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"Für die Zukunft wünsche ich mir ..."

Mädchen- und Frauenfußball: Engagement und Verbesserungschancen

Die Münchner Wochenanzeiger unterstützen Mädchen- und Frauenfußball. (Bild: crea)

In den Vereinen in und um München engagieren sich jede Menge Menschen dafür, dass sich mehr Mädels an den Ball trauen, die Sportart ausprobieren, Freude daran haben, sich weiterentwickeln und möglichst am Ball bleiben. Wir haben nachgefragt: Seit wann engagieren Sie sich für den Münchner Mädchen- und Frauenfußball und was wünschen Sie sich für die Zukunft des weiblichen Fußballs?

"Frauenmannschaft eher exotisch"

Sandra Raisch, SV Weichs, Mitglied der Jugendleitung, Trainerin F-Jugend (Jungs), Training und Organisation der Damenmannschaft:

Ich engagiere mich seit 2018 für den Damenfußball in Weichs. Da ich selbst jahrelang Vereinsfußball gespielt habe, wollte ich nach der Geburt der Kinder wieder fit werden und das am liebsten mit Fußball. Zum Glück gab es in Weichs einige Mamas, die die Idee super fanden und gleich zum Training kamen. In einem kleinen oberbayerischen Dorf sorgt das erst einmal für Verwunderung, denn eine AH ist selbstverständlich, eine Frauenmannschaft eher exotisch. Dennoch bekamen wir große Unterstützung von der Vereinsführung und unseren Familien, so dass wir letztes Jahr unsere erste Saison in der Freizeitliga bestritten. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Fußball für Mädels genauso selbstverständlich wird wie für Jungs!

"Inzwischen wichtiger Bestandteil"

Alex Klinger, SC Baldham-Vaterstetten, Leiter Damen und Juniorinnen:

Nach vielen Jahren in verschiedenen Funktionen im Juniorenfussball, hat mir meine Tochter mit sechs Jahren mitgeteilt, dass sie auch Fußball spielen will und sie ist jetzt 17 Jahre alt und spielt seitdem mit großer Leidenschaft für den SC Baldham-Vaterstetten. Seitdem engagiere ich mich als Trainer und Abteilungsleiter der Damen und Juniorinnen bei meinem Heimatverein. Ich wünsche mir, dass der Juniorinnen- und Damenfußball sich weiterhin so positiv entwickelt und noch mehr Mädchen diesen Sport ausprobieren. Bei uns im Verein ist es inzwischen ein wichtiger Bestandteil, der von allen Verantwortlichen und Sponsoren unterstützt wird.

"Bessere Absprachen bei Gründungen"

Uschi Niedermeier, FC Aschheim, Trainerin und Jugendleiterin:

Im Jahr 2005 hat der FC Aschheim mit Mädchenfußball begonnen und seit 2006 bin ich als Trainerin im Mädchenbereich tätig. Ich wünsche mir, dass in allen Vereinen der Mädchenfußball und Frauenfußball so angenommen wird wie beim FC Aschheim. Außerdem hoffe ich, dass ein gutes Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der EM jetzt den Vereinen gut tut und noch mehr Mädchen Fußball spielen. Und ich wünsche mir, dass die Nachbarvereine sich absprechen bei der Gründung von neuen Mädchenmannschaften, weil es noch nicht so viel Bedarf gibt, dass man in jedem Verein Mädchenfußball anbieten kann. So kommt es zu größerer Konkurrenz und es wird für Vereine schwieriger, ihre bestehenden Teams zu halten.

"Engagement fortführen"

Jan Rathke, SV Hohenlinden, Damenleiter und Schriftführer, davor sieben Jahre Mädchen- und Damentrainer:

Ich selbst bin als Trainer und Damenleiter seit 2014 beim SV Hohenlinden aktiv, also eher ländlich im Raum München-Ost unterwegs. Für den Mädchen- und Frauenfußball wünsche ich mir für die Zukunft, dass der Respekt und die Anerkennung für die sportlichen Leistungen generell in der Öffentlichkeit zunimmt. Dies gilt sowohl für den Amateurbereich als auch für den Profifußball. Der Frauenfußball ist hier sicherlich schon auf dem richtigen Weg, wie man zurzeit auch am großen Interesse an der Frauen-EM feststellen kann. Ebenso hoffe ich, dass weiterhin viele Ehrenamtliche im Kinder- und Amateurbereich ihr Engagement für die Mädchen und Damen fortführen. Oft ist es ja nicht ganz so leicht sich gegen die Dominanz der Herren im Fußballsport in den Vereinen zu etablieren.

"Wo ist die Unterstützung?"

