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"Humor schadet da übrigens auch nicht"

Wien vs. München: Das zweite Viertelfinale beim Improcup mit "Tom und Merry" vs. "English Love

Sie entscheiden: Die Zuschauer bestimmen, wer beim Improcup weiterkommt. (Bild: F. Kimmel)

Bis Juli treffen beim Improcup ausgewählte Akteure der deutschen und österreichischen Improtheater-Szene aufeinander. Acht Teams mit je zwei Spielern treten gegeneinander an. Sie kommen aus München, Wiesbaden, Düsseldorf, Köln, Wien und Leipzig und wollen nur eins: den Pokal holen. Wie immer mit von der Partie sind Musiker, Schiedsrichter, Jury, Zufallsgenerator und natürlich das Publikum, das mit seinen Vorgaben die Akteure zu Höchstleistungen anspornt. Der Applaus entscheidet, wer als Sieger vom Platz geht.

An sechs Abenden kristallisiert sich daraus das Sieger-Team des K.O.-Turniers. Das Theatersport-Format ist eine echte Erfolgsgeschichte und aus der Münchner Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken: Seit 15 Jahren folgen jedes Jahr renommierte Spieler der Einladung des fastfood theaters nach München auf die großen Bühne im Schlachthof.

Im zweiten Viertelfinale am Sa, 16. Februar, um 20 Uhr im Schlachthof (Zenettistr. 9) treten "Tom und Merry" aus München gegen die "English Lovers" aus Wien an.

 

Geschichten gemeinsam bauen

„Gute Arbeit auf der Bühne gelingt nur mit Respekt: Er ist die Basis, damit die Geschichten gemeinsam gebaut werden können“, sagt Andreas Wolf vom fastfood theater Ensemble. Der Cup steht heuer unter diesem Motto - "Respekt". Und so geht’s immer auch um eine gelungene Balance zwischen spielerischem Wettkampf, echtem Siegeswillen und der Lust am Scheitern. „Wenn es die Spieler schaffen, alles zu geben, um zu gewinnen, und sie gleichzeitig die Größe und das Können besitzen, den Partner dabei spielerisch zu unterstützen und gut aussehen zu lassen, dann zeigt das Respekt. Dann macht Improtheater auch am meisten Spaß.“

Angesichts der vielen gesellschaftlichen Entwicklungen, die ein besonnenes und respektvolles Miteinander vermissen lassen, möchte das Ensemble diesem Aspekt mehr Gewicht verleihen und ihn bewusst nach außen tragen. Karin Krug, wie ihr Kollege Andreas Wolf Gründungsmitglied des fastfood theaters, erklärt: „Gelungene Kommunikation auf der Impro-Bühne gelingt nur mit Respekt. Für das gemeinsames Miteinander jenseits der Bühne gilt das auch. Wir möchten mit unserem Improcup-Motto Lust darauf machen, auch im Alltag respektvoller miteinander umzugehen. Humor schadet da übrigens auch nicht, haben wir festgestellt."

 

Respekt - wovor?

Wir haben die Macher vor und hinter der Bühne gefragt: Wovor haben Sie besonderen Respekt?

"Ärmel hochkrempeln und mit anpacken"

Marianna Ölmez, Ensemble-Mitglied fastfood theater, spielt beim Improcup im Team „Tom & Merry“ gegen die „English Lovers“ aus Wien:

Meinen größten Respekt bekommen Menschen, die nicht aufgeben, egal um was es geht. Für die Hoffnung mehr ist als ein Schimmer. Die ihre Ärmel hochkrempeln und mit anpacken, ungeachtet der Widerstände. Die sich nicht unterkriegen lassen und mit ihrer Energie andere ermutigen, auch nicht die Hoffnung zu verlieren. Davon brauchen wir ganz ganz viele auf dieser Welt.

"Auf dem Boden bleiben"

Andreas Wolf, Gründungsmitglied und künstlerischer Leiter fastfood theater, ist beim fastfood Improcup Moderator und Schiedsrichter:

Respekt gebührt dem, der eine besondere Leistung vollbringt. Vor dem verbeuge ich mich. Allerdings verbeuge ich mich nicht vor jeder Leistung. Es gibt Sportleistungen, die beklatsche ich. Es gibt Denkleistungen, vor denen verstumme ich. Es gibt Menschen, die machen sich Sorgen um ihre Freiheit bei 200 km / h auf der Autobahn, fahren mit einem SUV vor dem Bioladen vor und wollen dafür gelobt werden. Solchen Menschen trete ich auch gerne respektlos gegenüber. Es gibt Menschen, die haben keine Mittel und schaffen trotzdem etwas Großes: Alleinerziehende Mütter, die ihre Kinder trotz aller Beschränkungen durchbringen und dennoch das Gefühl von Glück vermitteln können, Flüchtlinge, die selbst in der Not anderen helfen, vielleicht aus dem Nichts ein eigenes Unternehmen aufbauen. Respekt verdient für mich der, der im Guten über das Normale hinaus wächst und dabei auf dem Boden bleibt.

