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"Kein Kind kann sich alleine schützen"

Amyna e.V. beugt sexueller Gewalt gegen Kinder vor - Kurse und Vorträge für Erwachsene

Das Team von Amyna e.V. (hinten v.l.): Parvaneh Djafarzadeh, Bianca Karlstetter, Sibylle Härtl, Rita Seibold-Över, Adelheid Unterstaller, Yvonne Oeffling sowie (vorne v.l.) Christine Rudolf-Jilg, Elke Schmidt und Agnes Szimhardt. (Bild: Amyna e.V.)

Vor 25 Jahren wurde Amyna e.V. gegründet. Der Verein setzt sich für den Schutz von Mädchen und Jungen vor sexueller Gewalt ein. Amyna richtet sich ausschließlich an Erwachsene, also zum Beispiel Eltern. Tanja Beetz sprach mit Dipl. Sozialpädagogin Christine Rudolf-Jilg von der Amyna-Geschäftsführung über den Verein und Schutzmaßnahmen für Kinder.

"Missbrauch gab und gibt es"

Warum ist Amyna überhaupt notwendig?

Christine Rudolf-Jilg: Weil es nach wie vor sexuellen Missbrauch an Kindern gibt und schon immer gab. Wir qualifizieren Eltern, Lehrer, Fachkräfte dafür, wie sexuellem Missbrauch vorgebeugt werden kann. Denn kein Kind kann sich alleine schützen.

Situationen klären

Welche Angebote haben Sie?

Christine Rudolf-Jilg: Wir haben sechs verschiedene Elternabende zu Themen wie "Wie schütze ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch" oder "Mama, wie bin ich aus deinem Bauch gekommen?"

Für die Fachkräfte bieten wir Fortbildungen und Vorträge an. Dazu gehen wir auch in die Einrichtungen, also beispielsweise Kitas oder Schulen. Da werden zum Beispiel die Regelungen in Schullandheimen geklärt oder Duschsituationen nach dem Sportunterricht. Zudem erarbeiten wir Schutzkonzepte mit Trägern der Einrichtungen, wenn es etwa um Einstellungsverfahren geht. Denn leider gibt es Menschen, die ihre Qualifikation nutzen, um sich Kindern zu nähern. Alle diese Angebote sind zentrale Bausteine von Amyna.

Kindern klare Signale geben

Wie können Kinder für das Thema sexueller Missbrauch sensibilisiert werden?

Christine Rudolf-Jilg: Es ist wichtig, dem Kind zu sagen, dass so etwas passieren kann. Man sollte es dabei nicht in Watte packen, aber auch nicht dramatisieren. Ganz falsch wäre es, dem Kind zu sagen "das passiert dir sicher nicht, du darfst nur nicht alleine auf den Spielplatz gehen und musst nachhause kommen, bevor es dunkel wird". Das ist die falsche Botschaft.

Nein, Kinder müssen erfahren, dass so etwas auch durch Menschen, die man kennt und gerne hat, geschehen kann. Die Eltern sollten dem Kind außerdem klare Signale aussenden, dass sie alles erzählen können und dass die Eltern das auch aushalten. Es kommt oft vor, dass Kinder etwas nicht berichten, weil sie Angst haben, dass die Mama dann ganz traurig wird. Dahinter steckt natürlich auch eine Täterstrategie: "Erzähle nichts, sonst geht's deiner Mama schlecht." Dem Kind muss auch vermittelt werden, dass die Eltern Hilfe organisieren können. Hier sind die Fachberatungsstellen eine gute Anlaufstelle.

"Nein" sagen lernen

Wie sinnvoll sind Selbstbehauptungskurse für Kinder?

Christine Rudolf-Jilg: Diese Kurse sind generell gut und sinnvoll. Sie stärken das Selbstbewusstsein der Kinder und verhelfen ihnen zu einer selbstsicheren Körperhaltung. Die Kinder lernen, "Nein" zu sagen. Aber diese Kurse führen nicht dazu, dass die Kinder besser geschützt sind. Das anzunehmen, wäre eine Illusion.

Weitere Informationen über den Verein gibt es unter www.amyna.de im Internet.


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