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"Es ist ein massiver Eingriff"

Vorerst kein Präsenzunterricht / Faschingsferien in Bayern entfallen / Zwischenzeugnisse erst im März

Kultusminister Prof. Dr. Piazolo sagte zur Kritik an der nicht sehr gut funktionierenden Lernplattform mebis: "Das ist eine beinahe unnatürlich gehypte Debatte, eine beinahe unnatürliche Fixierung auf dieses Thema." (Bild: Andreas Gebert)

"Der gesamte Schulbetrieb wird umgestellt. Wir wechseln völlig in den Distanzunterricht." So kündigte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo am Donnerstag nachmittag an, wie der Unterrichtsbetrieb nach den Weihnachtsferien am kommenden Montag weitergeht.

Für alle Schüler (also ausnahmslos alle Schularten und alle Jahrgangsstufen) wird es bis 29. Januar verpflichtenden Distanzunterricht geben. "Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen", erklärte Piazolo das Dielmma der Schulen, die hohen Infektionszahlen machen es aber nötig, dass auch die Schulen ihren Beitrag zur Kontaktreduzierung bringen.

Ferien entfallen

"Diese Entscheidung greift massiv in den Schulbetrieb ein. Gerade jüngere Kinder werden ohne Unterstützung durch Erwachsene nicht auskommen", so Piazolo. "Uns ist bewusst, welche Belastung das auslöst." Ob im Februar mit Präsenzunterricht begonnen werden könne, wisse man noch nicht.

Um Lücken zu verringern, wird anstelle der Faschingsferien (geplant für 15. bis 19. Februar) eine zusätzliche Unterrichtswoche angesetzt - wenn möglich im Präsenzunterreicht.

Zeugnisse gibt's erst am 5. März

Daneben kündigte Piazolo weitere Maßnahmen an:

- die Anzahl der Proben für das Übertrittszeugnis wird auf 14 reduziert

- der Termin für das Übertrittszeugnis um fast eine Woche nach hinten verlegt

- alle Abschlussprüfungen (Quali, Mittlere Reife, Abi) werden verschoben. Details dazu werden noch abgesprochen.

- die Zwischenzeugnisse werden nicht am 12. Februar, sondern erst am 5. März ausgegeben.

"Unnatürliche Debatte" rund um mebis

Der Kultusminister versuchte bei seiner Pressekonferenz am Donnerstag, zwei "Missverständnisse" auszuräumen:

Zum einen laufe der Distanzunterricht zwar digitalgestützt ab, aber nicht ausschließlich digital. "Schulbuch, Arbeitsblatt und Schulheft gehören dazu und werden eingesetzt", so Piazolo.

Zum anderen sei Distanzunterricht nicht gleich mebis. Man habe neben dieser Lernplattform eine große Anzahl an Tools, so Piazolo: "mebis ist weiß Gott nicht das wichtigste!" Er räumte ein, dass es zeitweise Ausfälle bei mebis gab, die ärgerlich seien. Meistens habe der Zugriff aber funktioniert. Man habe monatelang viel getan, um mebis zu stärken und habe z.B. die Speicherkapazität erhöht. mebis sei aber nie für die gleichzeitige Kommunikation vieler gedacht gewesen, unter der es zuletzt vor Weihnachten zusammengebrochen war.

Die heftige Kritik am Sorgenkind mebis hält Piazolo so nicht für gerechtfertigt. "Das ist eine beinahe unnatürlich gehypte Debatte", sagte er. "Es ist eine beinahe unnatürliche Fixierung auf dieses Thema angesichts dessen, was Corona u.a. in den Heimen ausmacht."

Das Thema Chancengerchtigkeit sei weitaus wichtiger, denn im Distanzunterricht können man nicht alle Schüler so mitnehmen kann wie im Präsenzunterricht. "Wir müssen immer auch die Schwachen im Blick haben und wen wir verlieren", so Piazolo, "das passiert mir zu wenig!"

Dem Unterrichtsbeginn sieht der Minister zuversichtlich entgegen: "Wir haben alles getan, um uns vorzubereiten", meinte er, "und ich hoffe, dass es funktioniert."


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