"Zuhören und annehmen"

Tom Ditz, Ensemble-Mitglied fastfood theater, spielt beim Improcup im Team „Tom & Merry“ gegen die „English Lovers“ aus Wien:

In meinem Beruf als Schauspieler und vor allem als Improspieler ist Respekt ein allseits präsentes Thema auf der Bühne. Improvisation ist wie keine zweite eine Disziplin des Zusammenspiels zwischen Schauspielern und dem Publikum. Man kann nur im Team kreativ sein und Neues erschaffen, wenn man auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Das heißt, sich selbst, aber vor allem auch seinen Partnern in einer Art und Weise begegnen, die auf Achtung, Wertschätzung und Neugierde für sie in ihrer Gesamtheit und für ihre Ideen beruht. Respekt heißt für mich in diesem Kontext in erster Linie zuhören und annehmen. Egal wie abstrus, verrückt oder weit entfernt die Ideen meiner Partner sind, wenn ich sie neugierig und respektvoll behandle, dann entsteht etwas Einmaliges und Fantastisches, weil ich weiß, dass sie es genauso machen. Dasselbe gilt für die Ideen des Publikums.

"Mit Empathie auf andere eingehen"

Ina Bleiweiß, fastfood-theater-Team, Organisation Improcup:

Als mein Sohn in eine neue Kita kam, fiel mir auf, wie aufmerksam die Kinder dort miteinander umgingen. Darauf angesprochen, erläuterte die Leiterin: Wir Erzieher begegnen den Kindern immer mit Respekt. So lernen sie, dass sie ein Recht darauf haben, und behandeln auch die anderen Kinder so.

Ja klar, die Grundlage dafür, anderen mit Respekt zu begegnen, ist, dass einem selbst dieser Respekt entgegengebracht wurde. Wenn Menschen in helfenden Berufen mit Empathie auf jene eingehen, die Pflege oder Behandlung benötigen, so finde ich das für die Gesellschaft von großem Wert. All die Physio- und Psychotherapeuten, Kranken- und Altenpfleger, Ärzte und Krankenschwestern, die den Menschen in seinem Leid ernst nehmen und respektieren, haben meine Hochachtung. Denn es ist nicht leicht, einen Anderen in seiner Andersartigkeit anzunehmen, auch ohne diese zu verstehen, und ihm unterstützend zu begegnen.

Jetzt ist mein Sohn 13, und welche Lehrer schätzt er besonders? Jene, die den Schülern mit Respekt begegnen.

"Eine kleine Geste, ein liebes Wort"

Lukas Maier, Musiker und Ensemblemitglied fastfood theater und beim fastfood-Improcup an den Tasten:

Anfang 2017 war ich als Improvisationstheater-Musiker vier Wochen in China unterwegs. Den eigenen Eltern Respekt zu erweisen ist dort bis heute eine traditionell chinesische Tugend. Man glaubt, dies sei eng mit der Verbesserung des eigenen moralischen Charakters verbunden. Um den Eltern gegenüber respektvoll zu sein, braucht man ein gütiges Herz, was an sich schon eine wesentliche Qualität ist für den Umgang mit anderen in der Gesellschaft. Es umfasst aber auch viele weitere Werte wie Dankbarkeit, Heimatverbundenheit und Rücksicht auf andere. Das hat mich persönlich sehr beeindruckt.

Die Qualität einer Gemeinschaft oder Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt darin, wie sie mit Bedürftigeren umgeht. Ob ältere Familienmitglieder, Flüchtlinge, Obdachlose oder andere Minderheiten, sie alle verdienen immer und überall: Respekt. Manchmal reicht dafür schon eine kleine Geste, ein liebes Wort oder ein aufmerksamer Moment. Ein chinesisches Sprichwort besagt: der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.

 

Termine Improcup 2019

Die einzelnen Impro-Abende im Schlachthof finden zu folgenden Terminen statt (Einlass 18 Uhr / Beginn 20 Uhr):

16. Februar (Viertelfinale II): Tom und Merry(München) vs. English Lovers (Wien)

23. März (Viertelfinale III): Geba und Gesch (Wien) vs. KK and the Crush (München)

13. April (Viertelfinale IV): Rheintöchter (Düsseldorf / Köln) vs. Die unendlichen Gewichte (München)

11. Mai (Halbfinale): Gewinner der Matches von Januar bis April.

6. Juli (Finale): Gewinner des Halbfinales vom Mai.

 

Karten gibt es u.a. über München Ticket (24,70 Euro). Weitere Informationen: www.improcup.de im Web.


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