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Leser schreiben zu unserem Umgang mit Abfall

Die Wertstoffinseln in München werden von privaten Entsorgerfirmen betrieben. (Bild: job)

Im Samstagsblatt vom 18. Juli äußerten sich Münchner Stadträte zur Problematik der Werstoffinseln ("Wie lösen wir das Dilemma?") und zweite AWM-Werkleiterin Sabine Schulz-Hammerl erklärte das Sammelsystem in München ("Wir dürfen nicht einfach hingehen und Flaschen sammeln"). Dazu haben sich Leser zu Wort gemeldet.

"Die Stadt hat sehr wohl etwas mit dem Müll-Chaos zu tun"

Ulrich Grasberger schreibt:

Ein Faktum lassen die Stadträte, bis auf Frau Hanusch von den Grünen, außer acht. Es ist die Stadt, die den Durchführungsweg für das Verpackungsgesetz bestimmt. So steht es in diesem Gesetz. München hat sich als einzige größere Stadt in Deutschland für das Bringsystem mit den Containern entschieden und will dabei bleiben. Es ist falsch, wenn man so tut, als wenn die Container ein unveränderliches Diktum des Gesetzgebers wären. Ein Holsystem ist effizienter und würde den Müll von den Straßen bringen. Die Flaschencontainer könnten dann neu verteilt werden an weniger lärmsensible Plätze. Wo man Glas kaufen kann, kann man auch Glas zurückbringen.

Die Stadt hat also sehr wohl etwas mit den Containern und dem Müll-Chaos zu tun. Die Folge ist das beobachtete Müll-Chaos. Remondis und Wittmann sind nur Dienstleister und bekommen als Nebenspieler die (bisweilen berechtigte) Schelte ab. Standorte, Leerungsfrequenz und alle Details liegen in Absprache bei der Stadt, die dazu den Vertrag mit dem Dualen System abschließt, die wiederum die Dienstleister beauftragt. Das Duale System will schon seit vielen Jahren das Holsystem einführen, aber die Stadt und der AWM weigern sich, zum Leidwesen der Anwohner. In der Innenstadt in den Mehrparteienhäusern könnten also graue Hausmüll-Container gelb umgewidmet werden ohne zusätzlichen Platzbedarf. Die Müllgebühren könnten so sogar sinken. Derzeit werden wertvolle Ressourcen einfach verbrannt und erzeugen rund 75.000 Tonnen CO2 zusätzlich.

"Es ist eigentlich nicht schwer"

Helmut M. Gaber meint:

Die Privatisierung durch das Duale System hat einen Nachteil. Die beiden für München zuständigen Firmen Remondis und Wittmann unterliegen keiner Kontrolle durch die Stadt München. Doch wer ist weisungsbefugt? Eine sachliche Antwort ist folgende. Der Vertragspartner und Geldgeber der beiden Unternehmen ist zuständig. Die Stelle, von welcher die Dienstleistung in Auftrag gegeben wird und welche die Bezahlung vornimmt. Ich gehe davon aus, dass die Punkte Sauberkeit sowie Verhaltensregeln bei Meldung bereits voller Container ungenügend oder nicht vertraglich festgelegt sind. Hinzu kommt, dass der Anteil von Kunststoffverpackungen seit vielen Jahren steigt. Dadurch müsste auch die Anzahl dieser Behälter erhöht werden. Reicht das nicht aus, muss auch öfter abgeholt werden. Das sind allerdings primitive Selbstverständlichkeiten, über die man eigentlich nicht sprechen müssen sollte. Das bedeutet, dass der Vertragspartner, das sogenannte Duale System angesprochen und angeschrieben gehört. Jedoch fühlt sich von der Stadt München oder von der Politik niemand dazu in der Lage.

1.) Anruf bei Remondis und Wittmann.

2.) Den Verantwortlichen Mitarbeiter oder Geschäftsführer ausfindig machen.

3.) Den Verantwortlichen des Geldgebers ausfindig machen.

4.) Einen Termin für eine persönliche Besprechung aller involvierten Beteiligten arrangieren.

5.) Die Verträge ansehen und erforderliche Änderungen festlegen.

6.) Die Entsorgungsleistung fair bezahlen, u.U. auch mehr bezahlen.

7.) Festlegen, ob neben den Containern abgestellte Plastikverpackungen, Flaschen und Dosenalu mitgenommen werden muss.

8.) Die Anzahl der Kunststoffcontainer erhöhen.

9.) Defekte und beschädigte Container austauschen.

Die Beachtung und Berücksichtigung der kaufmännischen Grundregeln, welche sich auch durch die Digitalisierung oder andere "Ablenkungsmanöver" nicht geändert haben, setzte ich voraus. Ebenso sind eine anständige, emphatische und achtsame Kommunikation klassische Voraussetztungen für ein gutes Miteinander. Problem ist, dass es zwar viele Meinungen zu diesem Problem gibt, jedoch ist kaum jemand, auch von den Politikern, nicht in der Lage, dabei klare präzise und konstruktive Wege aufzuzeigen, wie ich es versuche darzustellen. Es ist eigentlich nicht schwer. Dazu sind scheinbar geeignete Menschen rar, welche nicht nur "um den heißen Brei" herumreden, sondern ganz konkrete Vorschläge unterbreiten sowie geeignete Maßnahmen einleiten.

Ich denke, meine Ausführungen sollten genügen einen richtigen Impuls zu geben. Ich bin u.a. auch Visionär und gehe davon aus, dass 2021 wenn die Verträge auslaufen, diese um weitere 3 Jahre ohne Innovationen weiterlaufen werden. Schade wäre das, sehr schade. Wenn ich Remondis und Wittmann bezahlen würde, wüsste ich, was zu tun ist. Wer zahlt, schafft an. Ein Sprichwort, das auch heute noch gültig ist.

"Aussagen reizen zum Widerspruch"

Rüdiger Weiß vom Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e.V. (VBS) schreibt:

Mit Interesse habe ich Ihren Bericht zu den Problemen mit den Wertstoffinseln in München gelesen. Einige der darin zitierten Aussagen reizen zum Widerspruch: Bürgermeisterin Verena Dietl sagt: „Die Stadt hat mit den Wertstoffinseln nichts zu tun.“ Diese Aussage ist so nicht richtig, denn niemand anders als die Landeshauptstadt München legt fest, mit welchem Sammelsystem Wertstoffe erfasst werden. München könnte z.B. den gelben Sack oder die gelbe Tonne einführen, dann gäbe es keinen Ärger mehr mit den Wertstoffinseln, und deutlich mehr Wertstoffe würden getrennt erfasst und recycelt. Im Übrigen entscheidet die Landeshauptstadt München, wie viele Wertstoffcontainer es gibt und wo diese stehen.

Ferner behauptet Frau Bürgermeisterin Dietl, es gebe in München für eine vierte Tonne für Verpackungen keinen Platz – da stellt sich die Frage, weshalb andere Großstädte, wie z.B. Berlin oder Nürnberg, offenbar Platz für eine vierte Tonne haben.

AWM-Werkleiterin Sabine Schulz-Hammerl sagt, dass nur 17 % des gesammelten Plastiks wiederverwertet werden kann. Das Bundesumweltministerium (BMU) geht von deutlich höheren Zahlen aus – Zitat von der BMU-Homepage: „Im Jahr 2016 wurden mehr als 50 Prozent der Kunststoffverpackungen dem Recycling zugeführt."

Fazit: Die Getrenntsammlung von Kunststoffabfällen aus Verpackungen macht Sinn, allerdings ist das in München praktizierte System der Wertstoffinseln suboptimal. Eine gelbe Tonne wäre für die Umwelt sowie die Münchnerinnen und Münchner ein Gewinn.

"Es gäbe einfache Lösungen"

Ingo Stadlbauer äußert einen Wunsch:

Mit großem Interesse habe ich das Interview mit der AWM-Werkleiterin Sabine Schulz-Hammerl gelesen. Leider wurde das Thema mit den Öffnungszeiten überhaupt nicht erwähnt. Die Flaschen werden mittlerweile spätabends sowie an Sonn- und Feiertagen in die Container geballert. Hiefür würde es einfache Lösung, wie z.B. in Gräfelfing geben. Vielleicht kann man das Thema bei nächster Gelegenheit anbringen. Bitte bleiben Sie dran. Vielen Dank.

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