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"Es gibt Hilfe und ich kann sie holen"

Ehrenamtliche stehen Hilfsbedürftigen zur Seite

Jeder Mensch kann hilfsbedürftig werden - nicht erst im Alter. Wenn man sich nicht mehr selbst um die Organisation des Alltags kümmern kann, sorgt das Betreuungsgericht für einen Betreuer. Doch hauptamtlichen Betreuern fehlt es oft an Zeit. Daher sucht der Betreuungsverein des SkF (Sozialdienst katholischer Frauen e.V. ) ehren­­amt­liche Betreuer, die sich um hilfsbedürftige Menschen kümmern. Christa Eusterholz ist seit 1992  gesetzliche Betreuerin und seit 1998 für die Beratung, Begleitung und Fortbildung der ehrenamtlicher Betreuer im Betreuungsverein zuständig. Mit ihr sprach Johannes Beetz.

"Zeit spielt eine sehr große Rolle"

Ehrenamtliche können hauptamtliche Betreuer oder Pflegekräfte nicht ersetzen. Was können sie beitragen?

Christa Eusterholz: Für den Betreuten ist ein ehrenamtlicher Betreuer ein besonderer Gewinn, weil er sich viel intensiver um den Betreuten kümmern kann. Das heißt, er hat in der Regel mehr Zeit für den persönlichen Kontakt, er kann besser auf die Bedürfnisse eingehen. Er kann ihn auch mal auf ein Amt oder zum Arzt begleiten.

Vielen Pflegekräften fehlt Zeit für ihre Klienten ...

Christa Eusterholz: Aufgrund der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft gibt es immer mehr Pflegebedürftige. Die Zeit spielt dabei eine sehr große Rolle. Der große Vorteil unserer Ehrenamtlichen: Sie möchten und können auch Zeit aufbringen. Aber natürlich dürfen sie sich dabei auch nicht selbst überfordern. Deshalb ist wichtig, dass wir Berufsbetreuerinnen den Ehrenamtlichen professionell zu Seite stehen. In regelmäßigen Abständen tauschen wir uns über Erfahrungen aus, bieten Fortbildungen an und stehen ihnen auch bei wenn mal Probleme auftauchen.

"Im Vordergrund stehen häufig Ängste"

Woran fehlt es Pflegebedürftigen und ihren Familien Ihrer Erfahrung nach am meisten?

Christa Eusterholz: Das Wissen um die Erkrankung und der entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten. Im Vordergrund stehen häufig nur Ängste: die Angst, den Angehörigen zu verlieren; die Angst, sein Leben nicht mehr so weiter führen zu können wie bisher. Und da ist es besonders wichtig zu wissen: Es gibt Hilfe und ich kann mir die Hilfe auch holen.

"Es ist sehr bereichernd"

Welche Erfahrungen machen Ehrenamtliche?

Christa Eusterholz: Der häufigste Satz, den ich von unseren ehrenamtlichen Betreuern höre, ist: „Ich habe das Gefühl, wirklich etwas Sinnvolles zu tun, und es freut mich, dass ich wirklich gebraucht werde und meine Arbeit geschätzt wird.“ Es ist natürlich ein aufwendiges Ehrenamt, aber auch sehr bereichernd. Die Ehrenamtlichen gewinnen neue Kenntnisse im medizinischen, psychiatrischen und psychologischen Bereich. Sie haben Umgang mit unterschiedlichen Behörden. Und ich habe das Gefühl, dass ihnen eine Betreuung auch die Angst davor nimmt, im Alter auf jemanden angewiesen zu sein.

Kontakt: Betreuungsverein des SkF, Christa Eusterholz, Tel. 55981-261, Mail c.eusterholz@skf-muenchen.de.


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