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Heimat auf Zeit

Kindern in Not eine Ort der Geborgenheit bieten

Monika Boukari, Leiterin der Bereitschaftspflege im Salberghaus, einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, sucht nach Familien, die Kindern in Not eine Zuhause auf Zeit bieten können. (Bild: hw)

"Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr", hat Wilhelm Busch einst munter gedichtet. Die Realität mancher Familien, in welcher Form sie auch immer bestehen, ist indes um ein Vielfaches ernster, vor allem für die Kinder, die in ihnen leben.

Besteht eine akute Kindswohlgefährdung, der Verdacht auf Missbrauch oder liegt beispielsweise eine psychische Erkrankung der Eltern vor, die die Versorgung der Kinder gefährdet, kann von den zuständigen Behören entschieden werden, das Kind zeitweise aus seiner Familie herauszunehmen. Hier kommt im Großraum München u.a. das Salberghaus in der Theodor-Heuss-Straße 20 in Putzbrunn ins Spiel, das verschiedene Modelle zur Versorgung eben dieser Kinder anbietet.

Pflegefamilien springen ein

Muss die Entfernung aus der Familie kurzfristig erfolgen, werden die Kinder in den so genannten Notaufnahmegruppen betreut oder aber von Bereitschaftspflegefamilien. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder bis etwa ein Jahr werden bevorzugt in Bereitschaftspflegefamilien untergebracht, die dann das Kind versorgen. In diesen Bereitschaftspflegefamilien werden häufig besonders betreuungsbedürftige Babys, z. B. Früh- und Mangelgeborene untergebracht.

Der Verbleib der Kinder in den Bereitschaftspflegefamilien dauert zwischen wenigen Tagen bis hin zu zwei Jahren. Ganau lässt sich dieser Zeitraum vorher nicht festmachen. Im Idealfall sollte die Unterbringung dort allerdings lediglich rund sechs Monate dauern - eben solange, wie geklärt ist, wie es mit dem Kind weitergehen soll.

Die so genannte "Perspektivenklärung" entscheidet auch über die Dauer der Unterbringung in einer Bereitschaftspflegefamilie. Im Idealfall hat sich die Ursprungsfamilie in dieser Zeit dank Beratung und entsprechenden Maßnahmen so weit entwickelt, dass sie das Kind wieder bei sich aufnehmen kann. Ist das nicht der Fall, muss vom Gericht entschieden werden, wie es mit dem Kind weiter gehen soll. Zu den Beratungen werden auch die Pädagogen von den zuständigen Einrichtungen hinzugezogen.

Kann ein Kind nicht in seine Ursprungsfamilie zurück, besteht die Möglichkeit, es in einer festen Pflegefamilie unterzubringen, die sich um das Kind bis zum Eintritt ins Erwachsenenleben kümmert, oder aber es wird in einer Folgeeinrichtung, wie beispielsweise bei einer SOS- oder Caritas-Kinderdorf-Mutter oder einer anderen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung untergebracht.

Die Kinder, die in den therapeutischen Wohngruppen im Salberghaus leben, sind zwischen 0 und 10 Jahren alt. Spätestens dann muss der Wechsel in eine andere Einrichtung erfolgen.

Fürsorge und Geborgenheit

Die Bereitschaftspflegefamilie erklärt sich bereit, einem Kind auf Zeit seine Fürsorge und Liebe angedeihen zu lassen und es bei seiner Entwicklung zu unterstützen. Darüber hinaus begleitet sie das Kind bei den regelmäßigen Treffen, die im Salberghaus mit den leiblichen Eltern stattfinden. Damit der Kontakt zwischen Eltern und Kind während der Klärungsphase nicht abbricht, werden diese Treffen im Salberghaus veranstaltet.

Keine leichte Situation, aber eine unverzichtbare, so Monika Boukari. Da viele der Kinder, die in einer Bereitschaftspflegefamilie untergebracht werden, durch Gewalterfahrung traumatisiert sind oder gesundheitliche Probleme, beispielsweise durch Drogenmissbrauch der Mutter während der Schwangerschaft, haben, braucht es für die Bereitschaftspflege einige Voraussetzungen.

Wer diesen Dienst versehen möchte, braucht eine entsprechende medizinische, pädagogische oder psychologische Ausbildung. Die Form, die man als Familie darstellt, spielt hingegen keine Rolle. Ob jemand alleinstehend ist, als Patchworkfamilie mit oder ohne Trauschein zusammenlebt oder eine Familie im "klassischen" Sinn darstellt, spielt für die Qualifizierung keine Rolle. Die Arbeit als Bereitschaftspflegefamilie wird vom Jugendamt vergütet, 92 Euro gibt es am Tag, das Zubehör, das man für die Versorgung der Kinder braucht, wie beispielsweise Kleidung oder Kinderwagen, bekommt man vom Salberghaus gestellt.

Hilfe und Unterstützung

"Zum Glück bekommen wir immer wieder großzügige Spenden an gut erhaltener Kinderkleidung, Spielzeug oder aber Kinderwägen, die wir dann an die Pflegefamilien weiter geben können", freut sich Monika Boukari. Die liebevolle Betreuung, eine geregelte Tagesstruktur und kindgerechte Räumlichkeiten helfen den betroffenen Kindern, zur Ruhe zu kommen und sich weiterzuentwickeln.

Irgendwann heißt es dann aber Abschiednehmen von Bereitschaftspflegeeltern und Kindern. "Kein leichter Prozess, oftmals fließen hier auch Tränen", weiß Monika Boukari zu berichten. Die Pflegeeltern werden bei diesen Entwicklungsschritten ebenfalls begleitet. Nach der Beendigung einer Aufnahme soll bis zur nächsten Aufnahme eine angemessene Zeit verstreichen, damit die Pflegeeltern wieder Kraft sammeln können.

Mehr Informationen

Da zwei der zur Verfügung stehenden Bereitschaftspflegefamilien aus Altersgründen aufgehört haben, braucht es nun neue, tatkräftige Familien, die ihre Zeit, Kraft und Liebe für die gute Sache zur Verfügung stellen können. Wer Interesse an einer Tätigkeit als Bereitschaftspflegefamilie hat, kann sich mit Monika Boukari unter Tel. 089 /6009314 oder per Mail an m.boukari@kjf-münchen.de in Verbindung setzen.

Wer sich über die Arbeit des Salberghauses näher informieren oder spenden will, findet unter www.salberghaus.de aller nötigen Informationen.


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