"Es bewegt sich was beim FC Ludwigsvorstadt!"
Integration und Toleranz: Zwei Studenten setzen sich ein
Robert Schmid und Tobias Weber haben vieles gemeinsam: Beide sind 24 Jahre alt, haben eine soziale Ader, studieren an der Munich Business School den Master Sports Business & Communication, lieben den Sport und spielen seit Jahren Fußball beim FC Ludwigsvorstadt (FCL). Seit Jahresbeginn engagieren sich die zwei ambitionierten Studenten ehrenamtlich im Bereich Sponsoring und PR für ihren Verein. Pläne für künftige Projekte gibt es schon viele, aber lassen sich diese so leicht umsetzen?
Für das Viertel
Der FCL bietet vielen Jugendlichen einen sportlichen Ausgleich zum Alltag sowie eine zweite Heimat. Aus diesem Gefühl der Verbundenheit heraus entwickelte sich auch der freiwillige Einsatz der zwei Studenten: "Wir haben beobachtet, dass es im Bereich Öffentlichkeitsarbeit Vakanzen bei uns im Verein gibt. Der FCL entwickelt sich seit Jahren positiv, was jedoch kaum nach außen kommuniziert wurde", erklärt Tobias Weber, der seit 2007 Mitglied im Verein und inzwischen als Jugentrainer der C2 Mannschaft aktiv ist. Robert Schmid, der seit 1996 aktiv ist, ergänzt: "Durch unser Studium sind wir prädestiniert dafür, uns um Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit zu kümmern. Für uns hat es den Vorteil, dass wir die Theorie aus dem Studium direkt in die Praxis umsetzen können."
So wurde zunächst die Ist-Situation analysiert, um künftige Projekte zu planen, wie Weber und Schmid erläutern: "In unseren 23 Teams - davon 16 Juniorenmannschaften - sind unter den 500 Mitgliedern etwa 20 Nationen vertreten. Darauf sind wir auch sehr stolz. In der Zusammenführung sämtlicher sozialer Schichten, Bildungs- und Altersgruppen sehen wir die Hauptaufgabe unseres Vereins. Daher haben wir uns zu Beginn unseres Engagements gefragt, wie wir den Verein noch mehr in den Dienst des Viertels stellen können. Als zu diesem Zeitpunkt die Anfrage eines Münchner Waisenhauses im Raum stand, ob eine Gruppe von jugendlichen Flüchtlingen bei uns mittrainieren dürfe, haben wir nicht lange gezögert."
Einsatz und Herausforderungen
Seit November trainieren nun fünf Flüchtlinge in der C2-Jugend des FC Ludwigsvorstadt. "Alle haben eine lange Reise aus ihren Heimatländern hinter sich", so Tobias Weber. "Sie kommen aus den unterschiedlichsten Krisengebieten wie Somalia, Syrien oder Irak und sind alle zwischen 13 und 14 Jahre alt."
So sehr sich der Verein freut, den fünf jungen Menschen einen sportlichen Ausgleich und eine Ablenkung vom oft tristen Alltag geben zu können, muss der Sportbetrieb dabei auch große Herausforderungen meistern. Das Stellen von Sportbekleidung sowie die Betreuung der Flüchtlinge zählen dabei zu den kleineren Problemen: "Die größte Hürde ist die Bürokratie. Es fängt damit an, dass die Flüchtlinge teils keine Ausweispapiere haben. Wie sollen wir so einen Spielerpass beantragen können? Es muss für die Vereine einfacher sein, die Flüchtlinge in den Spielbetrieb integrieren zu können. Nur Training ist auf Dauer keine Lösung", meint Tobias Weber. "Hier wünschen wir uns mehr Flexibilität seitens der Verbände." An einem effektiven und einheitlichen Münchner Konzept für aktive Flüchtlingshilfe arbeitete der Bayerische Fußball-Verband (BFV) unter der Leitung des Kreisvorsitzenden Bernhard Slawinski bereits. Dieses soll den Vereinen in wenigen Wochen vorgestellt werden. Bis dahin gilt es für den FCL, diese fünf Jugendlichen weiterhin im Rahmen des Trainings zu fördern und in die Gemeinschaft einzubinden. "Sie sind übrigens sehr gut vom Rest der Mannschaft integriert worden und haben sichtlich Spaß am Fußball", freut sich ihr Trainer Tobias Weber.
"Vieles in Planung"
Weitere Projekte rund um Gewaltprävention, Jugendarbeit und Integration sind bereits in Planung. "Wichtig ist jedoch, dass wir das volle Vertrauen unseres Vorstands genießen und auch Sachen ausprobieren können. Wir haben viele Ideen, die von Inklusion bis hin zu Projekten im Straßenfußball reichen. Was machbar ist, bleibt noch abzuwarten", sagt Robert Schmid. "Wir stehen erst am Anfang unserer Entwicklung und haben auf jeden Fall eine Menge Gedanken im Kopf." Und diese gilt es ja auch zu finanzieren, weshalb die zwei Männer neben dem Studium auch auf Sponsorensuche sind. "Eines ist jedoch jetzt schon klar: Es bewegt sich was beim FC Ludwigsvorstadt, vor allem im sozialen Bereich! Und das sollen die Leute ruhig wissen."
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