Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Krebspatienten an die Hand nehmen

Internetplattform "Stärker gegen Krebs" informiert über qualitativ gesicherte Hilfsmaßnahmen

Ein gutes Team - Geschäftsführer Alexander Herzog baut gemeinsam mit seinem Vater Bernhard die Informationsplattform für Krebspatienten auf. (Bild: privat)

Die Diagnose Krebs ist ein Riesenschock, bei der sich sowohl Betroffene als auch deren Angehörige nach fundierten Informationen sehnen. Wie kann man erkrankte Personen am besten unterstützen? Welche Experten können weiterhelfen? Welche therapieergänzenden Maßnahmen gibt es? Die Suche im Internet ergibt eine Fülle an (oft kommerziellen und unseriösen) Angeboten, selten werden konkrete Ansprechpartner genannt. Die Recherche kostet nicht nur Kraft, sondern sorgt auch für Verwirrung und Verunsicherung.

So erging es auch Alexander Herzog, als dessen Mutter an Krebs erkrankte. Zusammen mit seinem Vater Bernhard Herzog machte er aus der Not eine Tugend und gründete die Dienstleistungs- und Informationsplattform "Stärker gegen Krebs" (SGK, www.stärkergegenkrebs.de). Hier bieten sie Patienten und Angehörigen fundierte Informationen rund um Onkologie, Bewegung, Gesundheit, psychologische und physiologische Begleitung, Ernährung sowie komplementäre Behandlungen, Kompetenzapotheken, Perücken und Reha. Die stetig wachsende Plattform wird inzwischen von der Bayerischen Krebsgesellschaft, dem Tumorzentrum München und einigen Verbänden als Kooperationspartner unterstützt.

Im Interview mit Angelika Andrae-Kiel erklärt der junge Firmengründer und Geschäftsführer die Idee hinter "Stärker gegen Krebs" und seine Ziele für die Zukunft der Plattform.

"Alles auf einen Blick"

Es gibt im Internet eine Informationsflut zum Thema Krebs. Was machen Sie anders als die anderen?

Alexander Herzog: Zum einen wollen wir über ergänzende hilfreiche Angebote verständlich und dennoch fundiert informieren. Die Seite ist übersichtlich und intelligent aufgebaut, so dass sich der Nutzer schnell zurechtfindet – alles auf einen Blick. Zum anderen bieten wir den direkten Zugang zu Experten, wenn möglich in Heimatnähe. Wir liefern konkrete Kontakte, in hoffentlich naher Zukunft deutschlandweit. Dies bedeutet wiederum, dass sich Experten mit ihrem Angebot und ihren Qualifikationen auf der Plattform präsentieren können und darüber neue Patienten oder Klienten gewinnen.

"Es geht nicht um alternative Therapien"

Sie betonen auf Ihrer Seite immer wieder, dass die vorgestellten Angebote die schulmedizinische Krebstherapie nicht ersetzen sollen.

Alexander Herzog: Dieser Hinweis ist uns ganz wichtig. Es geht hier nicht um alternative Therapien, sondern um flankierende Maßnahmen, die die Nebenwirkungen der Krebstherapie mindern, das körperliche und psychische Wohlbefinden verbessern und die Lebensqualität steigern können. Aber: Jede Maßnahme muss mit den behandelnden Ärzten vorab abgesprochen werden! Auch während der Therapie sollten Patient und Arzt bezüglich der ergänzenden Maßnahmen im Gespräch bleiben.

"Experte muss sich registrieren"

Wie können Sie die Seriosität Ihrer Angebote garantieren? Gibt es eine entsprechende Überprüfung der Experten?

Alexander Herzog: Mit unseren erfahrenen Kooperationspartnern haben wir ganz klare Qualifikationserfordernisse definiert und überprüfen diese Qualifikationen, wie Studium/Ausbildung, Berufserfahrung, Zertifikate, Veröffentlichungen, usw. Der Experte muss sich registrieren und seine Informationen hinterlegen. Eine Freischaltung erfolgt erst nach sorgfältiger Sichtung und positiver Beurteilung aller Unterlagen.

Wie ist denn die Resonanz von Expertenseite?

Alexander Herzog: Insgesamt recht gut, schwierig ist allerdings der onkologische Bereich. Ein Grund ist sicher, dass niedergelassene Onkologen meist sehr überlastet sind und keine Notwendigkeit sehen, sich auf unserer Plattform zu registrieren, um mehr Patienten zu bekommen. Der Mehrwert ist für diese Expertenzielgruppe oft schwer darstellbar. Aber um zu wachsen, brauchen wir Experten, die uns dabei unterstützen, die Plattform zu vergrößern. Wir möchten auch auf den sozialen Aspekt hinweisen, Teil eines umfassenden und sinnvollen Versorgungs­netzwerks für krebskranke Menschen zu werden. Außerdem geben wir Experten die Möglichkeit, sich zu vernetzen, neue Projekte zu starten und sich auszutauschen.

"Ende 2020 mehr als 1.000 Experten"

Die Plattform soll deutschlandweite Angebote umfassen. Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel. Wie wollen Sie das schaffen?

Alexander Herzog: Wir haben im Süden Deutschlands begonnen, wo wir auch selbst leben, und bewegen uns langsam Richtung Norden. Immer wenn eine gewisse Dichte an Angeboten erreicht ist, konzentrieren wir uns auf ein weiteres Bundesland. Einige Partner und Interessenten aus verschiedenen anderen Bundesländern gibt es allerdings jetzt schon. Unser Ziel ist, Ende 2020 mehr als 1.000 Experten gewonnen zu haben.

"Sehr vielen Menschen eine Stütze sein"

Wie ist Ihre Vision?

Alexander Herzog: Wir möchten – gemeinsam mit unseren Partnern – in den nächsten zwei bis drei Jahren in Deutschland ein Netzwerk geschaffen haben, das den Krebspatienten an die Hand nimmt, ihm eine Vielzahl an Möglichkeiten aufzeigt und mit konkreten Anlaufstellen in Wohnnähe weiterhilft. Wunderbar wäre es, wenn die Behandlungszentren ihre Patienten über die Plattform informieren würden, dann könnte "Stärker gegen Krebs" wirklich sehr vielen Menschen eine Stütze sein.

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt