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"Fuß vom Gas!"

Autofahrer aufgepasst! Rehwild in der Brunft

Auch bei vorsichtigem Fahrverhalten lassen sich Wildunfälle nicht immer vermeiden. Dann gilt es, richtig zu handeln! (Bild: Foto: DJV)

Wenn für das Rehwild Mitte/Ende Juli die Paarungszeit beginnt, wird es für Tier und Mensch wieder gefährlich auf den Straßen. „Anders als zum Wildwechsel im Herbst queren Ricke (weiblicher Reh) und Bock im Rausch der Hormone auch zu ungewöhnlichen Zeiten wie z.B. mittags völlig liebesblind die Straße“, weiß Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. „Autofahrer sollten daher in den kommenden Wochen – besonders auf der Landstraße und in der Nähe von Feldern und Waldgebieten – den Fuß vom Gas nehmen und vorausschauend fahren.“

Die Re(h)produktion

Was die Fruchtbarkeit von Rehen angeht, hat sich die Natur etwas ganz Besonderes einfallen lassen, wie Brettmeister erklärt: „Wie die meisten Wildtiere, bringen auch Rehe den Nachwuchs im Frühjahr zur Welt. Allerdings beginnt die Paarungszeit bereits im Juli/August. Die Tragzeit beträgt somit stolze neun Monate.“ So weit, so gut. Der Clou an der Sache: „Im Sommer setzt aber eine viermonatige Keimruhe ein, in der sich die befruchtete Eizelle kaum weiterentwickelt. Erst im Winterhalbjahr sorgt dann die Ausschüttung von Wachstumshormonen für die weitere Entwicklung der Kitze. Ist die Rehwilddame in der sommerlichen Hauptbrunft also nicht tragend geworden, bekommt sie mit einer weiteren Paarungszeit im Winter eine zweite Chance.“ Das bringe für die Re(h)produktion enorme Vorteile mit sich, denn „klappt die Befruchtung im Winter, dauert die 'Winterträchtigkeit' – ohne eine Entwicklungspause des Keimes – nur fünf Monate. Auf diese Weise erblickt der Nachwuchs stets zur optimalen Jahreszeit im Frühling das Licht der Welt.“

Richtiges Verhalten

Durch Wildunfälle werden jedes Jahr durchschnittlich 3.400 Menschen verletzt, 30 sterben sogar an den Unfallfolgen. Ein Perspektivwechsel ergibt: „Vergangenes Jahr verendeten rund 200.000 Rehe auf Deutschlands Straßen – Tendenz steigend. Ein richtiges Fahrverhalten kann daher auf beiden Seiten Leben retten“, sagt die Tierschützerin. Gerade in waldreichen Gegenden, insbesondere wo Wildwarnschilder stehen, gelte es daher achtsam zu fahren, bremsbereit zu sein und die Straßenränder im Blick zu halten. Das Weiteren gilt: Wo ein Reh ist, sind meist mehrere. „Sollte ein Wildtier unvermittelt an oder auf der Fahrbahn auftauchen, bitte nach Möglichkeit (rückwärtigen Verkehr beachten!) kräftig bremsen, abblenden und hupen. Im Ernstfall ist jedoch ein Frontalaufprall meist ungefährlicher als ein Ausweichmanöver, da man dabei die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren kann“, gibt Brettmeister zu bedenken.

Aber Wildunfälle lassen sich auch bei vorsichtigem Fahrverhalten nicht immer vermeiden. „Dann ist es entscheidend, richtig zu handeln. Die Unfallstelle muss sofort abgesichert und genau markiert werden. Verendetes Wild muss möglichst schnell von der Fahrbahn entfernt, die Polizei oder die Jäger vor Ort verständigt werden. Ist das Wildtier schwer verletzt (ob liegend oder fliehend), sollte es nicht angefasst werden. Die Polizei und der zuständige Revierpächter werden sich um das verletzte Tier kümmern oder nach ihm suchen, um ihm viel Leid zu ersparen.“ Schließlich warnt Brettmeister: „In keinem Fall darf totes oder verletztes Wild mitgenommen werden! In diesem Fall macht man sich der Wilderei strafbar!"

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