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Hand in Hand – vom lernenden Spielen zum spielenden Lernen

Bei der Aktion Sonnenschein begleitet ein Projekt den Übergang vom Kindergarten zur Schule

Reinschnuppern ins Klassenzimmer: Den Vorschulkindern wird von den Kindern der Partnerklasse alles genau gezeigt. (Bild: Annekatrin Rittmeyer-Breu)

Kindergartenkinder freuen sich zwar meist auf die Schule, doch ein wenig Bammel vor dem 'Ernst des Lebens' oder zumindest eine gewisse Unsicherheit und natürlich auch Neugier, was sie als Schulkinder erwarten mag, schwingt doch bisweilen mit. Im Montessori-Integrationskindergarten und der inklusiven Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein beugt man diesen Ängsten vor, indem man den Übergang von einem zum anderen Lebensabschnitt begleitet und den Kindergartenkindern während ihres letzten Jahres im Kindergarten mittels einer Partnerklasse einen Einblick in den Schulalltag gewährt.

Hineinschnuppern ins Schulleben

Annekatrin Rittmeyer-Breu, die stellvertretende Schulleiterin, hat das Gemeinschaftsprojekt 'Hand in Hand – vom lernenden Spielen zum spielenden Lernen' von Schule und Kindergarten schon vor vielen Jahren auf den Weg gebracht und arbeitet dabei eng mit dem Leitungsteam des Kindergartens zusammen. Für die Vorschulkinder, die es im Montessori-Integrationskindergarten nicht im wörtlichen Sinn gibt, da die Montessori-Pädagogik von Anfang an auf Ausdauer, Konzentration und das Erlangen von Selbständigkeit ausgerichtet ist, finden ab Dezember bis in den Sommer hinein mehrere Termine in der Schule statt.

Zum Auftakt geht es um das gegenseitige Kennenlernen von Kindergartenkindern und Schülern der Partnerklasse. Diesmal haben sich die Mädchen und Buben aus der Klasse 4a bereit erklärt, diesen Part zu übernehmen. Es ist eine Klasse mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und für die acht Schüler sei die Aufgabe durchaus eine Herausforderung, die sie aber auch stolz mache und bestärke, betont die Konrektorin.

Rallye durchs Schulhaus

"Die Schulkinder holen ihre neuen Freunde im Kindergarten ab und bringen sie am Ende der Projekteinheit wieder dorthin zurück", erläutert Annekatrin Rittmeyer-Breu. Zu den gemeinsamen Terminen gehört unter anderem eine Schulrallye, bei der die wichtigsten Punkte in der Schule erkundet werden – Klassenzimmer, Schulcafé, Sekretariat und Rektorat. Ganz toll sei für die Kinder zum Beispiel gewesen, als sie während einer Rallye durch das Haus auch das Mikrophon für die Durchsagen benutzen durften, berichtet Cristina Tomasin-Colella vom Leitungsteam des Kindergartens.

Weitere Bausteine sind eine gemeinsame Spielstunde, eine Fachunterrichtsstunde mit der Partnerklasse, ein Basteltag zu Fasching oder Ostern, ein Kunsttag, an dem gerne eine Collage erstellt wird, ein Sprachtag, bei dem es um Silben lesen und Buchstaben erkennen geht und eine Abschlussrunde unter dem Motto "Wann fängt die Schule endlich an?". Die Projekttage werden von einem Heft begleitet, das jedes Vorschulkind am Anfang für kleine 'Hausaufgaben' erhält.

Wachsen lassen

Es sind viele liebevolle kleine Gesten, die bei der Aktion Sonnenschein den Übergang vom Kindergartenkind zum Schulkind flankieren, darunter das Wachsen einer Sonnenblume. Die Schüler der Partnerklasse malen Blumentöpfe an und füllen sie mit Erde, die Vorschulkinder stecken einen Sonnenblumenkern hinein. Die Schulkinder pflegen den Spross und zum Abschluss des Schuljahres überreichen sie ihren zukünftigen Schulkameraden den Topf mit dem Pflänzchen.

Generell wird darauf geachtet, dass der Kindergarten, der sich im gleichen Gebäude wie die Schule in der Heiglhofstr. 63 befindet, kein Fremdkörper ist. So können die drei Kindergartengruppen bisweilen an Veranstaltungen der Schule – Theater, Konzerte u.ä. – teilnehmen. Auch der Schulanfang wird jedes Jahr von Kindergartenkinder bewusst miterlebt: Sie stehen oben auf einem der Balkone im Innenhof und immer wenn ein ehemaliges Kindergartenkind aufgerufen wird und über das Bächlein im Schulhof in sein neues Schulleben springt, wird kräftig geklatscht.

Es muss passen

Etwa die Hälfte der Kinder aus dem Montessori-Integrationskindergarten werden Schüler der inklusiven Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein. "Es muss für das Kind passen", konstatiert Cristina Tomasin-Colella und Annekatrin Rittmeyer-Breu fügt hinzu: "Es kann auch sein, dass eine andere Förderart für das Kind geeigneter ist."

Auf alle Fälle seien die Eltern immer im Boot, erklärt die Konrektorin. "Die Eltern können hospitieren", und es bestehe insgesamt ein guter Kontakt zwischen Schule und Eltern. Auch das gemeinsame Projekt von Kindergarten und Schule werde von regelmäßigen Infobriefen an alle involvierten Eltern begleitet.

Von einem Ufer zum anderen

Was die fachliche Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen im Kindergarten anbetrifft, so ist sie gerade in Bezug auf die Vorschulkinder besonders eng. In Einzelfällen werden auch die Sonderpädagogen aus dem hauseigenen Beratungszentrum herangezogen, wenn es um eine Beratung zur Schullaufbahn oder um eine weitere vorausgehende Unterstützung für die Zeit bis zum Schuleintritt geht.

"So wird der Übergang vom Kindergarten zur Schule für das Kind und die Eltern fließend erlebt wie der Spaziergang über eine Brücke von einem Ufer zum anderen und nicht wie ein Bruch", resümiert Annekatrin Rittmeyer-Breu.


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