Uwe Liebstückel, FC Ottobrunn, Trainer und 3. Vorstand:

Seit der Gründung des Vereins im Jahr 2012 haben wir auch Mädchenteams, zuerst nur im Training, dann ab 2013 mit Teilnahme bei den Punktspielen. Am Anfang hatten wir nur ein Team mit ca. zwölf Spielerinnen. Nach zehn Jahren beständiger Aufbauarbeit haben wir nun schon sieben Teams und über 100 Mädchen. Für die Zukunft wünsche ich mir viel mehr Vereine, die sich für die Mädchen interessieren und Mannschaften aufbauen . Leider hören immer mehr Mädchenteams auf. Mehr Unterstützung vom BFV. Im Moment gehen wir in die Schulen von Ottobrunn und Umgebung und sprechen gezielt beim Probetraining auch die Mädchen an. Hier wäre eine Hilfe vom BFV angebracht. Er müsste Trainer in die Schulen schicken, die dann für den örtlichen Mädchenverein Werbung machen. Leider kommen die Mädchen nicht automatisch, wie bei den Jungs, zum Verein. Sie müssen oft erst gelockt werden. Auch gilt bei vielen Eltern noch, dass Fußball nur für Jungs ist. Wieder liest man während der EM in der Zeitung, dass der DFB den Damen und Mädchenfußball unterstützen will. Aber wo ist die Unterstützung? Wie soll die Aussehen? Hier bei uns im Verein kommt nichts davon an! Und noch eine Anmerkung: "weiblichen Fußball", das gibt es bei uns nicht. Die Mädels gehen genauso hart zur Sache, vielleicht nicht so schnell und athletisch wie die Jungs, aber genauso engagiert. Es gibt also nur einen Fußball.

"Mehr Zuschauer bei den Spielen"

Achim Schürer, VfR Garching, Jugend- und Abteilungsleiter Mädchen- und Frauenfußball:

Seit 2015 bin ich im Kontakt mit dem BFV und im Jahr 2016 hatten wir die erste Mädchenmannschaft. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Mädchen/Frauen zum Fußball zieht. Es wäre auch schön, wenn es mehr Zuschauer zu den Spielen schaffen würden, denn außer den Eltern oder Freunden kommt niemand. Die Akzeptanz in den Vereinen sollte größer werden und der Umgang unter den Vereinen müsste sich verbessern, damit man nicht versucht, sich gegenseitig die Spielerinnen abzuwerben.

"Anerkennung und Unterstützung"

Anh Le, Team München, Vorstandsmitglied und Spartenvorsitzende Fußball Frauen:

Seit 2018 leite ich die Fußball Frauen Abteilung bei Team München e.V. und ich würde mir wünschen, dass die Vorurteile gegenüber dem Frauenfußball abgebaut werden und die Anerkennung der sportlichen Leistungen zunimmt. Zudem sollte der weibliche Nachwuchs mehr Unterstützung bekommen. Speziell in München finde ich das Projekt „Mädchen an den Ball“ sehr wertvoll für die Zukunft des Mädchen- und Frauenfußballs.

"In puncto Akzeptanz wenig passiert"

Christian Scheidweiler, Kirchheimer SC, Verantwortlich für Damen- und Mädchenfußball, Trainer (Damen U17 und Mädels U13):

Von 2011 bis 2017 bin ich neben der Funktion als Jugendleiter, für den Damenfußball in Kirchheim zuständig gewesen. Seit 2017 ausschließlich für den Damen und Mädchenbereich. In den letzten zehn Jahren hat sich der Damenfußball spielerisch stark weiterentwickelt, in puncto Akzeptanz ist jedoch in Deutschland wenig passiert. Ich wünsche mir, dass der Frauen- und Mädchenfußball sich weiter etabliert und immer mehr Mädchen und Frauen diesen tollen Sport für sich entdecken. Die jungen Mädels aber auch die Damen nehmen den Sport sehr ernst und haben ganz ohne Leistungsdruck ungeheuren Spaß am Spiel und Training. Beim Kirchheimer SC bieten wir reinen Mädchenfußball vom Jahrgang 2006 bis 2013 an. Aktuell in zwei Mannschaften - Tendenz eher steigend. Im Damenfußball haben wir eine auf lange Dauer ausgelegte Kooperation mit dem FC Aschheim und stellen aktuell ebenso zwei Teams.

