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Im Tierheim flattert's gewaltig

Beschlagnahmung von 170 Tauben und 24 Nymphensittichen

Interessiert an Haustieren? Während der Besuchs- und Öffnungszeiten des Tierheims kann man sich Ratschläge von den Pflegern holen. (Bild: Sommaruga Fabio/pixelio.de)

Judith Brettmeister, Sprecherin und Tierschutzinspektorin des Tierschutzvereins München, klingt am Telefon bedrückt und ein wenig gehetzt. Es gibt derzeit viel zu tun im Tierheim an der Riemer Straße 270. "Rund 800 Vögel wurden kürzlich aus einem belgischen Tiertransporter beschlagnahmt", berichtet sie. "Furchtbar, wie die armen Tiere auf engstem Raum in Käfige eingepfercht waren waren!" Aus der Beschlagnahmung wurden dem Münchner Tierheim die Tauben - rund 170 Vögel aus einer Qualzüchtung - zur Verwahrung und Verpflegung zugeteilt. Für mehr gefiederte Geschöpfe reiche der Platz vorne und hinten nicht. "Die Tauben bleiben nun so lange bei uns, bis die Eigentumsrechte an den Tieren geklärt sind. Das ist leider eine sehr komplizierte Sache in Deutschland, Eigentum geht hierzulande oft vor Tierschutz", bedauert Brettmeister. Noch sei also ungewiss, ob die Tauben dem Tierheim zur Vermittlung freigestellt werden. "Es gilt abzuwarten. Aber wir halten auf dem Laufenden", verspricht sie.

"Außer Kontrolle"

Doch das sei noch lange nicht alles: "Morgen wird eine Wohnung mit 24 Nymphensittichen geräumt, auch diese kommen in unser Tierheim und müssen dann vermutlich erst einmal medizinisch versorgt werden", so die Tierschützerin am vergangenen Mittwoch. Sie spricht aus Erfahrung, denn mit Fällen von "Animal Hoarding" (krankhaftem Sammeln und Halten von Tieren) werden die Tierschutzinspektoren immer häufiger konfrontiert. "Viele Halter meinen es zunächst gut und wollen möglichst vielen Tieren helfen, indem sie diese bei sich aufnehmen. In den meisten Fällen vermehren sich die Geschöpfe auch unkontrolliert, weil sie nicht kastriert sind. Die Besitzer merken oft gar nicht, dass sie mit der Versorgung der Tiere nicht mehr hinterherkommen und ihnen keine artgerechte Haltung mehr bieten können", erklärt Brettmeister. "Die Situation gerät außer Kontrolle, die Sammler sind angesichts der großen Zahl an Lebewesen schnell überfordert. Das Ergebnis ist meist ein großes Leid, denn die Tiere sind aufgrund des Platzmangels oft krank oder verletzt, werden aber dennoch nicht tierärtlich behandelt, weil der Tiersammler den Überblick über die einzelnen Geschöpfe verloren hat. Zudem sind sie oft unterernährt, da sie nicht ausreichend mit Nahrung und Wasser versorgt werden."

Sie selbst habe schon die widrigsten Umstände von Tierhaltung gesehen: Kaninchen oder Meerschweinchen, die in großen Gruppen in der Badewanne gehalten wurden; verwahrloste Katzen in Außengehegen; rund 180 Zebrafinken auf engem Raum; 300 freilaufende Ratten in einer Wohnung...

Warten auf ein Zuhause

Auch wenn die Tauben und Nymphensittiche noch nicht zur Vermittlung freigegeben sind, warten etliche Artgenossen und weitere Tiere in der Riemer Straße 270 auf ein liebevolles Zuhause. "Viele unserer Tiere hatten bislang kein schönes Leben - die Schuld liegt einzig und allein beim Menschen. Wir vom Tierschutzverein bitten daher: Geben Sie diesen Tieren eine Chance. Adoptieren Sie, anstatt zu kaufen!" Während der Besuchs- und Öffnungszeiten (Mittwoch bis Sonntag, 13 bis 16 Uhr) sei jeder herzlich eingeladen, vorbeizukommen und sich die zu vermittelnden Tiere anzusehen. "Unsere Pfleger geben gerne ausführliche Auskunft zur artgerechten Haltung und helfen auch bei weiteren Fragen rund ums Tier", versichert Judith Brettmeister. Weitere Infos zur Tiervermittlung gibt es unter www.tierschutzverein-muenchen.de im Internet.

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