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Kaninchen sind keine Kuscheltiere

Aus dem Leben von Pauline und Oliver

Kaninchen sind süß anzuschauen, brauchen wenig Platz und können sich selbst beschäftigen. Wer so denkt, hat in der Haltung eigentlich schon versagt. Wie empfindlich die Fellnasen auf ihre Umwelt reagieren und was sie alles brauchen, um ein langes und glückliches Leben zu führen, wurde mir auch erst im Laufe der Zeit richtig bewusst - und das, obwohl ich zuvor diverse Ratgeber gelesen hatte. Selbst nach jahrelanger Erfahrung mit Kaninchen lerne ich immer noch dazu und erfahre täglich viel Neues über meine Langohren. Wie? In dem ich sie ganz genau beobachte und auf Veränderungen in ihrem Verhalten sofort reagiere.

Tierheim statt Handlung

Als Anfang 2014 mein Partnertier aus einer privaten Züchtung verstarb, stand für mich sofort fest: Das andere Häschen darf nicht alleine bleiben! Kaninchen sind Rudeltiere und auf die Gesellschaft und Pflege mindestens eines Artgenossen angewiesen. Meine Suche nach einem geeigneten Partner führte mich ins Münchner Tierheim. Dort verliebte ich mich sofort in die Albino-Kaninchendame "Schnucki", die mit 1,5 Jahren das passende Alter für meinen kastrierten Rammler hatte. Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens und gegen eine Schutzgebühr von nur knapp 35 Euro durfte ich sie sofort mit nach Hause nehmen - was im Verhältnis zum Kauf bei einem Züchter oder in einer Zoohandlung unglaublich günstig ist, da das Kaninchen schon tierärztlich untersucht, unter Umständen kastriert und garantiert gesund ist. Nach der Vergesellschaftung verstanden sich die beiden wunderbar. Sechs Wochen später kam eine Mitarbeiterin vom Tierheim vorbei und vergewisserte sich, ob es "Schnucki", die nun Pauline heißt, bei mir wirklich gut geht. Diese Kontrolle wird vom Tierschutzverein bei jedem Tier durchgeführt, von der Maus bis zum Pferd. Ein vorbildlicher Einsatz, der zeigt, dass das Tierheim sich auch nach der Abgabe um das Wohlergehen seiner ehemaligen Schützlinge kümmert.

Viele Ansprüche

Heute hat Pauline einen kleinen Partner, der ebenfalls aus dem Tierheim stammt: Oliver. Gemeinsam wird gekuschelt, geknabbert, gespielt und die Umgebung erkundet. Viele mögen es für übertrieben halten, aber den beiden steht Tag und Nacht mein gesamtes Wohnzimmer zur Verfügung, ihre Käfigtür ist immer offen. Wieso nicht? Schließlich sind sie stubenrein und nutzen brav ihre Toilette (was jedoch nicht alle Kaninchen tun). Doch auch wenn man sie nicht immer frei laufen lassen möchte: Zwei Quadratmeter pro Tier sollten unbedingt zur Verfügung stehen, zudem sollte täglich eine Stunde Auslauf (Vorsicht mit Kabeln!) geboten werden. Denn Bewegung ist für die Fellnasen lebenswichtig, da sie einen sehr empfindlichen Verdauungstrakt haben, der durch das Hoppeln in Schwung gehalten wird. Auch bei der Fütterung sollte einiges beachtet werden. So müssen Heu und Wasser rund um die Uhr zur Verfügung stehen, von Trockenfutter sollte man lieber komplett die Finger lassen und stattdessen viel Frisches anbieten. Für ausführliche Infos rund um die artgerechte Kaninchenhaltung kann ich die Internetseiten www.kaninchenwiese.de und www.kaninchen-info.de empfehlen, hier gibt es viele gute Ratschläge sowohl für die Innen- als auch die Außenhaltung.

Zuhause gesucht!

Schließlich bleibt noch eins zu sagen: So gerne man das auch hätte, aber Kaninchen sind keine Kuscheltiere. Sie mögen es nicht, hochgehoben zu werden und bleiben auch nicht immer stehen, um sich streicheln zu lassen. Daher sind sie als Haustiere für verschmuste Kinder nicht unbedingt geeignet.

Aktuell warten im Tierheim München rund 150 Kaninchen auf liebevolle Besitzer. Die Anschaffung sollte jedoch wohl durchdacht sein: Kaninchen werden bei guter Haltung zwischen 7 und 10 Jahre alt. Wer sich für die Tiere interessiert, erhält unter der Tel. (089) 92100053 gerne ausführliche Infos vom Team des Tierheims.

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