Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

„Für mich ist immer der Mensch wichtig, nicht das Geschlecht“

Kerstin Schreyer, Bayerische Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr. (Bild: STMB)

Wir alle wollen eine geschlechtergerechte Arbeitswelt. Wenn Sie – wie die „gute Fee“ im Märchen – mit einem Fingerschnippen drei Dinge in Beruf, Schule, Familie, Gesellschaft oder Politik sofort ändern könnten: Was würden Sie tun, um für ein bisschen mehr Fairness unter den Geschlechtern zu sorgen?

Seit der Gründung der Bundesrepublik hat sich sehr viel in der Lebens- und Arbeitswelt für Frauen verändert. Frauen haben heute gleichberechtigt Zugang zu allen gesellschaftlichen Bereichen. Die Wahrheit ist aber auch, dass es immer noch Ungleichbehandlungen gibt, sei es bei der Bezahlung oder bei der Vergabe von Top-Führungspositionen in der Wirtschaft. Das ist für mich nicht akzeptabel.

Eins ist aber auch klar: Frauen allein werden es nicht schaffen, diese Hindernisse zu beseitigen. Wenn wir eine moderne Gesellschaft sein wollen, in der alle, Männer und Frauen gleiche Voraussetzungen und Chancen haben, und das wünsche ich mir, dann müssen wir auch alle zusammenarbeiten. Das heißt, Männer sind genauso eingeladen, sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Unser Ministerpräsident Markus Söder geht da mit großen Schritten voran. Ich begrüße seinen Vorstoß, die Vorstände deutscher DAX-Unternehmen gleichberechtigt mit Frauen und Männern zu besetzen.

Wir brauchen auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch da ist mit Home-Office, Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Teilzeitmodellen und flexibleren Arbeitszeiten bereits einiges erreicht worden. Ich mache mir aber Sorgen, dass uns die Corona-Pandemie diesbezüglich wieder zurückwirft. Denn durch den Wegfall der Kinderbetreuung und der Schulen reduzieren Frauen ihre Arbeitszeit, um die Kinder zu betreuen oder besser im Homeschooling unterstützen zu können. Kinderbetreuung ist aber nicht nur Frauensache, sondern geht beide Elternteile etwas an. Da braucht es meines Erachtens noch mehr gesellschaftliches Bewusstsein.

Hand aufs Herz: Können Sie sich für Ihre Position / Tätigkeit eine Frau als Nachfolgerin vorstellen?

Wenn sie mich fragen, ob ich mir besser einen Mann oder eine Frau als Nachfolger in meinem Amt vorstellen könnte, dann muss ich Ihnen sagen, dass mir das wirklich egal ist. Für mich ist immer der Mensch wichtig, nicht das Geschlecht. Wichtig wäre mir, dass mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin mit Herz, Kompetenz und Durchsetzungsstärke brennt für die Menschen in Bayern und sich einsetzt für dieses wunderschöne Land.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt