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"Für die stillen Helden des Alltags"

Hans-Martin Köbler, Pfarrer Himmelfahrstkirche Pasing

Hans-Martin Köbler. (Bild: Köbler)

Wovor haben Sie Respekt?

 

Es sind die stillen Helden des Alltags, die mir imponieren: Die alt gewordene Frau, die sich jeden Morgen aufrappelt zu ihrem 450-Euro-Job. Weil die Rente nicht reicht. In aller Herrgottsfrüh steht sie auf, setzt sich die Strickmütze auf den Kopf, zieht los. Seit ein paar Jahren pflegt sie ihren kranken Mann. „Wir schaffen das schon,“ sagt sie. Sie jammert nicht. Ja, es könnte mehr an Unterstützung geben: von Nachbarn. Von staatlichen Behörden. Sich politisch dafür einzusetzen ist wichtig. Andere tun es. Hoffentlich. Für sie.

Da sind die drei Brüder, die ihren alt gewordenen Vater pflegen. Rund um die Uhr wechseln sie einander ab. Einen genauen Zeitplan haben sie aufgestellt. So sind sie für ihn da. Ihre Frauen haben sich daran gewöhnt. In anderen Familien sind es Töchter, die sich um Eltern und Schwiegereltern kümmern. Die drei Söhne lassen ihren Vater nicht im Stich. Ob ich das auch so könnte?

Die Konfirmandin wirkt reifer als die, die neben ihr sitzen. Ihre Eltern sind gehandikapt und brauchen Unterstützung. Wenn andere feiern, kann das Mädchen oft nicht mit. Sie kümmert sich um das Nötigste. Hat weniger Zeit. Manchmal ist sie auch genervt. Umso mehr genießt sie freie Stunden und Minuten. Ihr Lachen kommt von Herzen. Bewundernswert! Drei Beispiele. Fünf Menschen. Unscheinbare Helden. Sie leben mit dem, was ist. Was sie nicht ändern können. Verheddern sich nicht in Anklagen und Selbstvorwürfen. Leben einfach. Machen das Beste draus. Respekt!


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