Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Indianische Schönheit wird zum Wahrzeichen

Kleine Historie der Kartoffelmigration

Von der indianischen Schönheit zum deutschen Kulturgut. Den Welthunger bekämpft sie ganz nebenbei: die Kartoffel ist einfach eine tolle Knolle. (Bild: Sabrina Flemmig/ Hendrik Kirsch)

In ihrer Heimat, den Anden Lateinamerikas war die Pápa – das Quechua-Wort für Kartoffel – oft das Einzige, das man in den Hochtälern anbauen konnte. Die Inka richteten sogar Feiertage nach den Pflanz- und Erntezeiten aus. Wann und mit welchem Spanier die Kartoffel nach Europa kam, ist nicht einwandfrei geklärt.

Zunächst wurde sie vornehmlich als exotische Zierpflanze in den Gärten der europäischen Liebhaber angebaut – selbst die für ihr Modebewusstsein berühmte Marie Antoinette soll ihr Haar mit den zarten, sternförmigen Blüten geschmückt haben.

Doch von dieser Reduzierung auf ihr Äußeres ließ sich die selbstbewusste Latina nicht abschrecken, sie hatte ja noch so viel mehr zu bieten. Im 16. und 17. Jahrhundert trat die Kartoffel dann ihren Siegeszug durch Europa an: von Spanien nach Italien, ein Schlenker nach Großbritannien und Irland, um endlich im deutschsprachigen Raum anzukommen und von da aus auch den Rest Europas zu erobern.

Geschichte voller Missverständnisse

Es war ein langer und steiniger Marsch, voller Rückschläge; denn Vorurteile und Unwissenheit erschwerten den Umzug. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Integration vor allem bei der Landbevölkerung und den ärmeren Schichten dann gelungen. Schlussendlich musste jeder eingestehen, dass der hohe Ertrag, der reiche Vitamingehalt und die Resistenz der Knolle für sich sprachen und die neuen Bedürfnisse der nun vorwiegend städtischen Bevölkerung trafen. Und den Meisten hat es auch noch geschmeckt…

Heute ist die Kartoffel aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob als Pommes zur Beilage, als selbstgemachter Stempel im Kindergarten oder in der industriellen Herstellung von Schönheitspudern, die Kartoffel hat sich aus dem bäuerlichen Milieu herausgearbeitet und ist mittlerweile fester Bestandteil der europäischen und deutschen Kultur geworden.

2008 UNESCO Jahr der Kartoffel

Im Dezember 2007 verkündete die UNESCO, dass das Jahr 2008 der Kartoffel gewidmet würde. Die Vereinigung  erklärte, das internationale Jahr solle die Bedeutung der Kartoffel als wichtiges Nahrungsmittel in den Entwicklungsländern verdeutlichen. Die Kartoffel sei weltweit ein Basisnahrungsmittel für die ganze Bevölkerung. Sie könne weitgehend dazu beitragen, Nahrungssicherheit zu gewährleisten und Armut zu vermindern.

In diesem Sinne gedenken wir derer, die einst als Fremde zu uns stießen und im Laufe der Zeitgeschichte unser Alltagsleben bereichert haben und erinnern uns, dass aller Anfang schwer ist und wir alle dem Fremden und Neuen mit unvoreingenommener Offenheit begegnen sollten.

Auf der Suche nach Rezepten!

Die Münchner Wochenanzeiger suchen Kartoffelspezialisten, die den Horizont der Redaktion, des ganzen Verlags und der Leser, um einen neuen, herausragenden Gaumenschmaus erweitern möchten. Wir sammeln die Beiträge und küren zu Erntedank unsere Favoriten. Unabhängig von unserer Wahl verlosen wir unter allen Einsendungen zwei Wellnesswochenenden: jeweils eines für ein Knödelrezept sowie für ein Kartoffelsalatrezept.

Ihr Rezept senden Sie bitte per E-Mail an leser@muenchenweit.de oder mit der Post an die Wochenanzeiger Medien GmbH an der Fürstenrieder Straße 5 bis 11, 80687 München. Wir freuen uns auf Expertise, Lust an der Knolle und Innovation und sagen schon einmal: Guten Appetit und viel Freude beim Ausprobieren.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt