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Faszinierende Wildtiere

Rehe haben viele Besonderheiten

Gerade im Herbst und Winter sind Rehe häufig in Wildunfälle verwickelt. (Bild: Thost/pixelio.de)

Vergangenes Wochenende wurde die Uhr von Sommer- auf Winterzeit umgestellt. Der Vorteil: Es wird morgens früher hell. Eher nachteilig ist jedoch, dass die Sonne bereits gegen 17 Uhr untergeht. "Damit verlagert sich der Feierabendverkehr, was häufigere Wildunfälle mit dämmerungs- und nachtaktiven Tieren zur Folge hat", erklärt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. Im Jahr 2015 seien in Deutschland 263.000  Wildunfälle gemeldet worden, was einem Anstieg um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspreche. "Wie immer um diese Zeit möchten wir also alle Autofahrer bitten: Fahren Sie bei Wildwechselwarnschildern langsam und vorsichtig!"

"Heimischen Wildtiere näher bringen"

"Rehe sind am häufigsten in Wildunfälle verwickelt", weiß die Tierschützerin, "gefolgt von Hasen oder Kaninchen und Wildschweinen." Für das Wild gehe eine Kollision meist tödlich aus, "durch den heftigen Aufprall werden aber auch die Fahrer oft schwer verletzt." Fuß vom Gas laute also in beidseitigem Interesse die Devise.

Der Aufruf des Tierschutzvereins soll jedoch nicht nur dazu dienen, auf die Gefahren eines Wildunfalls hinzuweisen, "das machen jedes Jahr etliche Medien, wenn auch angesichts der Unfallstatistiken nur mit mäßigem Erfolg", bedauert Judith Brettmeister. "Wir möchten unseren Lesern zugleich die heimischen Wildtiere näher bringen, Besonderheiten erklären und aufzeigen, warum die Tiere schützenswert sind."

Eine faszinierende Eigenschaft von Rehen sei beispielsweise die Keimruhe: "Die Paarung findet im Juli und August statt, allerdings wächst der Embryo nach der Einnistung erst im Dezember weiter, sodass das Kitz nach ca. neuneinhalb Monaten Tragzeit im Mai oder Juni des nächsten Jahres zur Welt kommt. Der Vorteil dieses cleveren Tricks ist es, dass die Paarung sowie die Säugezeit in den nahrungsreichsten Monaten stattfinden", erklärt die Sprecherin. "Eine weitere Besonderheit: Beginnt der Frühling später, können die Weibchen sogar die Geburt nach hinten verschieben."

Wussten Sie, dass...?

Sehr berührend findet Judith Brettmeister die Bindung des Muttertieres zu ihrem Nachwuchs: "Rehmütter kümmern sich aufopferungsvoll um ihren Nachwuchs und adoptieren oft sogar fremde Kitze. Einmal angenommen, behütet die Mutter das Kitz wie ihr eigenes und bringt ihm alles fürs Leben Notwendige bei." Darunter auch die richtige Nahrungsselektion, wie die Tierschützerin erklärt: "Rehe fressen für gewöhnlich nur Kräuter, die sie auch kennen. Probieren sie etwas Neues, naschen sie ausschließlich von dieser Pflanze und warten ab, ob sich negative Wirkungen zeigen. Kitze ahmen dabei ihre Mütter nach und bekommen auch mal eine auf den Deckel, wenn sie versuchen eine fremde Pflanze zu fressen."

Auch zeigen sich diese Wildtiere als sehr anpassungsfähig: "Häufig durch den Menschen gestört, wechselten sie im Laufe der Jahre ihren Lebensrhythmus und wurden nacht- statt tagaktiv. Zudem gibt es aufgrund der durch den Menschen veränderten Landschaft immer häufiger Feldrehe: Sie leben auf dem Feld statt im Wald, schlafen im Freien und sind nicht mehr in kleinen Gruppen oder einzeln, sondern in großen Verbänden unterwegs. Ihre Deckung haben sie zum Teil aufgegeben, sodass sie bei Gefahr auf große Distanz fliehen."

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