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"Erzieherische Berufe besser bezahlen!"

Pädagogen danken für Solidarität der Eltern

Die Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienste im Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband mit MLLV-Vorsitzender Waltraud Lucic, Bosiljka Müller, stv. Fachgruppenleiter Michael Barnikel, Claudia Maenza, Claudia Pitzer, Elvira Brunner, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst im MLLV, Hanne Jarosch-Schwandner. (Bild: pi)

Johann Wolfgang von Goethe zeigt mit einer Metapher, wie schwer es ist etwas aufzuholen, das von Anfang an versäumt worden ist: „Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.“

Waltraud Lucic (Vorsitzende des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbands) verweist auf Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an der FH Koblenz:„Seit den 80er Jahren hat der Erzieherberuf in der Gesellschaft eine stetige Abwertung erfahren“, sagte er; hätten vor 30 Jahren noch viele Erzieher Abitur mitgebracht, habe sich die professionelle Betreuung von Kindern in den letzten Jahren in Richtung eines Zuverdienst-Berufs entwickelt.

Beruf ist unattraktiv geworden

Doch nicht nur bei Qualifizierung und Aufstiegschancen für angehende Fachkräfte seien Mängel festzustellen. Es fehlen attraktive Rahmen- und Arbeitsbedingungen, so Lucic.

Der Beruf ist für Einsteiger unattraktiv – Anerkennung und Bezahlung stehen in keiner Relation zur notwendigen langen Ausbildung (Erzieher sind fünf Jahre in Ausbildung - auf Meisterniveau), meint auch Michael Barnikel (stv. Fachgruppenleiter "Sozial- und Erziehungsdienst" im MLLV). Es fehle an genügend gut ausgebildetem, gut motiviertem und engagiertem Personal.

Anforderungen steigen

Doch die Anforderungen an die Bedingungen in den Kindergärten sind gestiegen. Beziehungskompetenz ist selbstverständlich die Grundvoraussetzung. Die gemeinsame Förderung von Kindern mit verschiedenen sprachlichen und kulturellen Hintergründen erfordert sowohl interkulturelle Kompetenz als auch Sprachvermittlungskompetenz.

Die Diskussion um die Verkürzung der Erzieherinnenausbildung als Antwort auf den Fachkräftemangel sei der falsche Ansatz, so der MLLV. Um die besten Pädagogen für die frühkindliche Bildung zu gewinnen, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden und die sozial-, erzieherischen Berufe müssen besser bezahlt werden.

"Unser höchstes Gut"

Zu keiner Zeit sind Lernchancen und auch Lernwille des Menschen so groß wie in der frühen Kindheit. Was im Kindergartenalter nicht grundgelegt wird, kann nur sehr schwer aufgeholt werden.

"Menschen in sozial-, erzieherischen Berufen erziehen und bilden unser höchstes Gut: unsere Kinder!", unterstreicht Lucic, "Erzieherinnen und Erzieher wollen gehört werden! Kinderpflegerinnen und –pfleger wollen Wertschätzung erfahren!" Der Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband hat sich solidarisch mit seiner Fachgruppe "Sozial- und Erziehungsdienst“ erklärt.

Dass sie Eltern unter dem Streik leiden, ist Michael Barnikel bewusst: "Wir bedanken uns für das Verständnis und die Solidarität der Eltern, für die dieser Streik eine erhebliche Belastung darstellt", sagt er. "Hier haben die Eltern verstanden, dass wir auch für ihre Kinder streiken. Während viele Politiker offenbar nicht realisiert haben, dass es um die Zukunft unserer Gesellschaft geht."


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