„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“
Die Münchner SPD gedachte der Rede von Otto Wels
Im Wahlkreisbüro des Bundestagsabgeordneten Sebastian Roloff gedachte die Münchner SPD der Rede von Otto Wels gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis. Exakt 90 Jahre nach dem Beginn der damaligen Rede wurde die Tonaufnahme mit den bewegenden Worten von Otto Wels abgespielt.
„Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist die Erinnerung an die Schicksale der mutigen Abgeordneten zugleich auch Auftrag für unser heutiges politisches Handeln. Demokratie muss stets wehrhaft sein“, so die Stadträtin Micky Wenngatz, stellvertretende Vorsitzende der Münchner SPD und Vorsitzende von München ist bunt! e.V.
"Ihr Mut war überwältigend"
Neben dem Abspielen der Original-Tonaufnahme von Otto Wels hielt der Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff eine Gedenkrede. Außerdem wurden die Folgen des Ermächtigungsgesetzes und der nationalsozialistischen Diktatur von Micky Wenngatz anhand einiger bewegender Beispiele von Münchner Genossinnen und Genossen veranschaulicht.
„Als Bundestagsabgeordneter der SPD fühle ich mich den Schicksalen der damaligen Abgeordneten natürlich ganz besonders eng verbunden. Ihr Mut war überwältigend. Ihre Geschichte lehrt uns, dass wir antidemokratische und rechte Tendenzen im Keim ersticken und das Engagement der demokratischen Zivilgesellschaft stärken müssen. Diesen Auftrag nehmen wir an. Das Demokratiefördergesetz der Bundesregierung ist dafür ein aktuelles Beispiel. Wir werden Projekte zur Demokratieförderung und zur Stärkung der gesellschaftlichen Vielfalt langfristig absichern und stärken“, so Sebastian Roloff, Bundestagsabgeordneter
Sie riskierten ihr Leben
Vor 90 Jahren, am 23. März 1933, ebnete der Deutsche Reichstag mit seiner Zustimmung zum „Ermächtigungsgesetz“ dem NS-Regime den Weg zur Alleinherrschaft. Einzig Otto Wels und seine Genossinnen und Genossinnen der SPD stimmten gegen das Ermächtigungsgesetz, das endgültig die nationalsozialistische Diktatur etablierte. Sie riskierten damit ihr Leben. 26 von ihnen konnten schon nicht mehr an der Abstimmung teilnehmen. Mehr als 20 von ihnen befanden sich in sogenannter „Schutzhaft“ der Nationalsozialisten, andere waren bereits auf der Flucht.
Otto Wels hat als Vorsitzender der SPD-Fraktion bei der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten die letzte freie Rede vor dem Reichstag gehalten. Es war eine überaus mutige Rede, in der er die Grundsätze der Menschlichkeit, der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus vehement verteidigte.
KPD-Fraktion war schon ausgeschaltet
Die KPD war bei der damaligen Parlamentssitzung schon nicht mehr vertreten: Alle 81 Abgeordneten waren vor der Abstimmung entweder von den Nationalsozialisten verschleppt worden oder auf der Flucht.
Das Protokoll
Das Ermächtigungsgesetz zerstörte die Weimarer Verfassung, setzte die Grundrechte der Bürger außer Kraft und gab Hitler freie Hand. Der Reichstag, das Parlament, schaltete sich damit selbst aus. Warum die bürgerlichen und liberalen Parteien damals den Weg in die Katastrophe mitgingen, ist - wie die Rede Wels - im Protokoll der Reichstagssitzung vom 23. März 1933 zu lesen.
Es ist hier zu finden: https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w8_bsb00000141_00029.html.
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