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"Im Tod zeigt sich das wirkliche Leben"

Eine Bestattungsfachkraft berichtet über den Beruf

Thomas Strobl, Bestattungsfachkraft bei Aetas Lebens- und Trauerkultur. (Bild: Markus Knittel)

Thomas Strobl, Bestattungsfachkraft bei Aetas Lebens- und Trauerkultur:

Als ich 2003 mit der Schule fertig wurde, hatte mein Vater gerade angefangen, als Bestatter bei Aetas zu arbeiten. Ich fand seine Arbeit zuerst ein wenig gruselig, aber auch faszinierend. Für mich selbst kam sie zunächst nicht in Frage, weil es damals noch kein Lehrberuf war. Während ich auf der Suche nach einer Lehrstelle war, wurde jedoch gerade der erste Ausbildungsjahrgang zur Bestattungsfachkraft ausgeschrieben. Also habe ich mich beworben. Wir waren der erste Lehrgang deutschlandweit und sozusagen die "Versuchskaninchen". Heute bin ich 31 Jahre alt und die dienstälteste Bestattungsfachkraft in München. Ich liebe an meinem Beruf, dass ich nichts Oberflächliches mache, sondern Menschen in ihren schwersten Stunden nahe komme und beistehen kann. Aber auch meine Arbeit am Schreibtisch mache ich gerne. Im Moment gefällt mir besonders die Zusammenarbeit mit den Standesämtern. Auf welche Kuriositäten man da stößt, das glaubt man gar nicht. Im Tod zeigt sich das wirkliche Leben, und da erlebt man als Bestatter alles. Was wirklich schlimm ist, sind tote Kinder. Ich habe selbst eine kleine Tochter, und wenn ich dann ein Kind in den Sarg lege, berührt mich das jedesmal sehr.

 

Berufsbild Bestattungsfachkraft

Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft dauert drei Jahre und findet im Betrieb und in der Berufsschule statt. Bestattungsfachkräfte arbeiten in Bestattungsunternehmen sowie in Friedhofsverwaltungen, bei letzteren in erster Linie auf den entsprechenden Friedhöfen. Formale Mindestvoraussetzung ist der Hauptschulabschluss. Ferner sollte Einfühlungsvermögen in die besondere Situation von Trauernden mitgebracht werden.
Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist anspruchsvoll und umfangreich. Eine Altersbeschränkung ist in der Ausbildungsordnung nicht vorgesehen. Dies liegt im Ermessen des Ausbildungsbetriebes.

Für die Verstorbenen sorgen

Die Auszubildenden lernen einschlägige Rechtsvorschriften, Normen und Sicherheitsbestimmungen sowie Riten und Gebräuche. Sie nutzen moderne Informations- und Kommunikationstechniken, nehmen Bestattungsaufträge entgegen und bearbeiten sie. Zum Ausbildungsplan gehört außerdem unter anderem das Fertigen und Anwenden von technischen Unterlagen, der Gebrauch und die Wartung von Werkzeugen, Geräten und Maschinen sowie das Bearbeiten von Verwaltungsvorgängen. Auch das Durchführen friedhofstechnischer Arbeiten ist Teil der Ausbildung. Zudem lernen die Auszubildenden für die Verstorbenen zu sorgen, indem sie sie überführen, aufbewahren und aufbahren. Auch das Mitwirken an der Bestattung gehört zur Ausbildung.

Ein besonderes Einfühlungsvermögen ist im Umgang mit den Angehörigen nötig. Laut Ausbildungsrahmenplan zählen psychologische Themenbereiche zur Berufsausbildung wie Angehörige unter Berücksichtigung der jeweiligen Trauersituation zu betreuen, zu beraten sowie trauerpsychologische Maßnahmen anzuwenden und über Möglichkeiten der organisatorischen und psychologischen Betreuung zu informieren.

Die Berufsschulen

Für die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft wurden länderübergreifende Fachklassen eingerichtet. Derzeit gibt es bundesweit folgende Berufsschulen: Für Bayern und alle Bundesländer (außer Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen) die Staatliche Berufsschule Bad Kissingen; für das Bundesland Nordrhein-Westfalen das Berufskolleg Bergisch Land in Wermelskirchen; für Bremen und Niedersachsen die Berufsbildende Schule in Springe. Weitere Infos gibt es unter www.bestatter.de im Internet.


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