"Gehör und Gleichberechtigung"

Manuela Riedleder, FC Dreistern, Schiedsrichterobmann, BFV-Spielgruppenleitung für Juniorinnen und Frauen im Kreis München:

In meinem sportlichen Lebenslauf ist seit 1983 nur Fußball enthalten. Angefangen habe ich damals bei den Bajuwaren und spiele heute noch beim FC Dreistern in der Kreisklasse. Für die Zukunft wünsche ich mir bei allen Vereinen mehr Frauen und Juniorinnen Mannschaften, von Seiten der Vereine für die Frauen und Juniorinnen Mannschaften mehr Gehör und für alle Frauen und Juniorinnen Mannschaften Gleichberechtigung wie bei den Junioren und Herren.

"Nicht mit Herrenfußball vergleichen"

Manuela Meistring, ASV Glonn, Abteilungsleitung Damenfußball und Spielerin:

Seit ca drei Jahren engagiere ich mich nun für den Frauenfußball als Spielerin und Abteilungsleitung in Glonn. Demnächst werde ich die neu gegründete D-Juniorinnen-Mannschaft als Trainerin übernehmen. Ich wünsche mir, dass der Frauen-und Mädchenfussball populärer und nicht immer eins zu eins mit Herrenfussball verglichen wird. Die Mädchen und Frauen sollen Spaß am Spiel und Freude am Mannschaftsport haben.

"Beachtung beim Verband und in den Medien"

Alfred Rietzler, TSV Hohenbrunn, Koordinator für Mädchen- und Frauenfußball:

Ich bin in unserem Verein vor allem im organisatorischen Bereich tätig. Den Mädchen- und Frauenfußball habe ich beim TSV im Jahr 2006 begründet. Damit betraten wir im Umkreis von München absolutes Neuland. Ligabetrieb gab es da noch nicht. Zunächst belächelt, wuchs die Sparte beim TSV schnell zu einem durchgängigen Verbund. Zeitweise waren wir von E-Juniorinnen bis zur Frauenmannschaft im Punktspielbetrieb. Gestartet sind wir mit 40 Mädchen, die damals einem Aufruf in Zeitungen gefolgt waren. Erfreulich: In unserer derzeitigen Frauenmannschaft (Kreisklasse) kicken noch immer Fußballerinnen der ersten Stunde. Die Frauenmannschaft hat einen Kader von über 30 Spielerinnen. Für die Zukunft des Mädchen- und Frauenfußballs wünsche ich mir vor allem, dass er beim Fußballverband und auch in den Medien gleich viel Beachtung findet, wie der Buben- und Männerfußball.

"Mehr Anerkennung für Frauen und Helfer"

Maximilian Hart, Organisatorischer Leiter und Jugendleiter, FFC Wacker München:

Bereits von 2010 bis 2016 habe ich im Frauenfußball als Trainer im Norden Bayerns gearbeitet. Auf den FFC Wacker München bin ich im Oktober 2021 aufmerksam geworden. Nach einem tollen Telefonat und einem Besuch eines Heimspiels war mir klar, dass ich mich wieder im Fußball und speziell im Frauenfußball beim FFC Wacker München engagieren möchte. Zukünftig wünsche ich mir v.a. mehr gesellschaftliche Anerkennung für die Frauen und Mädchen, die ihrer Leidenschaft Fußball tagtäglich mit großem Engagement und Herzblut nachgehen. Das gilt aber auch für die vielen engagierten Helfer abseits des Platzes.

"Weiterbildungsangebote und Förderung"

Antje Dorn, SC Lerchenauer See, Leiterin der Juniorinnen-Abteilung:

Seit Juni 2022 trainiere, begleite und leite ich die Mädels des SC Lerchenauer See. Bereits 2015 begann ich beim 1. SC Gröbenzell als Trainerin der U11/U13. Für mich spielen neben Fußballspielen vor allem die Freude am Lernen, Wertschätzung und das Miteinander eine wichtige Rolle. Um die sportliche und persönliche Entwicklung im Mädchenfußball mehr in den Vordergrund zu stellen, wünsche ich mir weiterhin vollste Unterstützung des BFV mit umfangreichen Weiterbildungsangeboten für Trainerinnen und Trainer, eine Vielzahl zielgerichteter Angebote und Möglichkeiten zur Förderung junger Talente.

"Förderung von Sportvereinen"

Andreas Wirth, FC Fasanerie-Nord, 3. Vorsitzender und Trainer der 1. Damenmannschaft:

2008 habe ich mit meiner Tochter den Frauen- und Mädchenfußball bei uns im Verein ins Leben gerufen und bin seitdem Trainer der Damenmannschaft sowie Verantwortlicher für die Abteilung Frauenfußball. Ab der kommenden Saison haben wir von den E-Juniorinnen bis zu den B–Juniorinnen alle Jahrgänge im Punktspielbetrieb vertreten! Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Unterstützung im Verein weiterhin so gut bleibt und die Abteilung dadurch noch weiter ausgebaut werden kann. Damit würde die Akzeptanz und die Anerkennung des Frauen- und Mädchenfußballs innerhalb des Vereins und der Bevölkerung einen weiteren Schritt nach vorne machen. Das Engagement der Spielerinnen hätte es jedenfalls verdient! Jetzt muss noch die Stadt München weiter an der Förderung von Sportvereinen arbeiten, damit die sportliche Entwicklung nicht noch mehr eingebremst wird!

