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Legen Sie bitte Ihre Säge weg!

In dieser Ausgabe dreht sich alles um Nachhaltigkeit

(Bild: job)

Wer den Ast ansägt, auf dem er hoch oben im Baum sitzt, wird seine Säge spätestens in dem Moment weglegen, in dem er das erste leise Knacken hört.

Wenn die Säge indes ein billiger Pulli aus Bangladesch, ein saftiges Rindersteak oder die Fahrt in den verdienten Urlaub ist, hören wir das Knacken nicht. Wie tief wir mit dem Ast nach unten fallen, ist uns völlig egal – weil nicht wir diejenigen sind, die uns am Boden Hals und Bein brechen werden, sondern Menschen auf der anderen Seite des Globus oder unsere Urenkel. Deswegen ist es so verführerisch leicht, gegen jede Vernunft bequem zu bleiben und konsequent die Ressourcen Anderer zu verbrauchen.

Wir leben über unsere Verhältnisse. Alexander von Humboldt hat das schon 1799 als „ Menschenunfug, der die Naturordnung stört“, bezeichnet (er erkannte, dass das Austrocknen eines Sees in Venezuela durch die Abholzung von Wäldern und die Bewässerung von Anbauflächen ringsum ausgelöst wurde und nicht durch ein ominöses „Loch“ am Grund des Sees).

Wie bekommen wir unseren „Menschenunfug“ in den Griff? Mit dieser Frage beschäftigt sich diese Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“.

Nachhaltigkeit bedeutet, nicht mehr zu verbrauchen als wieder rechtzeitig nachwachsen kann: Nicht mehr Holz zu schlagen, als im Wald nachwächst. Nicht die ganze Getreideernte zu mahlen, sondern Körner für die Aussaat im nächsten Jahr zurück zu halten. Die Kuh nicht zu schlachten, solange man sie melken möchte.

„Die Stabilität der Ökosysteme so wenig wie möglich zu beeinträchtigen“, beschreiben Anthropologen „Nachhaltigkeit“. „Sich die Erde untertan zu machen“, sagt die Bibel gleich in ihrem ersten Kapitel dazu und meint eben nicht, alles in die Knie zu zwingen, was da kreucht und fleucht.

Es geht immer um Balance, um Gleichgewicht. Wie sehr das außer Kontrolle geraten ist, sehen wir jedes Jahr an unserem Wetter. Zum Gegensteuern brauchen wir mehr als Klimaziele und Schülerstreiks. Um die Klimaerwärmung zumindest zu begrenzen, sind ehrgeizige Verhaltensänderungen nötig und schwierige Aufgaben zu lösen. Gelingen kann dies gleichwohl: Weil wir den Ausstoß von Schwefeldioxid massiv nach unten gedrückt haben, gilt das Waldsterben seit 2003 als gestoppt. Weil wir keine FCKW mehr verwenden, schließt sich das Ozonloch seit 2012 langsam wieder.

In dieser und den folgenden Ausgaben stellen wir viele Menschen und Projekte vor, die machbare Alltagsdinge tun, um nachhaltiger zu leben. Jeder kleine Schritt in die richtige Richtung hilft. Es geht: Legen Sie bitte Ihre Säge weg!

 

Zahlen, Daten, Formeln

In dieser Ausgabe finden Sie viele Zahlen und Daten (zum Beispiel oben auf fast jeder Seite). Diese beruhen auf Angaben von Umweltbundesamt, WWF, Münchner Hochschulen und ähnlichen Experten. Dennoch geben viele dieser Zahlen eher Abschätzungen wieder als exakte Maße. Nicht bei jeder Berechnung können alle Faktoren einfließen. Die Summenformel von Kohlenstoffdioxid lesen Sie in dieser Ausgabe aus typografischen Gründen in der Form "CO2".


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