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"Letztendlich haben alle etwas gemeinsam"

Fola Dada über Unterschiede und Wandel, Gefühle und Ikonen

Fola Dada. (Bild: pr)

Mit der SWR-Big-Band ist Fola Dada am Sonntag, 29. September, um 20 Uhr im Prinzregententheater bei "Kings of Swing" zu erleben (Karten über MünchenTicket). Gemeinsam rollen sie den roten Teppich für die Großen der Swing-Ära aus - Louis Armstrong, Benny Goodman, Glenn Miller, Duke Ellington, Count Basie oder George Gershwin - und erinnern an die legendäre Ella Fitzgerald. Fola Dada beantwortet dazu die Fragen von Johannes Beetz.

"Das freut mich sehr"

Ihr Bühnenpartner Pierre Paquette und Sie erzählen zum Konzert Anekdoten. Verraten Sie uns eine besondere? Und wie reagiert Ihr Publikum auf diese Geschichte?

Fola Dada: Bei diesem Konzert erzählt vor allem Pierre Paquette die Anekdoten, aber wenn ich ein Konzert moderiere, dann erzähle ich gerne von Ella und Marilyn Monroe. Denn Marilyn sorgte in der Zeit, in der Schwarz und Weiß noch lange nicht gemeinsam ein Leben hatten, dafür, dass Ella in einem angesagten Nachtclub auftreten durfte. Sie versprach dem Clubbesitzer, sich jeden Abend in die erste Reihe zu setzen, solange Ella auf der Bühne steht. Natürlich sorgte das für einen Run auf den Club und Ella startete ihre Karriere unter anderem mit der Hilfe von M.M.  Das Publikum ist überrascht über die Verbindung der beiden Ikonen und das freut mich sehr.

"Ein Unterschied zwischen den Gefühlen"

Stellen Sie sich vor, ich hätte noch nie ein Swing-Stück gehört. Wir würden Sie mir erklären, was das ist?

Fola Dada: Ich könnte Ihnen dann etwas von binär und ternär erzählen und die theoretischen Erklärungen aufmalen und rhythmisch vorklopfen. Aber besser wäre es vermutlich, ein Lied zu singen, das Sie kennen und es einmal gewohnt und einmal im Swingfeel zu singen, da versteht man dann schon viel. Vor allem, den Unterschied zwischen einem geraden Gefühl und einem swingenden Gefühl, das Nachschwingen einer Swingsilbe ist deutlich hörbar.

"Ich wollte das unbedingt auch lernen"

Musikrichtungen sind ja immer auch Träger der kollektiven Erinnerung einer bestimmten Generation. Welche Erinnerungen lässt Swing bei Ihnen wach werden?

Fola Dada: In meinem Fall ist es ganz klar meine Kindheit, die ich sonntags vor dem Fernseher verbracht habe und mit großen Augen die MGM-Musical-Filme verschlungen habe. Fred Astaire, Ginger Rogers und Gene Kelly tanzten sich steppend durch diese Filme und ich wollte das unbedingt auch lernen, was ich dann auch getan habe. Also ist Swing für mich zuerst einmal mit Steptanzen verbunden.

"Was bedeutet Ella Musik?"

Wenn Sie Ella Fitzgerald noch eine Frage stellen könnten, welche wäre das?

Fola Dada: Ich würde sie fragen, was ihr Musik bedeutet und was sie jungen JazzsängerInnen empfehlen würde.

"'What’s New' berührt mich"

Das Musikstück, das bei Ihnen das intensivste Gefühl auslöst (und dieses Stück muss nichts mit Swing zu tun haben), ist ...?

Fola Dada: Ohje, das ist fast nicht zu beantworten. Erstens gibt es unendlich viele für mich bedeutsame Stücke und zweitens wechselt es immer wieder. Aber ein Jazzstandard wie "What’s New" berührt mich immer wieder sehr.

"Wandel ist eine tolle Sache, aber ..."

Musikstile ändern sich schnell und wechseln einander so rasant ab, dass man kaum noch von Stilrichtungen sprechen kann – allenfalls von kurzlebigen „Modetrends“. Geht uns da etwas verloren oder ist diese Fülle von Möglichkeiten eine Bereicherung?

Fola Dada: Ich vertrete die Meinung, dass Wandel eine tolle Sache ist. Allerdings wünsche ich mir mehr Respekt vor den „ursprünglichen“ Stilrichtungen. Ich glaube, dass es einem jungen Musiker unheimlich gut tut, sich mit den alten Meistern und deren Lebenszeit und Zeitgeschichte zu befassen. Warum entstand der Jazz und warum tauchen im Hip Hop so oft Musiksamples aus dem Jazzkontext auf? Da gibt es Gründe, die sehr spannend und inspirierend sind. Und durch die Respekt und Demut befördert werden, die ich beide gut finde, wenn man kreativ ist.

"Wir spielen alle die gleichen Noten"

Zum Schluss eine vielleicht etwas hinterhältige Frage: Was hat Swing, was Rock und Pop, Klassik und Schlager nicht haben?

Fola Dada: Es gibt keinen gravierenden Unterschied. Die einen improvisieren mehr als die anderen. Die einen haben eine Rhythmusgruppe, die den Groove / Beat / das Feeling setzt, auf das sich alle beziehen, die anderen haben einen Dirigenten oder verlassen sich auf ihre Auffassung des notierten Stückes. Letztendlich haben alle etwas gemeinsam und alle unterscheiden sich voneinander. Was sie aber definitiv alle verbindet, sind die Noten, bzw. Töne. Wir spielen alle die gleichen Noten und uns gegenseitig bereichern tun wir auch noch. Na besser geht es nicht!


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