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Insekten Midlife-Crisis?

Warum Spätsommer-Wespen aggressiver sind

Der Speiseplan der Wespen ändert sich. Im Spätsommer benötigen sie mehr Zucker. (Bild: M. Großmann/pixelio.de)

Die Verkäufer an den Mandel-, Obst- und Zuckerwatteständen auf dem Oktoberfest können sicherlich ein Lied davon singen: Herumschwirrende Wespen nerven – erst recht, wenn sie ein aggressives Verhalten an den Tag legen und sich kaum verscheuchen lassen. "Dies ist besonders im September, also im Spätsommer der Fall", weiß Judith Brettmeister vom Tierschutzverein München. Der Grund: "Die Brut ist erwachsen und die Arbeiterinnen, deren Aufgabe es war, den Nachwuchs zu versorgen, sind nun arbeitslos. Auch die alten Königinnen haben die Nester verlassen, die Arbeiterinnen sind also auf sich allein gestellt und müssen sich selbst versorgen; daher stürzen sie sich ausgehungert auf unsere Leckereien."

Wieso aber fliegen die gelb-weiß gestreiften Insekten hauptsächlich auf Süßes? Auch darauf weiß die Tierschützerin eine Antwort: "Während Wespen im Hochsommer die Larven mit proteinhaltigen Nahrungsmitteln wie anderen Insekten oder Fleisch versorgen, geht es ihnen im Spätsommer nach der Aufzucht der Brut nur noch um eins: So lange wie möglich überleben. Dazu benötigen sie als Energiequelle möglchst viel Zucker."

Friedliches Zusammenleben

All diese frustrierenden Umstände führen dazu, dass die Reizschwelle der Spätsommer-Wespen relativ niedrig ausfällt. "Wer hektisch oder panisch nach dem Tier schlägt oder es anpustet, riskiert gestochen zu werden", warnt Judith Brettmeister. Damit auch in den letzten Wochen der Insektenzeit ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Wespe möglich ist, gibt die Sprecherin des Tierschutzverein folgende Tipps: "Auch wenn viele Tiere um einen herumschwirren, sollte man stets die Ruhe bewahren. Auch empfiehlt es sich, Nahrungsmittel und Getränke im Freien abzudecken oder gleich ganz wegzuräumen. Um Kindern einen schmerzhaften Stich zu ersparen, sollte man daran denken, ihnen nach dem Essen die Hände und das Gesicht abzuwischen."

Besonders gefährlich seien Wespen, die im Glas oder in der Flasche landen und beim Trinken versehentlich in den Mundraum gelangen. "Die Schwellung eines Stichs kann rasch Atemnot auslösen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einen Trinkhalm verwenden." Allen Obstbaumbesitzern rät Brettmeister: "Fallobst am besten an einen Platz räumen, der wenig begangen wird – vor allem, wenn Kinder im Garten spielen."

Bald ist es vorbei

Für den Fall, dass die Wespen allzu lästig werden, hat Brettmeister noch einen Expertentipp parat: "Das Insekt mit zerstäubtem Wasser besprühen. Es wird denken, dass es regnet und bald in Richtung Nest abzischen. Man benötigt lediglich eine Sprühflasche. Diese aber bitte vorher gut ausspülen, damit das Tier nicht ernsthaften Schaden nimmt."

Noch bis Mitte Oktober ist mit den gestreiften Mitessern zu rechnen. Danach sterben die Arbeiterinnen und die männlichen Wespen, die sogenannten Drohnen, die nur für die kurze Dauer der Paarung leben. Einzig die jungen Königinnen überstehen die kühlen Temperaturen und überwintern in einem Unterschlupf, um im Frühjahr ein neues Volk zu gründen.

 


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