"Zeitlich gleicher Rahmenterminkalender"

Flo Riederer, SV Dornach, Sportlicher Leiter:

Ich bin seit knapp einem Jahr als sportlicher Leiter und im vergangenen halben Jahr war ich zusätzlich als Trainer interimsweiße für die Damen des SV Dornach verantwortlich. Der SV Dornach hat seit Jahren einen guten Damenbereich und weiß die Wichtigkeit für das gesamte Vereinsleben sehr zu schätzen. Zur neuen Saison haben wir uns mit einem neuen Trainergespann, bestehend aus einem älteren erfahrenen Trainer und einem 25-jährigen Spieler aus der 1. Herrenmannschaft (mit Landesliga Erfahrung) sehr gut aufgestellt. Hinzu kommt ein ausgeglichener Kader, in dem sieben Spielerinnen jünger als Jahrgang 2000 sind. Für die Zukunft des Frauenfußballs wünsche ich mir eine gesellschaftliche Gleichstellung zum Männerfußball, das beginnt auf Verbandsebene und im Spezielleren bei einem zeitlich gleichen Rahmenterminkalender.

"Unterstützung aus der Bayernliga Herrenmannschaft"

Resa Calin, TSV Dachau 1865, Trainer C-Juniorinnen:

Ich durfte in den letzten Jahren in mehreren Vereinen den "Münchener Frauenfußball" kennenlernen. Darunter sehr renommierte Vereine wie FC Puchheim, SV Untermenzing und FFC Wacker. Nun habe ich die Möglichkeit bekommen, beim TSV Dachau 1865 eine Mädchenmannschaft aufzubauen, die in drei Jahren als Damenmannschaft die Münchener Frauenfußball-Welt bereichern soll. Das was ich mir wünsche, wird 1:1 von den Verantwortlichen im Verein umgesetzt, da man erkannt hat, dass gerade der Mädchenfußball einen enormen Zulauf hat. 25 Neuanmeldungen während eines Jahres sagt eigentlich alles. Sogar Unterstützung aus der aktuellen Bayernliga Herrenmannschaft gibt den erst letztes Jahr neu gegründeten C-Juniorrinnen eine Extra Portion Auftrieb. Stürmer Marcel Kosuch gibt den Mädels wertvolle Tipps aus dem Bereich Leistungsfußball. Ich wünsche mir, dass möglichst alle Mädchen- und Frauenteams diese Art der Unterstützung erhalten. Denn es tragen ja auch alle Teams das Logo des Vereins auf den Trikots. Außerdem schreit keiner so laut den Namen des Vereins als Mädels im Kreis vor den Spielen.

"Dass Frauenfußball zu jedem Verein gehört"

Jana Sedlmaier, SpVgg Röhrmoos-Großinzemoos e.V., Koordinatorin Damen- und Mädchenfußball:

Seit 1998 bin ich Spielerin im Verein und habe seit 2013 ein offizielles Amt in der Abteilungsleitung inne. Ich wünsche mir für den Fußball der Mädchen und Frauen, dass er in den kommenden Jahren genauso zu jedem (Dorf-)Verein gehört wie der der Jungen und Männer.

"Viel, viel mehr Spielerinnen"

Andreas Hinmüller, ESV München, Abteilungsleiter Fußball:

Ich bin seit 2014 als Jugend- bzw. Abteilungsleiter Fußball beim ESV München tätig. Zu Beginn meiner Tätigkeit befand sich der Mädchen- und Frauenfußball beim ESV München gerade in der Anfangsphase und ist seit dem stark gewachsen. Wir konnten in der letzten Saison den Spielbetrieb in allen Jahrgangsstufen anbieten. Besonders wichtig ist mir, dass beim ESV München innerhalb der Fußballabteilung keinerlei Unterschiede zwischen den Mannschaften gemacht werden, egal ob Mädchen, Jungen oder Erwachsene. Wir sind sehr glücklich, dass sich viele Mädchen bei uns im Verein engagieren. Mein Wunsch wäre, dass noch viel, viel mehr Spielerinnen beim ESV München spielen.

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