den Füßen – für viele Tierfreunde gibt es nichts Schöneres."

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