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„Gelbe Karte“ für München

Um den Ensembleschutz für die Dorfkerne muss auch in Zukunft gekämpft werden

Der Landesdenkmalrat hat in seiner Sitzung Ende Mai über zehn der zwanzig Münchner Dorfkernensembles entschieden: Die Ensembles Allach, Aubing, Daglfing, Englschalking, Feldmoching, Forstenried, Großhadern, Johanneskirchen, Langwied und Lochhausen bleiben allesamt in der Denkmalliste. Den aktuellen Beschlüssen seien zum Teil sehr emotionale Auseinandersetzungen vorausgegangen, so Julika Sandt (FDP), einzige Münchner Landtagsabgeordnete im Landesdenkmalrat: „Nachdem die obere Denkmalbehörde 2008 die Streichung und Verkleinerung der meisten Ensembles vorgeschlagen hatte, haben sich viele Münchnerinnen und Münchner engagiert für den Erhalt ihrer Dorfkernensembles eingesetzt.“

Lediglich dort, wo keine historischen Strukturen mehr erkennbar sind, wurden einige Ensembles in ihrem Umfang verkleinert. Allerdings habe der Landesdenkmalrat der Stadt München die „Gelbe Karte“ gezeigt, so Julika Sandt, denn weitere Verluste der historischen Bausubstanz würden zur Streichung der Ensembles aus der Denkmalliste führen: „Nach fünf Jahren wird der Landesdenkmalrat die Ensembles erneut betrachten. Diese Maßnahme soll die Stadt München dazu anhalten, Baugenehmigungen nur im Einklang mit dem Ensembleschutz zu erteilen.“ Über die Ensembles Obermenzing, Perlach, Ramersdorf, Moosach, Oberföhring, Pipping, Solln, Thalkirchen, Untermenzing und Untersendling entscheidet der Denkmalrat voraussichtlich Anfang Juli.

Identitätsstiftende Bedeutung

Erleichtert zeigt sich zudem Otmar Bernhard (CSU), Landtagsabgeordneter des Münchner Westens: „Ich bin sehr froh, dass der Landesdenkmalrat von seinem ursprünglichen Vorhaben, den Schutz aller Ensembles in München von der Denkmalliste zu streichen, Abstand genommen hat. Der massive Protest aus der Bürgerschaft sowie die einhellige Position aller politischen Ebenen haben sich hier eindeutig ausgezahlt. (...) Die Forderung des Denkmalschutzes an die Landeshauptstadt München, den Ensembleschutz in Zukunft ernst zu nehmen, begrüße ich außerordentlich.“ Das findet auch der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Josef Schmid: Bei der Genehmigung von Bauvorhaben gerade im Ensemblebereich sei darauf zu achten, dass keine weiteren Verluste der historischen Bausubstanz beziehungsweise Störungen des Ensemblebildes erfolgen: „Die identitätsstiftende Bedeutung der Ensembles für die einzelnen Stadtbezirke darf nicht verloren gehen“.

Dafür setzt sich auch Josef Assal, Sprecher der SPD für Denkmal- und Ensemble-Angelegenheiten im Münchner Planungsausschuss und Vorsitzender des Bezirksausschusses 22, seit drei Jahren ein: „Intensive Diskussionen fanden bei Bereisungen der Dorfensembles zwischen Mitgliedern des Regionalauschusses Oberbayern des Landesdenkmalrates und den Vertreter/innen der Bezirksauschüsse statt.“ Die enge Zusammenarbeit der BAs mit Ludwig Semmler, Chef der unteren Denkmalbehörde im Planungsreferat, habe sich für alle bis dato behandelten Stadtbezirke gelohnt: „Wie das Ergebnis beweist, konnte er unsere gemeinsamen Positionen bezüglich Erhalt der Ensembles, die auch in einem Stadtratsbeschluss niedergelegt sind, bestmöglich in der Sitzung des Landesdenkmalrates vertreten.“

Nicht aufatmen

„Dennoch können wir nicht aufatmen. Wir müssen in puncto Aubing bis Ende des Jahres mit planerischen Maßnahmen nachweisen, wie wir das Ensemble stärken wollen. In einem baldigen Workshop werden wir uns auf der Grundlage der Stadtratsvorlage ‚Dorfkern Aubing’ von 2005 alle Möglichkeiten der Verbesserung des Dorkerns erarbeiten müssen“, betont Assal. Denkbar seien hier unter anderem eine Freilegung des Langwiederbaches und eine weitere Belebung des Dorfkerns Aubing – wie bereits mit den Kulturräumen in der „Ubo 9“ erfolgreich begonnen.


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