Kleine Eingriffe, große Wirkung

Bereits mehrere Jahrtausende vor Christus wurden Meerschweinchen in Südamerika domestiziert, kamen aber erst im 16. Jahrhundert nach Europa – anfänglich nicht als Haus- sondern als Schlachttier. Inzwischen erfreuen sich die kleinen Wusler großer Beliebtheit bei den Deutschen, natürlich nicht als Speise, sondern als tierischer Lebensbegleiter. „Da Meerschweinchen sehr robust sind, mit einer Lebenserwartung von 4 bis 6 Jahren nicht sonderlich alt werden und beim Streicheln eher stillhalten als andere Kleintiere, gelten sie als geeignete Tiere für Kinder“, erklärt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. „Aber neben einer artgerechten Haltung (mindestens zwei Tiere, Versteckmöglichkeiten, genügend Auslauf, ausgewogenes Frischfutter, etc.) benötigen Hausmeerschweinchen bei der täglichen Pflege auch die Hilfe des Menschen, die Kinder meist nicht leisten können.“

Fell und Drüsen

Die Fellpflege sei bei langhaarigen Meerschweinchen-Rassen sehr wichtig, wie Brettmeister betont: „Langes oder verfilztes Fell kann die Tiere im Alltag richtig behindern. Je nach Fellstruktur sollte daher (täglich) gekämmt werden. Manchmal kann es auch nötig sein, die Haare mit einer Schere zu kürzen; das Fell sollte weder in die Augen fallen, noch über den Boden schleifen.“ Baden hingegen sei in der Regel nicht notwendig und sollte vermieden werden. Eine Ausnahme bestehe nur dann, wenn das Tier ein stark verdrecktes Hinterteil habe und dieses nicht mehr selbstständig saubermachen könne. Hier reiche aber ein Teil-Bad aus, dabei müsse nur der verschmutzte Bereich nassgemacht werden.

Die Tierschützerin legt sorgsamen Besitzern nahe, die Drüsen der Tiere in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. „Meerschweinchen besitzen eine Kaudaldrüse und Perinealdrüsen. Sie dienen den Tieren zur olfaktorischen Kommunikation und Reviermarkierung“, erklärt die Sprecherin. Die Kaudaldrüse ist eine gut sichtbare, ovale und erhabene Region über dem After. „Der Bereich sollte stets sauber sein und monatlich auf Tumore und Abszesse geprüft werden. Die Perinealtasche, die sich am Damm (Bereich zwischen Anus und Geschlechtsteil) direkt über dem Anus befindet, sollte nur bei Tierarztbesuchen ab und zu gesäubert werden, da es sich um eine empfindliche Hauttasche handelt.“

Krallen regelmäßig kürzen!

Die Krallen der Meerschweinchen zu kürzen, gehöre – vor allem bei der Innenhaltung – zu den wichtigsten regelmäßigen Pflegeanforderungen. „Die Krallenpflege darf auf keinen vernachlässigt werden! Bei domestizierten Meerschweinchen nutzen sie sich nicht genug ab und werden rasch zu lang. Es kann passieren, dass sich die langen Krallen drehen und in das Fleisch der Pfoten hineinwachsen. Das ist nicht nur unvorstellbar schmerzhaft für den Nager, es kann auch sehr leicht zu lebensbedrohlichen Entzündungen sowie Verformungen der Zehen kommen“, weiß die Tierschützerin. Wer sich nicht zutraue, die Krallen selbst zu kürzen, könne dies für einen kleinen Betrag vom Tierarzt machen lassen. "Wer auf diese kleinen Dinge achtet und wöchentlich einen kurzen Gesundheitscheck bei seinen Haustieren durchführt, kann ihnen ein glückliches und gesundes Leben ermöglichen", versichert Judith Brettmeister.

Im Münchner Tierheim warten viele Meerschweinchen auf ein neues Zuhause. "Wer weitere Informationen über die kleinen Nagetiere wünscht oder gerne welche bei sich aufnehmen möchte, kann sich unter Tel. (089) 921000-53 bei unseren Tierpflegern im Kleintierhaus melden."