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"Es gab noch nie so viele Lehrkräfte wie heute"

Kultusministerium sieht Bayern gut aufgestellt

Kultusminister Michael Piazolo. Das von ihm geführte Ministerium sieht Bayern in Sachen Lehrkräftebedarf gut aufgestellt. (Bild: STMUK)

"Der Lehrkräftemangel ist das derzeit größte Problem im Schulbereich", sagt der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnernverband. Er zeigte sich von einer neuen Studie alarmiert, die für die kommenden Jahre viel dramatischere Lücken prognostiziert als die Kultusministerkonferenz (KMK). In den vergangenen Wochen haben sich in unseren Ausgaben Lehrer, Schüler und Eltern mit ihren Verbänden dazu geäußert. Aber wie schätzt das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus die Lage ein?

"Alle offenen Stellen besetzt"

"Die Versorgung der Schulen mit hochqualifiziertem Personal hat für den Freistaat Bayern höchste Priorität. So wurden z.B. in der laufenden Legislaturperiode jährlich 1.000 neue Planstellen für Lehrkräfte geschaffen. Es gab noch nie so viele Lehrkräfte in Bayern wie heute", beantwortete das Ministerium die Anfrage der Wochenanzeiger.

Auch zum Schuljahr 2021/2022 sei trotz der Herausforderungen durch die Pandemie die Deckung der Lehrerbedarfe erfolgt. "Es konnten über alle Schularten hinweg alle offenen Stellen besetzt werden, darunter auch die 1.000 neuen zum Schuljahr zusätzlich geschaffenen Lehrerstellen", so das Ministerium.

Mobile Reserve und Integrierte Lehrerreserven seien zu Schuljahresbeginn nochmals deutlich ausgebaut worden. U.a. an Grund- und Mittelschulen springen diese ein, um Krankheitsfälle abzufangen. Dieses System habe sich bestens bewährt, um den Unterrichtsbetrieb in ganz Bayern sicherzustellen.

Quereinsteiger willkommen

"In Bayern sind wir insgesamt sehr gut aufgestellt", sagt das Ministerium mit Blick auf die kommenden Jahre und vertraut auf seine Planungen: Die zugrundeliegende Prognose hinsichtlich des kommenden Lehrkräftebedarfs habe in Bayern eine "sehr hohe Qualität".

Um den Lehrerbedarf an den Grund-, Mittel- und Förderschulen zu decken, gibt es vielfältige Maßnahmen: Alle geeigneten neuen Absolventen dieser Lehrämter werden eingestellt. Daneben setzt das Ministerium vor allem auf die Zweitqualifizierung von voll ausgebildeten Realschul- oder Gymnasiallehrkräften. Seit dem Schuljahr 2020/2021 werden zudem freiwillige (z.B. späterer Eintritt in den Ruhestand) und dienstrechtliche Maßnahmen umgesetzt (z.B. ein Arbeitszeitkonto im Grundschulbereich), um kurz- und mittelfristig die Kapazitäten zu erhöhen. Zusätzlich hierzu starten ab diesem Schuljahr 2021/2022 Sondermaßnahmen zur Gewinnung von Quereinsteigern für die Mittel- und Förderschule.

Daneben wurde zusätzliches externes Personal gewonnen, um Bereiche außerhalb der sog. Kernstundentafel zu unterstützen (z. B. Vorkurs Deutsch 240, Besonderer Unterricht, Ganztag). Die vorhandenen Lehrerkapazitäten können so verstärkt in den Kernbereichen eingesetzt werden.

Hinzu kommen langfristig wirkende Maßnahmen wie die seit 2018 erfolgte Erhöhung der Ausbildungskapazitäten an den bayerischen Universitäten deutlich erhöht (z.B. fünf neue Lehrstühle für Sonderpädagogik und die Schaffung von zusätzlichen Studienplätzen für das Lehramt Grundschule).

Sondermaßnahmen für Mittelschulen

Bayern rekrutiert seine Lehrer in erster Linie durch die Einstellung von Absolventen, die die Zweite Staatsprüfung erfolgreich abgeschlossen und damit eine vollständige Lehrbefähigung erworben haben. Daneben werden Lehrkräfte aus anderen Bundesländern eingestellt. Weil der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte aber deutschlandweit angespannt sei, können seit diesem Schuljahr auch Absolventen von Studiengängen außerhalb der regulären Lehrerbildung in eine zweijährige praktische Lehrerausbildung einsteigen. Sie sollen dann in den Mittelschulen eingesetzt werden.

Das Ministerium versucht, am Lehrerberuf interessierte Abiturienten verstärkt für Schularten jenseits des Gymnasiums zu gewinnen. Die Einstellungsaussichten in den nächsten Jahren seien "gerade im Bereich der Mittelschule hervorragend", schreibt das Ministerium. Oder anders gesagt: Hier sind die Lücken schwerer zu füllen als bei anderen Schularten.

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