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Flauschige Waisenkinder

76 Entenküken werden im Tierheim großgezogen

Die Aufzucht der Entenküken ist aufwändig: "Die Vogelbabys benötigen in den ersten Wochen eine Wärmelampe, da sie ohne die Mutter rasch unterkühlen", so die Tierheim-Sprecherin Judith Brettmeister. (Bild: Tierschutzverein München)

Bei einem Spaziergang in Münchner Parkanlagen kann man zu dieser Jahreszeit Stockenten mit ihren Jungen beobachten. „Allerdings brüten immer mehr Enten auch auf Balkonen und in luftigen Höhen, da sie von den Menschen aus ihrem natürlichen Lebensraum verdrängt werden“, sagt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. Wer merke, dass Enten auf dem Balkon nisten wollen, sollte die Elterntiere so schnell wie möglich verscheuchen. „Hat das Muttertier die Eier schon gelegt, muss man sie jedoch brüten lassen und unsere Tierschutzinspektoren sofort verständigen, sobald die Küken schlüpfen. In höher gelegenen Stockwerken müssen die Babys so schnell wie möglich eingefangen werden, um Stürze und Verletzungen zu vermeiden.“

Auch wer ein verwaistes Entenküken finde, müsse notfalls eingreifen. „Man sollte aber die Tiere über einen längeren Zeitraum beobachten und sie nicht sofort einfangen, denn die Mutter verlässt bei drohender Gefahr oder zur Futtersuche ihre Jungen und kehrt später wieder zu ihnen zurück. Taucht sie jedoch wirklich nicht mehr auf, muss man den Kleinen dringend helfen, da sie auf sich gestellt kaum überleben werden.“ Das Einfangen der flauschigen Küken gestaltet sich jedoch nicht immer einfach, insbesondere wenn sie sich auf dem Wasser befinden. Viele rufen unsere Tierschutzinspektoren oder die Polizei zur Hilfe. Die Vogelbabys kommen dann zu uns ins Tierheim, aber langsam wird der Platz knapp“, so Brettmeister.

Liebevolle Handaufzucht

Im Münchner Tierheim werden aktuell 76 Entenküken von Hand großgezogen, was recht aufwändig ist, denn die Vogelbabys sind unterschiedlich alt und müssen daher getrennt in ausbruchssicheren Parzellen untergebracht werden. „In den ersten Wochen ihres Lebens benötigen die Kleinen die Wärme ihrer Mutter. Unter deren Gefieder herrschen ca. 39 Grad Celsius. Da die Küken auf sich gestellt schnell unterkühlen, ist eine Wärmelampe vor allem in den ersten Wochen unabdingbar. Diese sollte so aufgestellt werden, dass sie nicht den ganzen Käfig bestrahlt und das Entlein in eine andere Ecke ausweichen kann, wenn es ihm zu warm wird“, erklärt Brettmeister. Zur Handaufzucht benötige man außerdem eine Vogeltränke oder ganz flache Schale, in der die tollpatschigen Vögelchen nicht baden können. „Im Umgang mit Wasser muss man vorsichtig sein, denn Enten lieben es, zu schwimmen. Das kann unerfahrenen Vogelbabys schnell zum Verhängnis werden. Daher muss man stets ein Auge auf sie haben und sollte in den ersten Wochen nur eine Plastikschüssel mit Wasser anbieten, die eine Ein- und Ausstiegshilfe besitzt.“ Erst wenn die Küken sicher ohne diese Hilfestellung in die Schüssel und wieder raus kommen, kann man ihnen einen größeren Wasserbehälter (z.B. Käfigunterboden) zum Schwimmen anbieten.

Mit sechs bis acht Wochen bilden sich die Flügel der Jungtiere aus und sie werden langsam flügge. „Unsere Schützlinge kommen dann in die Auswilderungsstation nach Olching, wo sie professionell auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet werden“, versichert die Tierheim-Sprecherin.

Um möglichst viele Entenleben zu retten, bedarf es der Mithilfe aufmerksamer Münchner: „Wer eine Entenfamilie auf dem Balkon hat oder ein verwaistes Küken findet, kann sich unter der Tel. (089) 921000-33 oder per Mail an inspektoren@tierschutzverein-muenchen.de bei unseren Tierschutzinspektoren melden. Wir helfen Ihnen und den Tieren gerne weiter!“


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